Gebet

Was ist Gebet?

Es ist die direkte Kontaktaufnahme mit Gottvater persönlich - egal, ob

man in der Anrede zu dem "Vater" spricht oder dem Sohn, Jesus Christus

. Völlig nebensächlich ist die Form in Rede und äußerer Haltung

(l. Sam. 9 - l8). Wichtig jedoch ist die innere Haltung: hierzu hat

uns Jesus Christus neben dem Vaterunser eine Reihe weiterer Anhalts-

punkte zum Gebet gegeben: Mt. 6, 5 ff. (Redlichkeit, Aussöhnung mit

anderen), Mk. ll, 24 - 26 (Vertrauen), Lk. ll, 5 - 13

(Beharrlichkeit), Lk. 18, 9 - l4 (Demut).

Weiter ist es sicher gut, Gebete nachzusprechen - schon alleine um ei-

nen Einstieg ins Gebet als solches zu bekommen. Trotzdem ist es gerade

aus der Gewissheit heraus, dass Jesus lebt, wichtig und sinnvoll, ihn

direkt mit eigenen Worten anzureden - er hört uns ja! Auch wenn er un-

sere geheimsten Wünsche kennt und unsere Herzenshaltung sieht, lässt er

uns die Freiheit, unsere Bitten und Dank vorzubringen, wie wir es mei-

nen, lässt sich dadurch sogar beeinflussen. Nicht nur einmal redete

(betete) Moses auf Gott ein, um ihn Gnade über das Volk Israel finden

zu lassen. (2. Mose 32, 7 -14; 4. Mose 14, 18 - 21). Auch David macht

diese Erfahrung (2. Samuel 24, l7ff.). In der Bibel finden sich etli-

che Beter, die erhört werden - allerdings werden sie zu Zeiten auch

nicht erhört.

Unser prominentestes Beispiel hierfür ist Gottes Sohn selbst, Jesus Christus, als er Gottvater darum bittet, den Kelch an ihn vorüberziehen zu lassen. Allerdings wäre Jesus nicht Gottes Sohn gewesen, wenn er nicht die folgenden Sätze geprägt hätte, die mich persönlich immens beeindruckt haben und das auch noch tun: "Doch nicht was ich will, sondern was Du willst" Mk. 14, 36 Andere Übersetzung: "Doch nicht, was ich will, sondern was Du willst, soll geschehen." (Elberfelder / Hoffnung für Alle)

Daraus spricht nicht nur göttliche Einsicht, sondern auch für uns kann dieser Wunsch nach-

vollziehbar sein. Ich kenne dazu ein gutes Beispiel:

Angenommen, wir stehen auf einer Kreuzung, sehen wir in alle möglichen

Richtungen, allerdings wird uns der Blick auch verstellt: Durch die

Dinge, die wir sehen - Autos, Menschen, Verkehrsschilder. Schwebten

wir in einem Ballon über der Kreuzung, könnten wir alles unverstellt

in der Übersicht sehen und hätten eine völlig andere Übersicht. So in

etwa müssen wir uns unsere und Gottes Sicht unseres Gebets vorstellen.

Wir sind mittendrin - das, was wir uns wünschen, kann, aber muss nicht

das Günstigste für uns sein. Wir sehen zwar einen gewissen Abschnitt,

aber haben keine Übersicht.

Mein einziger ernsthafter Fahrradunfall in Frankfurt ereignete sich auf eine Art, die das noch

anschaulicher machen kann. Ich zog an einer Autoschlange, die an einer roten Ampel warte-

tue, vorbei, konnte durch einen Lkw allerdings nicht sehen, dass dieser einen anderen durchlassen wollte zum Abbiegen - der mich prompt auf die Hörner nahm. Aus der Sicht im Ballon hätte ich die Gefahr gesehen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass der Heilige Geist mich zu warnen versuchte und ich nicht hörte... aber das steht auf einem anderen Blatt und illustriert die Freiheit, auf Gottes Reden zu hören, oder es zu ignorieren...

Jetzt Wollen Wir aber mal praktisch Werden: Es gibt eine ganze Reihe verschiedener

Gebetsarten. Vielleicht können Wir ein paar sammeln! Horrido

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Es gibt aber auch noch andere Worte, in denen "Gebet" vorkommt, die

aber kein Gebet kennzeichnen, sondern die Umstände, die uns im Zusam-

menhang mit Gebet bewegen. So z.B. Gebetserwartung oder Gebetsmüdig-

keit und Gebetserhörung.

Zum ersten Punkt habe ich einige Fragen an Euch, die weiterhelfen

können:

1. Warum bete ich überhaupt?

2. Zu wem bete ich?

3. Was erwarte ich vom Gebet?

4. Wann habe ich zuletzt bewusst gebetet?

5. Worum bete ich?

6. Wie ich bin ich bereit, das gleiche Anliegen vor Gott zu

wiederholen? `

In der Beantwortung der Fragen kann jeder seine Gebetserwartung able-

sen. Ich möchte darüber auch gerne mit Euch sprechen...

Wodurch kommt Gebetsmüdigkeit?

Es gibt drei wichtige Punkte, die in der Hauptsache zu Gebetsmüdigkeit

führen. Erwartungsdruck, ausschließliche Selbstbetrachtung (nur Bitten

äußern) und Zeitzwang.

 Erwartungsdruck ergibt sich z. B. aus der Situation, dass in einer Ge-

betsgemeinschaft es sich ergibt, dass reihum gebetet wird. Man kann

sich ausrechnen, wann die Reihe an einen selbst ist und überlegt sich

schon vorher Gebetsworte, doch dann spricht sie einer der vorher Be-

tenden - eine Situation die sicher jeder hier schon einmal erlebt hat.

Der Erwartungsdruck, der sich aus der Reihenfolge ergibt, lässt dann

verstummen. Eine ähnliche Situation kann auch in einer Gebetsrunde

entstehen, die sich frei entwickelt. Nämlich dann, wenn die Pausen zu

lang werden und dieses nicht innerlich akzeptiert werden kann. Erwar-

tungsdruck entsteht auch im stillen Kämmerlein, wenn man stets auf das

Reden Gottes wartet und meint, nichts Rechtes zu hören. Durch die per-

manente Erwartungshaltung verstellt man sich die Offenheit, Gott reden

zu hören.

Das führt zum zweiten Grund über: Ausschließlich bitten. Dadurch kann

man sich auch in Erwartungsdruck versetzen - dass man wartet, die Bit-

ten erfüllt zu bekommen. Aber gerade da ist es wichtig, auf Gottes

Zeitpunkt zu warten. Warten zu wollen. Vor lauter Bitten entgeht ei-

nem auch stets der Segen, der im Danken liegt. Durch das Danken für

die guten Dinge, die Gott uns gibt, verändern wir unsere Sicht hin zum

Positiven, gerade dadurch können wir erkennen, wie sehr unsere Gebete

erhört werden, auch wenn es sich um "Seufzer des Herzens" handelt. (Rö

8, 26) Danken (zu Beginn des Gebetes) lenkt den Blick weg von den täg-

lichen Problemen, die uns beschäftigen, wir können Gottes Sicht der

Dinge zu einem guten Teil annehmen und sogar erkennen.

Der letzte Punkt, Zeitzwang, ist eigentlich der Schrecklichste in mei-

nen Augen. Woher kommt der Zwang, uns einer Zeit zu beugen, die wir

nicht gesetzt haben? (-> Unsere Zeit liegt, tatsächlich, in Gottes

Händen) Wir können immer und überall beten - ob im Stau oder in der U-

Bahn oder morgens nach dem Frühstück oder wo auch immer.

Ich nehme mir morgens bewusst eine Stunde Zeit fürs Frühstück - allerdings esse ich nicht so

lange. Die Hälfte der Zeit dient der Besinnung durch Bibellesen oder Gebet. Irgendwann bin

ich auf den Gedanken gekommen, dass mir eine halbe Stunde mehr Schlaf keineswegs größe-

re Erholung bringt. Allerdings lässt sich das natürlich nicht auf jeden übertragen. Trotzdem

können wir uns vor Augen halten, wie viel Zeit wir für irgend etwas verwenden, was oftmals

nicht klar ist. Mir persönlich ist z. B. die Zeit nach der Arbeit enorm wichtig, um einfach nur

auf der Couch zu sitzen und abzuschalten. Meistens verbringe ich etwa eine Stunde damit,

um Abstand zu gewinnen vom Arbeitsalltag. In dieser Zeit bete ich selten, denn meistens füh-

le ich mich nicht in der Lage dazu. Was allerdings hindert mich daran, ein Dankgebet zu

sprechen über die Dinge des Tages, wie die Bewahrung? Ab und zu ja, da bete ich in dieser

Zeit. Letztlich stürzte ich von der Leiter und da ist mir so recht bewusst geworden, wie sehr

ich Grund zur Dankbarkeit habe. Das hätte mir schon öfter passiert sein können. Der Sturz,

so schmerzhaft er war, führte mich ins Gebet voller Dankbarkeit über die Bewahrung, die ich

immer wieder erfahre. Wie ofi schon wäre ich beinahe überfahren worden? Oft, sehr oft. Und

wenn es nur ein kurzes Wort des Dankes an Gott ist in der Situation, so ist es doch ein Gebet

- und kostet kaum Zeit.

0 Wem: ich mir vornehme, stets um 08.30 zu beten. und es kommt etwas dazwi-

schen - bin ich frei, abends oder allgemein später zu beten?

Fragt Euch selbst, was ihr mit Eurer Zeit macht. Fragt Euch, wer die

Zeit geschaffen/gesetzt hat. Woher kommt der Druck - Zeitdruck - dem

wir uns aussetzen???

Wie komme ich zu der Erfahrung, dass Gott meine Gebete erhört?

Der erste Faktor ist Zeit, die spielt auch hier eine große Rolle. Las-

se ich zu, dass Gott meine Gebete in der Zeit erhört, die er für rich-

tig erachtet? Es gibt da zwei wichtige Fachworte in der christlichen

Szene, die ihr vielleicht schon einmal gehört habt: KAIROS UND KRONOS

Übersetzt bedeutet das: Zeitpunkt Gottes und Zeitpunkt der Welt.

Wir können uns immer vor Augen halten, dass Gott ein eigenes Zeitmaß

hat und aufgrund seiner "Ballonsicht" auch den besten Zeitpunkt kennt,

zu dem Dinge geschehen sollten, oder ob es überhaupt Sinn macht, wenn

unsere Wünsche erfüllt werden.

Ich möchte am liebsten alles sofort erfüllt bekommen, da habe ich noch einen Schaden aus

meiner Punk-Zeit: "Ich will Alles und das sofort", war einer unserer beliebtesten Sprüche - al-

lerdings auch: "ich weiß zwar nicht, was ich will, aber das weiß ich genau". D. h. dieses "Al-

les" war recht undefiniert. lch lerne immer noch, Gottes Zeitpunkt abzuwarten. Herrgott, tut

warten zum Teil weh! Weiter habe ich erfahren, dass es ganz wichtig ist, zu tun, was ich

schon oben erwähnte, Danken. Erst durch steten Dank erfahre ich, was mir schon alles Gutes

widerfahren ist. Oder auf unchristlich-deutsch: Durch andauenden Rückblick auf das erlebte

Gute, bekomme ich klar, was mir schon alles erfüllt wurde.

Diese drei Punkte zusammen machen die Erfahrung aus, dass Gott Gebete

erhört: Zurückblicken, danken, Geduld üben.“

Ich will das Thema Gebet hier erst einmal abschließen, viel, viel mehr gäbe es dazu zu sagen,

aber es sprengte den Rahmen des Abends.

Aber was nützt das Reden, wenn wir es nicht tun? lch kann Euch nur auffordern, zu beten.

Erlebt selbst, was Gott in Eurem Leben bewirken kann.

Als Gedächtnisstütze:

Ausschneiden und an die Wand

pinnen wo Du morgens

hinsiehst.

Es handelt sích um Gottes

Telefonnr. mit Vorwahl1»

Psalm 50,14/50,15

 

1 Mein Dank für Inspiration geht an Reinhard Mohrmann für seinen Artikel "Gebetserwartungen - Gebet-

serhörungen"