Pädagogik

Das Wort Pädagogik (von griechisch "ein Kind erziehen") wird als zusammenfassende Bezeichnung der Theorie und Praxis von Erziehung und Bildung gebraucht. Dazu gehören u.a. die Bestimmung der Lern- und Erziehungsziele und die Entwicklung geeigneter Methoden und Hilfsmittel, mit denen diese Ziele erreicht werden sollen.

Früher war Pädagogik im Bereich des Christentums weitgehend von der Theologie und von antiken Bildungsidealen bestimmt. Heute wird sie als selbständige Wissenschaft in Verbindung mit anderen Wissenschaften betrieben (z.B. Psychologie und Soziologie).

Kirche und Christen haben der Pädagogik immer eine große Bedeutung beigemessen, weil sich darin die Weitergabe grundlegender Werte und Erfahrungen von einer Generation zur anderen vollzieht. Da für die Beschäftigung mit den Inhalten des christlichen Glaubens Sprechen, Lesen, Schreiben, Betrachten, Lernen, Verstehen und andere durch Erziehung vermittelte Fähigkeiten notwendig sind, war die Kirche auch aus diesem Grund von Anfang an pädagogisch tätig (religiöse Erziehung). Viele Schulen und andere Bildungseinrichtungen stehen in kirchlicher Trägerschaft. Die Kirche fühlt sich in besonderem Maße dafür verantwortlich, nach welchen Zielen und wie Kinder und junge Menschen in unserer Gesellschaft erzogen und ausgebildet werden.

Aber auch für den einzelnen Christen kann die wissenschaftliche Pädagogik eine große Hilfe sein. Der gute Wille allein genügt bei der Erziehung nicht. Information, Erfahrungsaustausch und kritische Betrachtung des eigenen Verhaltens sind nötig, um in einer veränderten Umwelt verantwortlich und erfolgreich auf andere Menschen einwirken zu können. Dazu bieten pädagogische Sendungen in Rundfunk und Fernsehen, pädagogische Zeitschriften und viele allgemeinverständliche Bücher Anregungen und Hilfe. Auch die Kirchen führen Seminare für Eltern und Mitarbeiter durch, in denen pädagogische Erkenntnisse für die jeweiligen Aufgaben vermittelt werden.

Papst

Der Papst hat in der römisch-katholischen Kirche die oberste Lehr- und Rechtsgewalt. Seine Titel sind u.a. Bischof von Rom, Stellvertreter Jesu Christi, Nachfolger Petri und Souverän des Vatikanstaates. Nach einer Definition des Vatikanischen Konzils (1870) werden seine amtlich (= ex cathedra) verkündeten Lehrentscheidungen in Glaubens- und Sittenfragen als unfehlbar angesehen (davon wird allerdings äußerst selten Gebrauch gemacht, z.B. 1950 bei der Verkündigung des Dogmas von der Aufnahme

Marias in den Himmel).

Die Stellung des Papstes wird nach katholischer Lehre aus den an Petrus gerichteten Worten Jesu "Du bist Petrus; und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen!" (Matthäus 16,16-19), "Weide meine Schafe" (Johannes 21,15-17) und aus der Tradition begründet. Von evangelischen Theologen wird aber bestritten, daß daraus ein übertragbares Papstamt im heutigen Verständnis abgeleitet werden kann.

Früher hatte bzw. beanspruchte der Papst auch politische Macht, z.B. bei der Einsetzung von Kaisern des " Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation". Luther kritisierte den Papst zunächst nur, weil dieser Mißstände in der Kirche zuließ, später aber mit dem Hinweis, daß nur Christus und die Bibel höchste Autorität sein könnten. Heute sehen auch viele Katholiken im Papst nicht einen unumschränkten Herrscher, sondern eine Symbolfigur für die Einheit der Kirche in aller Vielfalt und geschichtlichen Veränderung. Er nennt sich übrigens selbst "Diener aller Diener Gottes".

Paradies

In vielen Religionen gibt es die Vorstellung von einer urzeitlichen Stätte oder einem idealen Zustand des Glücks, deren Wiederkehr zum Ende der Zeiten erwartet wird. Die ersten Menschen lebten darin in Frieden und frei von Sünde und Schuld.

Das Wort Paradies kommt aus der persischen Sprache und bedeutet Garten. In der biblischen Schöpfungsgeschichte wird erzählt, daß Gott einen Garten Eden für den von ihm geschaffenen Menschen anlegte. Dort gab es prächtige Bäume mit wohlschmeckenden Früchten. Der Mensch bekam die Aufgabe, den Garten zu bebauen und zu pflegen. In der Mitte des Gartens wuchsen zwei besondere Bäume: einer, dessen Früchte unvergängliches Leben schenken, und ein anderer, dessen Früchte umfassendes Wissen verleihen (1. Mose 2,8-9). Weil Adam und Eva von dem verbotenen Baum des Wissens um Gut und Böse gegessen hatten, wurden sie aus dem Paradies vertrieben. Die Geschichte erklärt so die Mühsal der Arbeit, die Scham, die Schmerzen bei der Schwangerschaft und die Sterblichkeit des Menschen; vor allem aber seine Entfremdung von Gott.

Zur Zeit Jesu erwarteten viele Juden die Wiederherstellung des Paradieses in der Endzeit. Bis dahin galt es als Aufenthaltsort der verstorbenen Frommen in der Zeit zwischen ihrem Tod und der allgemeinen Auferstehung am Ende der Welt. Im Lukasevangelium wird berichtet, daß Jesus kurz vor seinem Tod einem, der mit ihm gekreuzigt wurde, versprach: "Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein" (Lukas 23,43). Dem Leser wird damit angedeutet, daß der Glaube an Jesus auch im Sterben noch die Erfüllung des Lebens bringen kann.

Parteilichkeit

Das Wort Partei kommt von dem lateinischen Wort pars=Teil und bezeichnet allgemein eine mehr oder weniger organisierte Teilgruppe der Gesellschaft. Meist sind damit die Parteien gemeint, die in einer Demokratie an der politischen Willensbildung mitwirken und bei Wahlen die Kandidaten für das Parlament aufstellen.

Diese Parteien haben Programme, in denen die grundsätzliche Richtung ihrer Arbeit festgelegt ist. Ihre Mitglieder stehen also den anfallenden Entscheidungen nicht neutral gegenüber, sondern parteilich.

Das hat den Vorteil, daß jede Sachfrage in einen größeren Zusammenhang eingeordnet werden kann. Andererseits ergibt sich die Schwierigkeit, daß Lösungen für neu entstandene Probleme nicht ohne weiteres aus einem bestimmten Programm abgeleitet werden können. In der Praxis bedeutet Parteilichkeit häufig nur, sich so zu verhalten, daß die eigene Partei (bzw. Gruppe) möglichst viel Macht und Vorteil bekommt oder behält. Einzelne Menschen oder kleinere Gruppen werden als parteilich bezeichnet, wenn sie in Denken und Handeln hauptsächlich ihre eigenen Ziele und Interessen im Blick haben. Das muß aber durchaus nicht egoistisch sein, sondern kann - mehr oder weniger organisiert und innerhalb oder außerhalb einer politischen Partei - aus Solidarität mit anderen geschehen.

Nach der Lehre des Marxismus ergibt sich das politische Interesse zwangsläufig aus der Klassenzugehörigkeit. Es ist nach dieser Ideologie entweder sozialistisch (= kommunistisch) oder bürgerlich. Da die beiden Klassen im Kampf miteinander liegen (bei dem sich die Arbeiterklasse am Ende durchsetzen wird), muß der Marxist in allem parteilich sein; es gibt also im Grunde nichts, was für den Klassenkampf keine Rolle spielen würde. Wenn das etwa in der Kunst, Technik, Moral oder Freizeitgestaltung nicht gleich zu erkennen ist, muß eben herausgefunden oder von der Partei entschieden werden, wie sich ein Marxist hier zu verhalten hat.

Unter Christen wird Parteilichkeit sehr unterschiedlich bewertet. Viele sehen darin nur Voreingenommenheit und egoistische Interessenvertretung (Egoismus). Sie versuchen demgegenüber, sich nicht festzulegen, Verständnis für alle Standpunkte zu haben und Kompromisse zu finden, die möglichst vielen gerecht werden.

Andere finden Parteilichkeit nicht nur selbstverständlich, sondern leiten sie geradezu aus ihrem Glauben ab mit der Begründung, daß Jesus auch ganz klar die Partei der Armen und Schwachen ergriffen hat. Deshalb müßten auch Christen und die Kirche parteilich sein, z.B. in Fragen der Abrüstung, der Rassendiskriminierung oder der Sozialpolitik.

Unbestritten ist, daß die ausdrücklich christliche Zielsetzung einer Partei für Christen nicht bedeuten muß, daß sie sich nur dort entsprechend ihrem Glauben politisch einsetzen können. Die Selbstbezeichnung einer

Partei als "christlich" kann kein Eigenschaftswort sein, sondern ist als Zielsetzung und Selbstverpflichtung aufzufassen.

Die Kirche leistet zwar auch Beiträge zur Lösung politischer Fragen, z.B. mit ihren Denkschriften; aber insgesamt versucht sie doch, parteipolitisch neutral zu sein. Das ist nicht nur mit der Rücksicht auf ihre Mitglieder zu erklären, die ja verschiedenen Parteien angehören, sondern mehr noch mit der Trennung von Staat und Kirche.

Trotzdem setzen sich nicht wenige Pfarrer, kirchliche Mitarbeiter und Gruppen sowie einzelne Christen sowohl in Parteien wie in anderen Vereinigungen (oder allein) offen für politische Ziele ein (Politik). Sie begründen das zum Teil mit dem Hinweis, daß Christen und Kirchenvertreter nicht schweigen und untätig sein dürfen, wenn es angesichts der Umweltbedrohung und der heutigen Rüstung um nichts weniger als um das Überleben der Menschheit geht; auch das Entstehen des Nationalsozialismus habe gezeigt, daß sich die Kirche politisch zu wenig engagiert habe. Keinesfalls ist der christliche Glaube eine Weisheit, die dem Christen zu einem Standpunkt über den Auseinandersetzungen verhilft. Parteilich sein bedeutet deshalb immer auch, sich Gegner zu schaffen und zum Gegner anderer zu werden. Christen versuchen, in ihrem parteilichen Engagement auch die Interessen anderer zu verstehen und Aggressivität bzw. Feindseligkeiten zu vermeiden.

Partnerschaft

Partner sind Menschen, zwischen denen im Blick auf ein gemeinsames Ziel eine Verabredung und/oder eine gefühlsmäßige Beziehung besteht. Beispiele für die Verwendung des Wortes sind etwa: Tennispartner, Sozial- und Tarifpartner, Geschäftspartner, Vertragspartner, Ehepartner.

Mit dem Wort Partnerschaft wird meist eine frei vereinbarte Gemeinschaft zwischen Menschen bezeichnet, die sich als gleichrangig und gleichberechtigt ansehen und sich gegenseitig zutrauen und versprechen, das gemeinsame Ziel zu erreichen. Die Verwirklichung der gemeinsamen Absicht geschieht in den meisten Fällen auf der Grundlage und im Rahmen vorgegebener Erwartungen, Interessen, Regeln oder Gesetze (z.B. in einer Ehe). Zunehmend wird Partnerschaft heute auch dort versucht, wo bisher Abhängigkeit und Machtausübung bestimmend waren oder ungleiche Fähigkeiten sie erschwerten, z. B. zwischen Frau und Mann, Eltern und Kindern, Schülern und Lehrern, Weisungsberechtigten und Weisungsgebundenen usw. Viele Frauen und Männer leben als Partner zusammen, ohne eine Ehe zu schließen; auch für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften ist Partnerschaft Grundlage und Ziel.

Wenn Partnerschaft im Privatleben gelingen soll, kommt es u.a. auf folgendes an:

Partnerschaft heißt Anteil nehmen und geben. Das Leben wird durch sie reicher und erfüllter. Voraussetzung dafür ist Offenheit und gegenseitige Wertschätzung. Christen versuchen, die Grenze für Partnerschaft nicht nur nach dem eigenen Interesse zu ziehen.

Passahfest

Das Passahfest wird von den Juden zur dankbaren Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten und mit der Hoffnung auf weitere Hilfe Jahwes gefeiert (Judentum). Das Kernstück ist eine Mahlzeit (Sederabend), zu der Segensworte und Gebete gesprochen und Geschichten vom Auszug aus Ägypten erzählt werden (vgl. 2. Mose 12).

Zur Zeit Jesu zog man zum Passahfest nach Jerusalem. Die Opfertiere, meist ein Lamm, wurden im Vorhof des Tempels geschlachtet und in Hausgemeinschaften verzehrt; dazu gab es ungesäuertes Brot.

Nach den ersten drei Evangelien setzte Jesus beim letzten Passahmahl vor seinem Tod das Abendmahl ein, indem er Brot und Wein umdeutete: "Das ist mein Leib - das ist mein Blut" (Markus 14,22-24). Im Johannesevangelium wird Jesus am Passahtag gekreuzigt und erscheint deshalb als das für alle geopferte Passahlamm. Auch Paulus sieht das so (1. Korinther 5,7).

Passion, Passionszeit

Mit dem aus der lateinischen Sprache stammenden Wort Passion wird das Leiden Jesu bzw. die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern bezeichnet, in der sein Weg zum Kreuz und sein Sterben in besonderer Weise bedacht werden (in der katholischen Kirche auch Fastenzeit genannt; Fasten, Kirchenjahr) .

Die Evangelien beschreiben Jesu Leben von Anfang an als Leidensweg: In einem Stall geboren, von den Mächtigen seiner Zeit abgelehnt und verfolgt, sogar von seinen engsten Freunden und Anhängern mißverstanden, verraten und verlassen; in einem Prozeß verspottet und erniedrigt bis hin zur Hinrichtung als Verbrecher: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen" schrie er am Kreuz (Markus 15,34). Besonders im Johannesevangelium erscheint Jesus zwar wie ein König, der in freiwilligem Gehorsam all das auf sich nimmt, um sein Leben als Opfer für die Erlösung aller Menschen hinzugeben; aber das Leiden ist deshalb nicht minder schrecklich.

Warum wird diese "Passion" in den Evangelien und in der Kirche so ausführlich geschildert und bedacht? Für den Glauben ist sie stellvertretendes Leiden. Wenn das dem Sohn Gottes geschehen ist, kann es für keinen mehr Schlimmeres geben; es übersteigt und überwindet alles Leid, das Menschen trifft. Deshalb hat die Passion Jesu in der darstellenden Kunst, Malerei und Musik und insbesondere in Liedern und Chorälen ergreifenden Ausdruck gefunden: "Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken; wollest mir vom Himmelsthron Geist und Andacht schenken. In dem Bilde jetzt erschein, Jesu, meinem Herzen, wie du, unser Heil zu sein, littest alle Schmerzen" (EKG 67,1).

Pate

Da es nach einer Taufe von Kleinkindern sehr auf die religiöse Erziehung und Einführung in die Gemeinde ankommt, gibt es in der christlichen Kirche das Patenamt. Taufpaten sollen zusammen mit den Eltern Helfer und Partner bei der religiösen Orientierung des Kindes und Jugendlichen sein. Sie sprechen bei der Taufe stellvertretend das Glaubensbekenntnis und sind so auch Zeugen der Taufe.

Bei der Auswahl des oder der Taufpaten kommen nicht nur Verwandte in Frage. Wichtig ist die Bereitschaft und Fähigkeit, sich für die Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens zu engagieren. Das kann durch die Auswahl von Geschenken, Besuche und Gespräche sowie durch Vermittlung ermutigender Erfahrungen mit der Kirche geschehen. Annahme und Ausübung eines Patenamtes ist für den Erwachsenen Herausforderung und laufende Anregung, das eigene Verständnis des Glaubens zu entfalten.

Pate kann jeder werden, der konfirmiert ist oder einer christlichen Kirche angehört (bei mehreren Paten soll wenigstens einer die gleiche Konfession wie das Patenkind haben).

Pazifismus

Schon lange gibt es auf der ganzen Welt Bemühungen, Kriege zu verhindern und dauerhaften Frieden zu schaffen. Eine davon ist der Pazifismus, der dies durch radikale Ablehnung jeder Gewaltanwendung zur Selbstverteidigung und unbedingte Friedensbereitschaft erreichen will. Auch nationale Befreiungskriege und revolutionäre Volksaufstände werden abgelehnt. Pazifisten sind gegen die Bereitstellung von Militär und Waffen. Viele von ihnen haben den Kriegsdienst auch in Ländern verweigert, in denen ihnen die Verfassung kein Recht dazu einräumt, und sind dafür bestraft worden (Kriegsdienstverweigerung).

Viele Anhänger der Friedensbewegung sind heute Pazifisten. Sie hoffen, eines Tages so zahlreich zu werden, daß Kriege gar nicht mehr geführt werden können. ("Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin!") Wenn das aber doch nicht zu erreichen sein sollte, dann wollen sie jedenfalls nicht mit daran schuld sein.

Pazifistische Gesinnung ist im Lauf der Geschichte unterschiedlich begründet worden. Eine Hauptquelle ist sicherlich die Bergpredigt, in der Jesus sagt: "Selig, die Frieden stiften (lateinisch: pacifici); denn sie werden Gottes Kinder sein." "Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die linke hin" (Matthäus 5,9 und 39). Aber auch humanitäre und philosophische Argumente wurden angeführt. Heute weisen Kriegsdienstverweigerer vor allem auf die Gefahr hin, daß die Erde durch Atomwaffen unbewohnbar gemacht werden kann, und berufen sich gegen alle Vorhaltungen und Versuche, sie in Widersprüche zu verstricken, auf ihr Gewissen.

Die meisten Politiker halten den Pazifismus für unrealistisch und sogar für gefährlich, weil eine Schwächung der Verteidigungsbereitschaft gewalttätige Übergriffe anderer Staaten ermöglichen könnte. Auch der Marxismus lehnt den Pazifismus im Grunde ab, weil Kriege unvermeidbar und notwendig sind, solange der Klassenkampf noch nicht beendet ist.

Von den großen Kirchen wurde der Pazifismus lange Zeit nicht beachtet oder mit dem Hinweis abgelehnt, daß der Apostel Paulus im Römerbrief die Macht des Staates zur Erhaltung von Recht und Ordnung ausdrücklich gerechtfertigt habe (Kapitel 13,1-7; die Verse sind aber anders zu verstehen, wenn sie im Zusammenhang des Römerbriefes gesehen werden, z.B. mit

Kapitel 12,1-2 und 13,8). Nur die drei sogenannten Friedenskirchen machen da eine Ausnahme (Quäker, Kirche der Brüder und Mennoniten).

Heute erkennen die Kirchen den Waffenverzicht als eine christliche Handlungsweise an. Sie leisten den Pazifisten ebenso den Dienst der Seelsorge und Beratung wie den Soldaten. In ihrer Friedensarbeit fordern und fördern sie aber nicht die radikale Verweigerung, sondern aktiven und sachkundigen Einsatz für politische Verhandlungen, Rüstungsbegrenzung, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit sowie für den Abbau von Feindbildern. Sie vertrauen darauf, daß die christliche Friedensbotschaft und das Gebet Zuversicht und Kraft geben, einen Frieden zu schaffen, der noch mehr ist als das Schweigen der Waffen.

Pfarrer

Theologisch ausgebildete hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche. Das Recht zur öffentlichen Wortverkündigung und Verwaltung der Sakramente bekommen Pfarrer und Pfarrerinnen in der evangelischen Kirche durch die Ordination. Dabei versprechen sie, das Evangelium zu verkünden, das Beichtgeheimnis zu wahren und sich nach der Lehre und dem Recht ihrer Kirche zu richten. Die Aufgaben der Pfarrer sind vielfältig. Allein im Bereich einer Ortsgemeinde gehören nicht nur Gottesdienste, Abendmahlsfeiern, Taufen und Beerdigungen dazu, sondern auch Seelsorge, Besuche, Konfirmanden- und z.T. Religionsunterricht, Arbeit mit Jugend-, Erwachsenen- und Altengruppen, besondere Veranstaltungen und Verwaltung. Daneben gibt es Sonderpfarrämter für Krankenhaus-, Militär- und Gefängnisseelsorge, Jugendarbeit und Diakonie, um nur einige zu nennen. Viele dieser Tätigkeiten erfordern Kenntnisse und Fähigkeiten, die sich Pfarrer erst nach dem Studium durch Erfahrung und Fortbildung aneignen müssen.

Auch die Erwartungen an Pfarrer sind recht unterschiedlich. Manche meinen oder möchten, daß sie etwas Besonderes sind; andererseits sollen sie sich aber auch nicht nur für Theologie und Gottesdienst interessieren. Die Amtstracht, theologische Kenntnisse und die rechtliche Stellung hemmen manche Gemeindeglieder und Mitarbeiter, in ihrer Gegenwart mitzureden und mitzuentscheiden. Deshalb sehen Pfarrer ihre Aufgabe zunehmend darin, möglichst vielen Christen zu einer aktiven Beteiligung in Kirche und Gesellschaft zu verhelfen.

Pfingsten

Das Wort kommt aus der griechischen Sprache und bezeichnet ursprünglich ein jüdisches Erntefest, das am fünfzigsten (= pentekoste) Tag nach dem Passahfest gefeiert wird zum Gedenken an die Gesetzgebung am Berg Sinai. In der christlichen Kirche ist Pfingsten das Fest der Erfahrung des Heiligen Geistes. Im 2. Kapitel der Apostelgeschichte findet sich hierfür eine anschauliche Geschichte. Sie bringt zum Ausdruck, daß die Anhänger Jesu einige Zeit nach seinem Tod den Mut fanden, öffentlich von ihm zu predigen, er sei auferstanden. Obwohl die Zuhörer verschiedener Sprache und Nationalität waren, wurden die Apostel verstanden, und die Gemeinschaft der Christen (= Kirche) wuchs. Das wurde als Wunder und Wirkung des Heiligen Geistes aufgefaßt. Nach anfänglicher Bestürzung und Ratlosigkeit waren die Zuhörer der Predigt des Petrus (Kapitel 2,17-41) so betroffen ("mitten ins Herz"), daß sie sich bekehrten und taufen ließen.

Auch heute sprengt die Predigt von Jesus das Gewohnte und Bekannte, wenn sie vom Heiligen Geist bestimmt ist. In ihm wird die Grundlage für den Bestand und die Kraft für die Erneuerung der Kirche gesehen. Auch der Glaube des einzelnen Christen entsteht durch die Vermittlung des Heiligen Geistes und wird durch ihn gestärkt und entfaltet.

Das Pfingstfest dauerte früher eine ganze Woche. Es führt inhaltlich hin zum Fest der Dreieinigkeit (bzw. Dreifaltigkeit = Trinitatis) Gottes, das am darauffolgenden Sonntag gefeiert wird.

Pflicht

Jeder Mensch hat Pflichten: Schulpflicht, Wehrpflicht, Unterhaltspflicht, Haftpflicht, Steuerpflicht, um nur einige der Pflichten zu nennen, die vom Staat durch Gesetze auferlegt werden. Andere Pflichten ergeben sich durch die Moral und Religion, z.B. die Pflicht zur ehelichen Treue oder zur Teilnahme am Gottesdienst. Wenn Pflichten unter den Beteiligten vereinbart werden (z. B. im Beruf oder in der Familie), so geschieht das auf der Grundlage der allgemein anerkannten Pflicht, solche Verabredungen auch einzuhalten. Viele Menschen machen sich selbst etwas zur Pflicht, um es möglichst auch dann zu tun, wenn sie mal keine Lust dazu haben. Pflichterfüllung bringt Verläßlichkeit in das menschliche Zusammenleben und gibt auch den einzelnen eine gewisse Sicherheit über das, was sie zu tun haben. Sie ist insbesondere für alle Formen der Zusammenarbeit nötig. Der Philosoph Immanuel Kant baute seine Ethik hauptsächlich auf der Pflichterfüllung auf. Pflichtbewußtsein war bis zum Zweiten Weltkrieg insbesondere in Deutschland eine hochgeschätzte Tugend (dagegen gibt es kein deutsches Wort für Zivilcourage).

Die negativen Seiten der Pflicht können darin liegen, daß sich jemand nur auf das beschränkt, was zu tun seine Pflicht ist, oder gar nicht mehr danach fragt, ob es auch richtig und sinnvoll ist, was eine Pflicht von ihm fordert. (Wie gefährlich Pflichtbewußtsein werden kann, haben Deutsche unter der Herrschaft des Nationalsozialismus gelernt.) Wenn Pflicht als eine starre Regel aufgefaßt wird, hindert sie meist daran, beweglich zu sein und auf den Einzelfall einzugehen. Kritiker einer übertriebenen Betonung des Pflichtgefühls meinen, daß sich die Menschen mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse und Neigungen besinnen und danach leben sollten, statt bei aller Pflichterfüllung unzufrieden zu sein und anderen etwas vorzumachen. Schließlich käme es nicht darauf an, ein Prinzip zu erfüllen, sondern das Richtige freiwillig aus Einsicht und Verantwortung zu tun. Pflichten können sich nur auf das Handeln richten, aber nicht auf die Gesinnung. Wohl deshalb ist in der Bibel nicht von Pflicht, sondern von

Gehorsam, Dienst und Liebe die Rede, die sich aus dem Glauben an Gott ergeben. Vorschriften, Pflichten und Pflichtbewußtsein können dazu eine Hilfe sein; aber sie sind für den christlichen Glauben nicht Antrieb des Handelns. Jesus hat seine Jünger ausdrücklich davor gewarnt, Pflichterfüllung besonders hervorzuheben: "Wenn ihr alles getan habt, was euch von Gott befohlen wurde, dann sagt: Wir sind nur Diener; wir haben nichts als unsere Schuldigkeit getan" (Lukas 17,10). Von diesem Verständnis her werden sich Christen immer wieder prüfen: Was sehe ich als meine Pflicht an? Wie erfülle ich sie? Von wem lasse ich mich in Pflicht nehmen? Welche Pflichten erlege ich anderen auf? Welche Einstellung habe ich zu meinen Pflichten und zur Pflichterfüllung anderer?

Phantasie

Die innere Vorstellungskraft des Menschen ist auch für den christlichen Glauben von großer Bedeutung. Sie ist eine Gabe Gottes, durch die er den Menschen zu seinem Ebenbild gemacht hat, nämlich frei und schöpferisch. In der Phantasie haben wir die Möglichkeit, uns alles ganz anders vorzustellen, als es tatsächlich ist; das ist oft die erste Voraussetzung dafür, etwas verbessern zu können. Deshalb haben Christen ein großes Interesse daran, Phantasie zu entwickeln und ihren Gebrauch zu üben (wie dies ja heute ein allgemein anerkanntes Ziel der Erziehung ist). Für Erwachsene ist das nicht weniger wichtig als für Kinder, weil unsere Umwelt und Lebensweise (trotz Film und Fernsehen - oder gerade ihretwegen!) der eigenen Phantasie wenig Raum geben.

Immer schon haben biblische Geschichten, Gottesdienste und Aussagen des christlichen Glaubens die Phantasie angeregt, weil sie über unseren engeren Umkreis und die Grenzen unserer Erkenntnis hinausweisen. Im Religionsunterricht und in der kirchlichen Jugend- und Erwachsenenarbeit kommen zunehmend kreative und spielerische Methoden zur Anwendung, die der Phantasie Raum geben.

Allerdings kommt es dann darauf an, Phantasie wieder in die Wirklichkeit einzubringen. Das ist um so schwerer, je weiter sie sich davon entfernt hat. Aber darin liegt andererseits gerade die Chance der Veränderung.

Wie jede gute Gabe kann auch die Phantasie zur Versuchung werden und Zerstörung bewirken. Aber der Mißbrauch sollte nicht dazu führen, sie unterdrücken zu wollen (angefangen von den angeblich "dummen" Gedanken der Kinder bis hin zu Utopien der "Weltverbesserer"). Vielmehr sollte versucht werden, sie in den größeren Zusammenhang des Glaubens einzubeziehen. Der positive Gebrauch ist auch hier das beste Mittel, Gefahren zu vermeiden. Kinder werden weniger angstvolle Phantasien haben, wenn ihrer Vorstellungskraft genügend andere Anregungen gegeben werden. Die Erfüllung der Aufgaben, die uns durch den christlichen Glauben gestellt sind, erfordert ohnehin mehr Phantasie, als wir im allgemeinen haben.

Pharisäer

Die Pharisäer (wörtlich: die Abgesonderten) waren zur Zeit Jesu eine religiöse Bewegung und Partei, die sich für die strenge Beachtung nicht nur des geschriebenen jüdischen Gesetzes (= die fünf Bücher Mose), sondern auch der mündlich überlieferten Vorschriften einsetzte. Sie erwarteten, daß die Herrschaft Gottes durch einen Messias aus dem Hause Davids bald kommen würde. Im Unterschied zur Priesterpartei der Sadduzäer waren sie eine Laienbewegung und lehrten das allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Sie setzten sich dafür ein, daß in allen Städten und Dörfern Glaubensschulen eingerichtet wurden, in denen Kinder und Erwachsene Gelegenheit hatten, sich durch das Studium des Gesetzes und Gebet auf die Heilszeit des Messias und das Jüngste Gericht vorzubereiten.

Obwohl sie viel vom Volk forderten, waren sie doch populär und anerkannt, weil sie selbst streng nach dem lebten, was sie lehrten. Um das durchhalten zu können, sonderten sie sich von allen anderen ab, die das nicht taten.

Auch nach der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. hatten die Pharisäer mit ihrer Frömmigkeit und ihrer Gesetzesauslegung maßgeblichen

Einfluß auf die Juden. Die Abgrenzung gegenüber Andersgläubigen hat dem jüdischen Volk geholfen, nicht in anderen Völkern und Religionen aufzugehen, als sie in die ganze Welt vertrieben und zerstreut wurden.

Es gab also viel Ähnlichkeit und Berührungspunkte mit der Lehre Jesu; das erklärt wohl auch die zahlreichen Fragen der Pharisäer an Jesus, von denen die Evangelien berichten. Der Konflikt mit ihnen entstand hauptsächlich daran, daß Jesus Liebe und Hilfsbereitschaft über die Erfüllung einzelner Gesetze stellte und auch denjenigen Vergebung zusprach und sie in seine Nachfolge berief, die von Pharisäern und ihren Anhängern verachtet wurden: Zöllner, Ehebrecher, Prostituierte. Insgesamt sind die Pharisäer in den Evangelien wohl schlechter dargestellt, als sie in Wirklichkeit waren (z.B. als Heuchler, ehrsüchtig und hochmütig, Matthäus 23). Das ist z.T. daraus zu erklären, daß sich die ersten Christen ihrerseits von der jüdischen Religion absetzten, nachdem sie von deren Vertretern auch nach dem Tode Jesu abgelehnt wurden.

Durch die Erforschung des Neuen Testaments und das Gespräch mit Juden ist heute besser zu erkennen, daß Jesus in den Pharisäern einen Typ ernsthafter Frömmigkeit in Frage stellt, den es auch noch heute gibt. Diese Art von imponierendem Reformeifer, Gesetzestreue und Abgrenzung von anderen um der guten Sache willen gibt es auch nicht nur im engeren Bereich der Kirche, wie ein Gedicht von Eugen Roth zeigen kann:

"Ein Mensch betrachtete einst näher die Fabel von dem Pharisäer, der Gott gedankt, voll Heuchelei, dafür, daß er kein Zöllner sei. Gottlob, rief er in eitlem Sinn, daß ich kein Pharisäer bin."

(Vgl. Lukas 18,9-14.)

Philosophie

Philosophie (griechisch) ist die Liebe zur Weisheit, die Bemühung um Erkenntnis. Wer sie zur Hauptaufgabe seines Lebens macht, ist ein Philosoph. Im Altertum war die Philosophie zunächst die einzige "Wissenschaft", in der Erkenntnisse und Deutungen in den Zusammenhang einer Gesamtschau ("Theorie") gebracht wurden. Später unterschied man besondere Bereiche wie Logik, die Lehre vom Sein (Ontologie), vom richtigen Handeln (Ethik) und von den übernatürlichen Dingen (Metaphysik), zu denen noch Spezialgebiete wie das Philosophieren über das Recht, die Geschichte, den Staat, die Sprache oder die Religion kamen. Besonders wichtig ist bis heute das kritische Nachdenken über die Bedingungen und Grenzen menschlicher Erkenntnis geblieben.

Es gab populäre Philosophen, die durch Geschichten, Vergleiche und kurze Aussprüche oder durch ihr persönliches Verhalten durch Jahrtausende berühmt blieben, wie z.B. Sokrates ("Ich weiß, daß ich nichts weiß") und der bedürfnislose Diogenes, der in einem Faß gewohnt haben soll und mit einer Lampe Menschen suchte.

Andere Philosophen erdachten sich komplizierte Gedankengebäude, die nur wenigen verständlich waren und auch von diesen nur kurze Zeit beachtet wurden.

Dementsprechend wird Philosophie recht unterschiedlich bewertet. Die einen sehen im philosophischen Denken und in seinen Ergebnissen das Höchste, was Menschen erreichen können (zu erkennen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"); für andere ist Philosophie eine weltfremde und brotlose Kunst, die heute fast völlig von der modernen Wissenschaft verdrängt worden ist. Das Verhältnis der Theologie zur Philosophie hat sich mehrfach geändert. Paulus betont im ersten Korintherbrief (1,17 ff.) den Gegensatz zwischen weltlicher Weisheit und der Botschaft vom Kreuz: "Gott hat gesagt: Ich will die Weisheit der Weisen zunichte machen und die Klugheit der Klugen verwerfen... Denn obwohl Gottes Weisheit sich in der ganzen Schöpfung zeigt, haben die Menschen mit ihrer eigenen Weisheit Gott nicht erkannt. Darum beschloß er, alle, die glauben, durch die Botschaft vom Kreuzestod zu retten, die der menschlichen Weisheit als Unsinn erscheint."

Im Mittelalter übernahm die Theologie vieles von der griechischen Philosophie (Plato und Aristoteles), z.B. Denkmethoden und Begriffe. Die

Offenbarung gehe zwar über menschliches Denken hinaus, widerspreche diesem aber nicht, wenn es sich an die natürliche Ordnung halte.

Luther dagegen sah in der Philosophie mehr ein Hindernis als eine Hilfe zum Glauben, ohne damit menschliche Vernunft und Lebensweisheit insgesamt abzutun.

Die heutige Theologie und Diskussion über den christlichen Glauben hat aus der neueren Philosophie viele Anregungen erhalten (z.B. aus der Existenzphilosophie, die von der konkreten Situation des Menschen ausgeht). Um sich mit der Religionskritik etwa des philosophischen Materialismus auseinandersetzen zu können, müssen sich Christen bemühen, ihre eigenen Aussagen zu dieser Denkweise in Beziehung zu setzen. Dabei wird sich zeigen, daß die Offenheit und das Vertrauen des Glaubens noch umfassender sind als das Fragen, Betrachten, Kombinieren und Spekulieren im Bereich des menschlichen Verstandes.

Pietismus

Der Pietismus (lateinisch pietas = Frömmigkeit) ist eine Reformbewegung im Bereich der evangelischen Kirchen, die in Deutschland etwa seit 1660 aufkam. Ihre bekanntesten Vertreter sind Philip Jakob Spener (1635-1705), August Hermann Francke (1663-1727) und Nikolaus Ludwig Zinzendorf (1700-1760).

Im Unterschied zur damaligen kirchlichen Praxis legten Pietisten mehr Wert auf die persönliche Frömmigkeit. Dazu gehörten für sie tägliches Bibelstudium, Gebet, Singen und erbauliche Andachten, verbunden mit guten Taten und Verzicht auf Luxus und weltliches Vergnügen (z.B. Tanz, Spiel, Theater). Häufig war eine Bekehrung der Beginn eines neuen Lebens, in dem der Gläubige mit Hilfe der Gnade Christus immer ähnlicher zu werden strebte ("Wiedergeburt"). Zahlreiche Laien wurden von dieser Frömmigkeit erfaßt und setzten sich für eine Belebung des Gottesdienstes und der Gemeinde ein. Doch der Kirche standen sie ziemlich kritisch gegenüber. Deshalb gab es oft Streit zwischen Pietisten und anderen Christen über die Frage, welche Art von Glauben und Frömmigkeit die richtige sei.

Praktischen Ausdruck fand der Pietismus auch in der Jugenderziehung und -fürsorge sowie in der Mission und Bibelverbreitung.

Im 19. Jahrhundert entstanden aus dem Pietismus Erweckungsbewegungen, die in manchen Gebieten bis in die Gegenwart nachwirken.

Das Wort wird heute allgemein zur Bezeichnung einer stärkeren Betonung der persönlichen Frömmigkeit verwendet, wie sie z.B. (manchmal ziemlich intolerant und gesetzlich) von der Bekenntnisbewegung gefordert wird.

Dem Pietismus verwandt ist die zunehmende Einbeziehung des Gefühls und der eigenen Erfahrung in die kirchliche Gruppenarbeit (z.B. als Meditation und Selbsterfahrung durch Bibelarbeit). Auch die bei Jugendlichen häufige Forderung nach christlichem Verhalten statt dogmatischer und konfessioneller Spitzfindigkeiten wäre hier zu nennen.

Politik

Das Wort bezeichnet die Gestaltung des gemeinsamen Lebens (von griechisch polis = die Stadt, das Gemeinwesen; häufig mit einem Zusatz gebraucht, z.B. Außen- und Innenpolitik, Personalpolitik). Bismarck hat Politik einmal die "Kunst des Möglichen" genannt, weil dabei neben den gegensätzlichen Interessen der Beteiligten noch viele andere Faktoren zu berücksichtigen sind, z. B. institutionelle Voraussetzungen, praktische Schwierigkeiten und allgemeine Grundsätze menschlichen Lebens.

Da Politiker es niemals allen recht machen können, brauchen sie eine ihrer Aufgabe entsprechende Macht, um ihre Politik durchzuführen. Diese wird in einer Demokratie durch Gesetze bzw. durch Wahlen begrenzt; ihre Ausübung wird kontrolliert.

Demokratie und Massenmedien erlauben und fordern eine breite Beteiligung der Bürger an örtlicher, staatlicher und weltweiter Politik. Sie vollzieht sich u.a. durch Mitarbeit in einer Partei oder Gruppe (z.B. Gewerkschaft, Verbände), in Kontakten zu Politikern, öffentlicher Meinungsäußerung oder als materielle Unterstützung, vor allem aber durch Wahlen. Der Verzicht auf jegliche politische Betätigung bedeutet praktisch das Gewährenlassen derjenigen, die gerade Politik machen oder sich anschicken, die Macht zu übernehmen.

Ob es zu einer sachgemäßen Politik kommt und diese Früchte trägt, hängt nicht nur von den Politikern, sondern auch vom Verhalten der Bürger ab. Politische Bildung (früher: Staatsbürgerkunde) soll ihnen helfen, in politischen Fragen mitzudenken und sich aktiv an Politik zu beteiligen. Dabei spielt auch die Bewertung politischer Arbeit eine wichtige Rolle. Sie sollte nicht als "schmutziges Geschäft" angesehen werden, weil es schwer ist, in der Politik Ideale zu verwirklichen; vielmehr verdient der große persönliche Einsatz vieler Politiker Anerkennung, die sich - häufig ehrenamtlich und uneigennützig - stellvertretend für die Bürger einsetzen. Notwendige Kritik sollte nicht in das Freund-Feind- (oder links-rechts-) Schema verfallen.

Im Verhältnis zwischen Kirche und Politik gibt es Gemeinsamkeiten und Gegensätze. Die von den Kirchen vertretenen Grundwerte und Ziele des christlichen Glaubens können zu einem erheblichen Teil nur politisch erhalten und verwirklicht werden; auf welchem Weg - das ist auch unter Christen oft umstritten. Die Unterscheidung Luthers zwischen den beiden Bereichen des geistlichen und weltlichen "Regiments" (Zwei-Reiche-Lehre) wird heute zunehmend durch christlich begründetes politisches Engagement in Frage gestellt bzw. ergänzt; die katholische Kirche leitet politische Einflußnahme u. a. aus dem Naturrecht und der katholischen Soziallehre ab (Natur; Bürgerinitiativen; Demokratie in der Kirche; Demonstration; Mitbestimmung; Parteilichkeit; Protest; Staat und Kirche).

Prädestination

Das lateinische Wort bedeutet Vorherbestimmung. Damit ist ein altes Problem der Philosophie und Theologie bezeichnet: Wenn Gott schon alles im voraus weiß und die Erlösung des Menschen von seiner Gnade und Erwählung abhängt, ist uns dann überhaupt noch eine freie eigene Entscheidung möglich? Aber ist es nicht ein Widerspruch zur Lehre von der Güte Gottes, daß er selbst Menschen zum Unglauben vorherbestimmt haben sollte?

Im Neuen Testament gibt es Stellen, in denen von Erwählten gesprochen wird, denen die Erlösung durch Christus von Anfang an zugedacht war (z.B. Epheser 1,4). Das ist aber nicht als Einschränkung der eigenen Verantwortung zu verstehen, wie sich aus dem Philipperbrief des Apostels Paulus erkennen läßt. Er schreibt im 2. Kapitel (Vers 12-13): "Arbeitet an euch selbst in der Furcht vor Gott, damit ihr gerettet werdet! Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und Vollbringen bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus."

So ist denn auch der Gedanke einer Prädestination mehr eine Verstärkung der Erfahrung, daß der Glaube nicht auf eigener Leistung beruht. Wer an die Liebe Gottes glaubt, entdeckt diese auch rückwirkend in seinem Leben und in seiner Umgebung: Wieviel mußte zusammenwirken, daß wir Christen sein können!

In diesem Sinn machte der Reformator Calvin die Prädestinationslehre zu einem Schlüssel christlicher Lebensdeutung; sie gab ihm auch die Möglichkeit, die Souveränität und Herrlichkeit Gottes hervorzuheben.

In der Lehre und Frömmigkeit des Islam ist der Glaube an die Vorherbestimmung durch Allah von großer Bedeutung (Kismet) Er ist es, der das Leben der Menschen bestimmt, und nicht ein unpersönliches Schicksal. Wer das glaubt, kann entsprechend handeln und auch Schweres ertragen.

Prophet, Prophetie

Das Wort bedeutet Sprecher, Verkünder. Im Alten Testament sind damit Empfänger und Verkünder göttlicher Aufträge oder Offenbarungen gemeint, die Heil oder Unheil ankündigen können.

Im alten Israel gab es am Königshof auch festangestellte Propheten, die bei wichtigen politischen Entscheidungen befragt wurden (und ihren Herren oft nach dem Mund redeten, Micha 3 ,5 f.). Andere Propheten traten einzeln auf. Meist hatten sie eine Berufung durch Gott erlebt. Sie prangerten das Abweichen vom Glauben und soziale Mißstände an und sagten schreckliche Strafen voraus, wenn das Volk und vor allem seine Führer ihr Verhalten nicht ändern würden. Wer einmal in den prophetischen Schriften der Bibel liest (z. B. Jesaja, Jeremia, Hosea oder Amos, das sind Propheten, die in der Zeit von 760 bis etwa 550 v.Chr. gelebt haben; einige Teile aus dem Jesajabuch stammen aus späterer Zeit), der wird sich wahrscheinlich wundern, mit welchem Eifer und welcher Sicherheit sie vom Willen Gottes sprachen. Sie müssen offenbar eine besondere Art der Gotteserfahrung gehabt haben. Manchmal versuchten sie auch, durch symbolische Handlungen ihren Worten Nachdruck zu verleihen. So zerschmetterte Jeremia einmal einen Krug und symbolisierte damit den bevorstehenden Untergang Jerusalems (Jeremia 19; Symbol). Aber meistens fanden sie kein Gehör und wurden sogar verfolgt. Das Besondere an prophetischer Verkündigung ist nicht, daß sie voraussagt, wie es kommen wird, sondern daß sie die aktuelle Lage aus der Sicht des Glaubens an Gott deutet, oft verbunden mit einer klaren Anweisung, was jetzt zu tun ist.

Jesus sah in Johannes dem Täufer "mehr als einen Propheten" (Matthäus 11,9) und wurde selbst von manchen für einen Propheten gehalten. Er hat aber nicht nur wie diese einen zeitlich begrenzten Auftrag Gottes erfüllt, sondern Gott selbst in diese Welt eingebracht.

In den frühchristlichen Gemeinden gibt es neben anderen Geistesgaben (Charisma) auch die Gabe der Prophetie, die für die Gemeinde wichtig war (1. Korinther 12,28; Epheser 4,11). Grundsätzlich haben jedoch alle Christen die Fähigkeit, aus dem Geist ihres Glaubens die Lage zu beurteilen und das auch gegenüber anderen zu vertreten.

Das Neue Testament enthält viele Warnungen vor falschen Propheten, die als "Wölfe im Schafspelz" die Wahrheit des Evangeliums in Lüge verkehren (Matthäus 7,15-20; 1. Johannesbrief 4,1-3). Das ist heute zu beachten, wenn in Sekten und neuen religiösen Bewegungen Menschen mit dem Anspruch auftreten, als Propheten im direkten Auftrag Gottes zu sprechen (Jugendreligionen).

Protest

Das Wort bedeutet Widerspruch, Einspruch. Protest wird in der Absicht geäußert, etwas aufzuhalten oder zu verändern. Meist wird dabei eine andere Möglichkeit aufgezeigt und gefordert, die sich der oder die Protestierende(n) wünschen. Sie zeigen und bezeugen auf diese Weise auch etwas von dem, was sie selbst für richtig halten und woran sie glauben. (Das ist auch der ursprüngliche Sinn des lateinischen Wortes protestari.) Der Protest kann verschiedene Formen haben: Worte, Gesten, Handlungen, Plakate, Lieder, Demonstrationen, Streiks, um nur einige zu nennen.

In einer Demokratie begründet sich Protest auf dem Recht zur freien Meinungsäußerung und zur Vertretung der eigenen Interessen. Oft wird dabei allerdings darauf verwiesen, daß es besser sei, sich an die gewählten oder zuständigen Personen zu wenden und die eigene Meinung rechtzeitig in produktiver Mitarbeit einzubringen. Wer das nicht für ausreichend hält, sieht damit auch in demokratischen Verfahren und den jeweils zuständigen Menschen soviel Unzulänglichkeit, daß zusätzlicher Einfluß notwendig erscheint. Deshalb wird es heute von vielen nicht nur als ein Recht, sondern sogar als Pflicht kritischer Staatsbürger angesehen, auch durch Protest auf vorhandene Probleme und ungelöste Konflikte hinzuweisen.

Der Nachteil des Protestes ist, daß er sich eigentlich nur gegen etwas richten und selten auf ein Problem genauer eingehen kann. Manche Gruppen sind dabei benachteiligt: So können alte Menschen nach bisheriger Erfahrung nicht so wirksam protestieren wie z.B. Studenten.

Protest erfordert Mut und oft beträchtlichen persönlichen Einsatz. Dabei läßt sich oft gar nicht genau feststellen, wie groß der Erfolg ist. Wer protestiert, wird meistens eben dadurch in der Meinung bestärkt, daß er im Recht ist. Es bilden sich dann leicht Fronten, die das Problem noch größer werden lassen, als es vorher war. Deshalb kommt es sehr darauf an, daß auch im Protest der Adressat als Partner angesprochen und die gemeinsame Verantwortung gesehen wird.

Protestantismus

Mit diesem Wort bezeichnet man heute alle aus der Reformation hervorgegangenen evangelischen Kirchen und die damit verbundene Tradition. Es geht auf einen Protest evangelischer Fürsten und Städte gegen einen für sie ungünstigen Beschluß des Reichstags von Speyer (1529) zurück. Anfangs wurde das Wort Protestanten von den Gegnern dieser Bewegung als

Schimpfwort gebraucht. Heute gilt es als ehrenvoll, eine im Glauben oder Gewissen begründete Meinung auch gegen Bedrohung und Unterdrückung zu vertreten. Der Protestantismus hat viel zur Durchsetzung der bürgerlichen Grundrechte beigetragen (Menschenrechte).

Prozession

Schon seit früher Zeit gibt es in vielen Religionen feierliche Umzüge in Heiligtümern und im Freien, die unterschiedliche Bedeutung hatten. Einige Psalmen im Alten Testament sind Lieder, die beim Einzug in den Tempel gesungen wurden (Psalm 24 und 118). Von König David wird berichtet, daß er bei einer Prozession einmal so verzückt und ausgelassen vor der Lade mit den Gesetzestafeln hergetanzt sei, daß sich seine Frau Michal für ihn genierte und ihm deshalb Vorwürfe machte (2. Samuel 6,14; Tanz).

In der christlichen Kirche kamen Prozessionen seit dem 4. Jahrhundert bei der Überführung von Reliquien und als Bittgänge vor. Bei einer Flurprozession wird Gottes Segen auf die Felder herabgerufen. Besonders die Prozession am Fronleichnamsfest soll zum Ausdruck bringen, daß Christus und seine Botschaft aus den Kirchen heraus in die Welt gebracht werden soll. Dazu ist die Kirche unterwegs. Das wird nicht nur gegenüber den Zuschauern demonstriert, sondern von denen selbst erfahren, die mitgehen. Heute wird diese Aktionsform auch für Demonstrationen (z.B. Friedensmärsche) übernommen.

Psychologie, Psychotherapie

Wörtlich übersetzt bedeutet Psychologie "Wissenschaft von der Seele". Da sich das Verständnis von Seele und Wissenschaft insbesondere in neuerer Zeit tiefgehend gewandelt hat, gibt es heute keine allgemein anerkannte Definition von Psychologie. Manche Psychologen beschränken sich nur auf das, was sich objektiv untersuchen und nachweisen läßt (z.B. das tatsächliche Verhalten eines Menschen). Andere verstehen unter Psychologie alle wissenschaftlichen Versuche, menschliches Erleben und Verhalten zu verstehen und - etwa zum Zweck der Heilung, Erziehung, Werbung oder zur Verbesserung des menschlichen Zusammenlebens - gezielt zu verändern.

Auch das religiöse Erleben und Verhalten wurde durch die Psychologie erforscht. So sah z. B. der Psychologe C. G. Jung in vielen religiösen Vorstellungen Erscheinungsformen unbewußter Grundmuster, die alle Menschen gemeinsam haben ("Archetypen" im "kollektiven Unbewußten").

Psychotherapie ist der Sammelname für zahlreiche psychologische Methoden, die seelisch ("psychisch") bedingte Erkrankungen beheben sollen. Im Unterschied zur Psychiatrie geschieht dies in der Psychotherapie mehr durch persönliche Kontakte als durch Medikamente, vor allem aber durch die Aufhellung und Verarbeitung früherer Erlebnisse, verdrängter Wünsche und unbewußter Ängste (z.B. durch die von dem Tiefenpsychologen Sigmund Freud entwickelte Psychoanalyse).

Manche Christen und Theologen haben in der Psychologie zunächst eine Konkurrenz gesehen, weil diese viele Glaubensinhalte mit ihren Mitteln anders erklärte, als es von ihnen gesehen wurde. Sie befürchteten auch, daß die Psychotherapie mit der Zeit die Seelsorge verdrängt. Die von einigen Psychologen vertretene Kritik an einem furchterregenden Gottesbild und insbesondere an der kirchlichen Sexualmoral wird heute weithin als berechtigt anerkannt.

Von der heutigen kirchlichen Seelsorge werden viele Erkenntnisse der Psychologie und Methoden der Psychotherapie übernommen. Dadurch können Seelsorger um so mehr zu ihrer eigentlichen Aufgabe kommen, nämlich den

Sinn und Wert menschlicher Existenz nach dem Verständnis des christlichen Glaubens zu vermitteln.

Pubertät

Als Pubertät (lateinisch: pubertas = Mannbarkeit, Manneskraft) bezeichnet man die Übergangszeit von der Kindheit des Menschen zu seiner biologischen und sozialen Reife. Im engeren Sinn ist damit meist der Eintritt der sexuellen Reife mit den ihr in unserer Gesellschaft zugeschriebenen seelischen und sozialen Auswirkungen gemeint (z.B. Unsicherheit, wechselnde Stimmungen und Idealvorstellungen, Reizbarkeit, Trotz). Vergleichende Forschungen bei anderen Völkern haben gezeigt, daß es bei der Dauer und beim Verlauf der Pubertät große Unterschiede gibt. So fand z.B. Margaret Mead auf der Südseeinsel Samoa eine Kultur, in der sich die sexuelle Reifezeit ohne größere seelische Erschütterungen im Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern vollzieht.

Das gibt Anlaß zu der Annahme, daß die Erscheinungen der Pubertät in unserer Gesellschaft weniger durch das Eintreten der biologischen Geschlechtsreife bewirkt werden (beim Mädchen das Eintreten der ersten Regelblutung etwa im Alter von 10-12, beim Jungen des Samenergusses mit 11-13), sondern durch das Problem, sich allmählich von Mutter und Vater lösen und eine eigene Stellung in der Gesellschaft finden zu müssen.

Im Altertum waren mit der Pubertät auch religiöse Feiern und Handlungen verbunden, nach denen man die Jugendlichen als voll in die Erwachsenengemeinschaft aufgenommen ansah. Ein Rest dieser Praxis ist wohl bei manchen noch im Verständnis der Konfirmation übriggeblieben.

Heute hat die Entwicklungspsychologie und Pädagogik viel dazu beigetragen, daß Erwachsene und Kinder die mit der Pubertät in unserer Gesellschaft verbundenen Schwierigkeiten besser verstehen und sich entsprechend verhalten. Man sieht dabei nicht nur die Probleme, sondern mehr noch die Chancen dieses Altersabschnitts für Kinder und Erwachsene.

Eltern werden ihre Kinder in dieser Zeit besonders darin unterstützen, ihre eigenen Wege zu gehen und zu sich selbst zu finden. Sie werden aber auch bereit sein, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, weil sich daran das Selbstbewußtsein der Kinder entwickelt. Die kritischen Fragen und Urteile der Kinder können für die Eltern eine Herausforderung sein, sich auf die in der Gesellschaft eingetretenen Veränderungen einzulassen und manches neu zu überdenken, was ihnen zur Gewohnheit geworden ist. Das gilt auch für die Grundeinstellung zum Leben. Schwierigkeiten im Umgang zwischen Erwachsenen und pubertierenden Kindern (die von den Erwachsenen oft als "albern" empfunden werden), sollten nicht darüber hinwegtäuschen, daß gerade in dieser Entwicklungszeit ein großes Interesse für religiöse Fragen besteht und die Weichen für die spätere religiöse Orientierung gelegt werden.