Macht

Jeder Mensch wird bewußt oder unbewußt durch Macht bestimmt: Mächtig sind die Eltern, die Stärkeren, Vorgesetzten, Reichen, Wissenden; die Großmächte. Kann ich ihre Machtausübung bejahen? Welche Macht habe ich selbst? Früher wurde Macht weithin als geheimnisvolle Eigenschaft von Göttern, Menschen, Tieren oder Dingen empfunden. Man hatte Angst davor oder fühlte sich darin geborgen, versuchte daran Anteil zu bekommen und genoß es, sie zu haben. Macht brachte Ordnung, Leistung, aber auch Zerstörung und Unfreiheit.

Nach heutigem Verständnis beruht Macht nicht nur auf persönlicher Überlegenheit, sondern mehr noch auf dem Zusammenwirken von geschichtlich gewachsenen Ordnungen sowie Einzel- und Gruppeninteressen. Je mehr freiwillige Anerkennung von rechtmäßiger Macht aufgrund gemeinsamer Überzeugungen da ist, desto weniger muß sie mit Drohung, Strafe oder Gewalt durchgesetzt werden.

Nach dem Marxismus leitet sich Macht im wesentlichen aus den materiellen Verhältnissen ab (Kommunismus).

In einer demokratischen Gesellschaft wird Macht nur in begrenztem Umfang an staatliche Organe übertragen und bei der Ausübung kontrolliert.

Die bisherigen Erfahrungen in der Geschichte zeigen, daß Machthaber nicht nur schwerwiegende Fehler machen, sondern der Versuchung erliegen, ihre Macht zum eigenen Vorteil zu mißbrauchen und damit andere Menschen zu unterdrücken.

Da ihnen dabei meist gar nicht zum Bewußtsein kommt, daß sie etwas Unrechtes tun, meinen viele, daß die Macht als solche den Charakter verdirbt. Aber das muß nicht zwangsläufig so sein. Vielmehr kommt es darauf an, den Umgang mit Macht zu lernen. Christen glauben, daß Gott die größte Macht ist und hat. Es gibt aber nach der Bibel auch starke Mächte, die in der Welt vorherrschend sind und über einzelne Menschen und menschliches Verstehen hinausreichen. Der Tod ist eine solche Macht, die das von Gott geschaffene Leben zerstört. Menschliche Macht soll dazu eingesetzt werden, das Böse in Grenzen zu halten. Aber es ist offensichtlich, daß es durch Macht nicht zu überwinden ist, weil diese selbst immer wieder mißbraucht wird.

Von Jesus wird berichtet, daß er der Versuchung, sein Ziel durch Macht zu erreichen, widerstanden hat (Matthäus 4, 1-1 1). Mit seinem Tod am Kreuz ist er den Weg gegangen (und hat ihn damit uns gezeigt), durch Hingabe und Opfer gewaltlos und ohne Macht Befreiung, Gerechtigkeit und Liebe zu bringen; denn in jedem Kampf um die Macht kommt am Ende immer nur eine andere Macht an die Herrschaft. Vergebung und Liebe wirken seitdem durch den Glauben in Menschen, die nicht stark und mächtig sind oder sein wollen (wie z. B. der Apostel Paulus, der das Vorbild Jesu so verstand: "Die Gnade erweist ihre Kraft in der Schwachheit", 2. Korinther 12,9). Durch Macht kann ein gutes Leben nicht gesichert und erzwungen werden. Deshalb versuchen zunehmend mehr Menschen, in ihrer näheren Umgebung und in kleineren Gruppen ohne oder mit möglichst wenig Macht auszukommen. Auch manche Politiker und die Anhänger der Friedensbewegung setzen ihr Vertrauen nicht mehr auf Macht und Rüstung, sondern auf Verständigung und den Verzicht auf das Streben nach Vorherrschaft. Von der Kirche ist zu erwarten, daß sie selbst ein gutes Beispiel für die Anwendung von Macht bzw. für den Verzicht darauf abgibt.

Manipulation

Manipulation ist die Beeinflussung und Lenkung anderer auf eine Art und durch Mittel, die ihnen nicht bewußt werden. Meist hat der Manipulator dabei die Absicht, sich einen Vorteil zu verschaffen, ohne daß der Manipulierte das merkt, etwa im Bereich der Politik und der Werbung. Auch Erziehung wird z.T. als (positive) Manipulation angesehen, weil es nicht immer möglich ist, alle Zusammenhänge zu erklären und bei Kindern oder Jugendlichen eine bewußte Entscheidung herbeizuführen.

Märchen

Märchen sind unterhaltsame, phantasievolle und lehrhafte kurze Erzählungen (= kleine "Mär"), in denen wichtige Themen und Wahrheiten des Lebens zum Ausdruck kommen, z.B. Gut und Böse, Armut und Reichtum, Macht, Gerechtigkeit, Verwandlung, Glück und Not. Sie sind deshalb nicht nur für Kinder (im sogenannten "Märchenalter" von 5-9 Jahren) eine wichtige Anregung für die Entwicklung der Sprache und für symbolhaftes Denken, sondern auch für Erwachsene eine elementare Mitteilungsform für zeitlose Fragen und innere Erfahrungen.

Das Erzählen und Erleben von Märchen kann dazu helfen, der rationalistischen Verarmung unseres Denkens zu entgehen und Zugang zu tieferer Weltdeutung zu finden.

Auch in der Bibel gibt es märchenhafte Motive, z.B. in der Schöpfungsgeschichte, in den Josefs- und Simsonerzählungen und im Buch Jona.

Marienverehrung

Schon im Neuen Testament wird deutlich, daß Maria als Mutter Jesu nicht nur als geschichtliche Person eine Rolle spielt, sondern für den Glauben eine darüber hinausgehende Bedeutung hat. Von Lukas wird sie in den ersten beiden Kapiteln seines Evangeliums mit dichterischen Worten als eine von Gott begnadete Frau beschrieben, die durch Demut, Gehorsam und Vertrauen auf Gott Vorbild des Glaubens sein kann: "Ich will ganz für Gott dasein. Es soll so geschehen, wie du es gesagt hast", antwortete sie auf die Ankündigung des Engels, daß sie Jesus zur Welt bringen soll (Lukas 1,38). Sie behielt und bewegte in ihrem Herzen alles, was mit Jesus geschah, auch wenn sie es nicht ganz verstehen konnte (Lukas 2,19 und 51). Nach dem Tod Jesu, den sie wahrscheinlich miterlebt hat (Johannes 19,25f.), gehörte sie in Jerusalem zur ersten christlichen Gemeinde (Apostelgeschichte 1,14; Urchristentum).

Von der Volksfrömmigkeit wurde Maria zunehmend als Gottesmutter und Vermittlerin bzw. Fürsprecherin bei Christus und Gott im Himmel verehrt und angerufen. Auf diese Weise bekam das einseitig männlich ausgeprägte Gottesbild eine Ergänzung durch eine weibliche Gestalt.

Die Reformatoren waren nicht grundsätzlich gegen die Verehrung Marias, lehnten aber ihre Anbetung und Anrufung als Vermittlerin ab, weil Jesus selbst schon den Menschen Gott nahe gebracht hat.

Als die römisch-katholische Kirche 1854 den Glauben an die Zeugung Marias ohne Erbsünde ("Unbefleckte Empfängnis") und 1950 an die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel zum Dogma erklärte, vertiefte das den Gegensatz zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Aber viele katholische Theologen bemühen sich, diese Dogmen dahingehend zu erklären, daß sie die Bedeutung Jesu für den Glauben nicht schmälern, sondern verstärken sollen. Nicht nur katholische Christen sehen heute in Maria ein Symbol für die Grundhaltung des Glaubens und damit für die Kirche. Marienfeste, besondere Gebete ("Gegrüßet seiest du, Maria ...") und Wallfahrten zu Orten, an denen es Marienerscheinungen oder von Maria bewirkte Wunder gegeben haben soll, und nicht zuletzt die zahlreichen künstlerischen und populären Darstellungen Marias als Statue und auf Bildern sind vielen Menschen eine anschauliche Ausgestaltung und Bekräftigung des christlichen Glaubens (Jungfrauengeburt).

Massenmedien

Darunter versteht man technische Verbreitungsmittel, die an einen großen Personenkreis Information und Unterhaltung vermitteln: Fernsehen, Rundfunk, Presse (Tageszeitungen, Illustrierte), Tonträger, Film und Buch. Durch die technische Entwicklung und den Wohlstand der letzten Jahre haben sich für die meisten Menschen durch die Massenmedien ganz neue und vielfältige Erlebnismöglichkeiten ergeben: Sie erhalten innerhalb weniger Stunden Informationen aus der ganzen Welt und können an vielen Ereignissen als Zuschauer gleichzeitig teilnehmen.

Der Konsument kann aus mehreren Programmen des Fernsehens, Rundfunks

(neuerdings auch Bildschirmtext) und zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften auswählen und hat fast überall Musik von einer technischen Qualität verfügbar, wie sie sich früher nicht einmal die Allerreichsten leisten konnten. Nahezu alle Themen und Fragen werden von den Massenmedien aufgegriffen; auch religiöse. Sie sind zu einer Bildungsinstitution und für die Politik zu einem Forum und Kontrollorgan geworden. Und das alles für Gebühren und Kosten, die sich wirklich jeder leisten kann. Auch alte, einsame oder kranke Menschen werden einbezogen. Für Christen ist das sicherlich Anlaß zur Dankbarkeit und manchmal wohl auch noch zum Staunen. Etwa zwei Stunden am Tag sitzen deutsche Bürger im Durchschnitt vor dem Fernsehapparat, Kinder etwas länger. Dazu kommt eine halbe Stunde Zeitung, Rundfunk nebenbei. Und Musik vom Tonbandgerät zu Hause oder unterwegs, im Kaufhaus oder am Arbeitsplatz. Kritiker sagen: Das Fernsehen machte aus dem Kreis mancher Familie einen Halbkreis und ersetzte das Gespräch. Alles ist so bequem und perfekt, daß eigene Aktivität verkümmert. Wir begnügen uns mit dem, was andere für uns auswählen. Die Massenmedien bestimmen zutiefst unser Denken und Wollen, ohne daß es uns bewußt wird ("Bewußtseinsindustrie")

Es kommt also darauf an, den richtigen Gebrauch der Massenmedien zu lernen, um möglichst viel davon zu haben und keinen Schaden zu erleiden. Dazu muß man zuerst einmal anfangen, über den eigenen Medienkonsum nachzudenken. Was nehme ich auf? Wieviel? Warum tue ich es? Was habe ich davon? Wie verarbeite ich das Gesehene, Gelesene oder Gehörte? Gibt es andere Möglichkeiten, die meinem Interesse bzw. Bedürfnis auch entsprechen würden? Bin ich mit Art und Umfang meines Mediengebrauchs zufrieden? Was beobachte ich bei anderen? Das Gespräch mit ihnen kann mir Klarheit über mein Verhalten geben.

Als zweites sollte man versuchen, etwas mehr über die heutigen Medien zu erfahren. Das schafft Distanz und entzaubert sie ein wenig. Vergleichen und analysieren kann jeder selber: Was wird gebracht, wo liegen die Unterschiede? Wie ist die Aufmachung, was ist Montage? Was ist Nachricht und was Meinung? Was sagen die Überschriften? Hierzu kann auch die Fachkritik Anregungen geben.

Drittens werden Christen versuchen, in den Medien "die Geister zu unterscheiden" (1. Korinther 12,10): Welche Menschen oder was an ihnen wird als Vorbild herausgestellt? Was wird über Liebe, Krieg, Frieden, Leben, Minderheiten oder Glück gebracht? Was nicht? Wie wird über Menschen geurteilt? Welche Hoffnungen werden verstärkt oder zerstört?

In den Massenmedien kommen heute viel mehr Deutung und Sinngebung, Moral und Religion auf die Menschen zu als durch die Kirchen. Diese versuchen zwar auch, sich der Massenmedien zu bedienen; aber für viele Menschen sind die Medien längst selbst zum Religionsersatz geworden: Sie enthüllen den Hintergrund, erheben die Vorbilder und wecken die Wünsche, bieten das Irrationale, Sensationelle; die Befreiung von sich selbst.

Was Massenmedien langfristig bewirken, ist noch unzureichend erforscht. Sicher ist, daß es hauptsächlich von der Grundeinstellung und dem Glauben eines Menschen abhängt, welchen Gebrauch er von den Massenmedien macht und wie sie auf ihn wirken.

Materialismus

Der Materialismus ist (im Gegensatz zum Idealismus) eine Weltanschauung, die alles in der Welt und im Leben auf die Materie zurückführt. Schon Demokrit lehrte (etwa 400 v.Chr.), daß die Welt aus dem Urstoff der Atome entstanden sei und besteht.

Im Marxismus-Leninismus (Kommunismus) wurde der Materialismus zur philosophischen Grundlage. Seine Anwendung auf die Geschichte soll die Gesetzmäßigkeit zeigen, mit der die "Klassengesellschaft" und damit die Ausbeutung des Menschen durch Menschen revolutionär durch eine Diktatur des Proletariats beseitigt wird ("historischer Materialismus").

Nach marxistischer Auffassungwird das Bewußtsein der Menschen ausschließlich von den Bedingungen bestimmt, unter denen sie arbeiten, also von den materiellen Verhältnissen, die sich daraus ergeben. Die Gesetze der Materie bilden sich im Bewußtsein ab und ermöglichen objektive Erkenntnis, wenn sie nicht von idealistischer Spekulation im Dienste kapitalistischer oder bürgerlicher Herrschaft unterdrückt wird. Die Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt ist "dialektisch", weil sich hier verschiedene Entwicklungsstufen von Materie gegenseitig beeinflussen und der Fortschritt jeweils das Ergebnis von Druck und Gegendruck ist ("dialektischer Materialismus").

Die Anziehungskraft des Materialismus besteht darin, daß er ein geschlossenes System von Welterklärung anbietet, in dem sich grundsätzlich jede Frage beantworten läßt (wenn dann auch vieles den Einzelwissenschaften überlassen bleibt). Wichtiger ist aber noch das politische Interesse, das dahinter steht: den Einfluß der Religion und der Denkrichtungen auszuschalten, die dem Materialismus und den daraus folgenden Konsequenzen für Gesellschaft und Wirtschaft entgegenstehen.

In der Umgangssprache wird als Materialismus eine Einstellung bezeichnet, für die nur der Erwerb von Besitz und der persönliche Vorteil ausschlaggebend ist.

Meditation

Das Wort bedeutet Besinnung (auch: Einübung). Meditation ist eine Möglichkeit,

Es gibt verschiedene Methoden der Meditation. Die einfachste ist, sich in einem stillen Raum ein paar Minuten Zeit zu nehmen und darüber nachzudenken: Was habe ich erlebt? Was ist mir wichtig? Was will ich? (Mancher ist erstaunt, welche und wieviel Gedanken ihm kommen, wenn er sich einmal nicht von außen beeinflussen läßt). Christen haben gute Erfahrungen mit Meditationen über Bibelverse, Liedstrophen, Bilder, Symbole oder Gebete gemacht. Auch in Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen werden meditative Betrachtungen einbezogen.

Da das Meditieren schwerfällt, wenn man sonst ganz anders lebt, gibt es zunehmend Anleitung, Kurse und Tagungen, um es zu lernen und zu üben (im Evangelischen Erwachsenenkatechismus sind einige Anregungen zu finden, S.1280f.).

Zum Teil werden Methoden aus dem Hinduismus (Yoga) und dem Zen-Buddhismus übernommen, die der Entspannung und der Befreiung von alltäglicher Begrenztheit und Oberflächlichkeit dienen sollen. Dazu gehören u.a. Atemübungen, Wiederholungen, Körperhaltung und feste Zeiten.

Manche sehen in der Meditation die Gefahr, daß sie zu starker Ichbezogenheit und Weltflucht führt. Diese Bedenken beruhen meist auf Mißverständnissen. Meditierende finden Kraft, etwas für andere zu tun und Widerstand gegen Zeitströmungen zu leisten. Vor allem kann durch Meditation der Glaube vertieft werden.

Mensch

Immer wieder versuchen Menschen, definierende allgemeine Aussagen über sich selbst, ihre Mitmenschen und die Menschheit insgesamt zu machen. Wer bin ich? Was ist der Mensch? Vielleicht ist schon das ein besonderes Kennzeichen des Menschen, daß er nach sich selbst fragt und fragen kann. Die verschiedenen Antworten auf die Frage nach dem Wesen des Menschen können als Menschenbilder bezeichnet werden. Das wissenschaftliche Nachdenken aufgrund von Forschungsergebnissen über den Menschen und seine Entstehung heißt Anthropologie (= Lehre vom Menschen). Dabei geht es insbesondere auch um Unterschiede zum Tier (Sprache, Werkzeuge, Kunst, Totenbestattung; aber auch Tötung von Artgenossen!).

Menschenbilder sind immer von Grundhaltungen (wie Optimismus oder Pessimismus) und von persönlichen oder gemeinsamen Interessen bestimmt (wie etwa Rechtfertigung einer Moral oder des eigenen Verhaltens).

Sie können andererseits das Denken und Handeln stark beeinflussen: Je nachdem, ob ich Menschen im allgemeinen für gut oder böse halte, werde ich mehr oder weniger Vertrauen zu meinen Mitmenschen haben. Wer zwischen verschiedenen Menschenrassen Wert- und Wesensunterschiede sieht und meint, daß geistig Behinderten das wichtigste Wesensmerkmal des Menschen fehlt, nämlich die Intelligenz, der wird sie entsprechend behandeln (Rassendiskriminierung; Vernichtung "lebensunwerten Lebens" unter Hitler). Anthropologen haben den Menschen u.a. als "Frühgeburt", wegen geringer Spezialisierung als "Mängelwesen", als weltoffen und besonders anpassungsfähig bezeichnet. Für den Philosophen Jean Paul Sartre sollte der Mensch jeweils das sein, was er selbst von sich hält: letztlich ein zum Scheitern verurteiltes Wesen, das aber doch auch angesichts der Sinnlosigkeit leben kann.

Im Marxismus gilt die Arbeit als wesentliches Kennzeichen des Menschen. Das christliche Menschenbild ist vom Glauben an die Schöpfung und an Jesus Christus als Sohn Gottes bestimmt. Der Mensch ist als Mann und Frau zum Ebenbild Gottes geschaffen. Staunend heißt es im 8. Psalm:

Seh' ich den Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigst:

Was ist der Mensch, daß du an ihn denkst,des Menschen Kind, daß du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.

Du hast ihn als Herrscher eingesetzt

über das Werk deiner Hände.

Zum Menschsein gehört also die Verantwortung für die Welt und für die Mitmenschen. Als ein Gemeinschaftswesen ist der Mensch auf andere angewiesen ("Es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist." 1. Mose 2,18). Weil der Mensch Gott ungehorsam ist und sein Leben ohne ihn gestalten will, hat er die Beziehung zu Gott verloren. Jesus Christus ist für den Glauben der wahre Mensch, weil in ihm und durch ihn die Verbindung zu Gott wiederhergestellt ist (Versöhnung). Im Glauben an ihn hat jeder die Chance, menschlicher zu werden. Damit ist allerdings erst der Anfang gemacht. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: "Meine lieben Freunde, wir sind schon Kinder Gottes. Was wir einmal sein werden, ist jetzt noch nicht sichtbar" (3,2).

Menschenrechte

Nachdem 1948 die Vereinten Nationen die Menschenrechte als allgemeingültig erklärt haben, bekennen sich dem Worte nach heute fast alle Staaten zu ihnen. In Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland heißt es: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Daraus ergeben sich u.a. folgende Grundrechte:

Die Menschenrechte sollen nicht nur gegen Übergriffe des Staates und willkürliche Herrschaft schützen, sondern insgesamt ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Deshalb wird z. B. auch ein Recht auf Arbeit, gerechten Lohn, angemessenen Lebensunterhalt, soziale Sicherung und Freizeit gefordert. Das alles ist aber nur durch die Anstrengung und Solidarität aller Menschen und nicht nur durch Leistungen des Staates zu erreichen.

Auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) wurden nähere Bestimmungen der Menschenrechte auch von kommunistisch regierten Ländern anerkannt, die sie theoretisch schon durch das Bestehen ihrer sozialistischen Gesellschaftsordnung garantiert sehen (ebenso übrigens wie die westlichen Länder durch ihre demokratischen Verfassungen; aber viele rechtliche und praktische Konsequenzen aus den Grundrechten müssen erst noch gezogen werden, bei uns z.B., was die Gleichberechtigung von Mann und Frau betrifft).

In einer Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland heißt es

(1975):

Menschensohn

Das Wort stammt aus der aramäischen Muttersprache Jesu und bedeutet zunächst einfach Mensch, Menschenkind, vom Menschen abstammend. Schon in den Jahrhunderten vor Jesus wurde es für die Ankündigung (z.B. Daniel 7,13) und Erwartung eines himmlischen Gesandten, Herrschers und Richters gebraucht, der das Gottesreich bringt und vollendet.

In den Evangelien spricht (nur!) Jesus (in Andeutungen) von sich selbst als Menschensohn. Er will dabei offenbar auf Erwartungen seiner Zuhörer Bezug nehmen, aber auch darauf hinweisen, daß sie es in ihm mit mehr zu tun haben, als sie jetzt schon erkennen können.

Messe

Seit dem 6.Jahrhundert Bezeichnung für die gottesdienstlich ausgestaltete Abendmahlsfeier in der katholischen Kirche. Das Wort stammt aus der lateinischen Schlußformel der Messe ("missa est" - ihr seid entlassen).

Da mit den Feiertagen und Festen oft Jahrmärkte und große Treffen verbunden waren, bürgerte sich das Wort auch im wirtschaftlichen Bereich in anderer Bedeutung ein (z.B. Buchmesse).

Inhalt und Form der Messe sind für die Sonntage und Werktage und Feste des Kirchenjahres in einem Meßbuch genau geregelt. Alle Gesten und Handlungen haben eine symbolische Bedeutung. Die Messe beginnt mit einer Eröffnung (lateinisch: Introitus), Begrüßung und einem Schuldbekenntnis. Nach der Verehrung Gottes (Gloria) und einem Gebet folgt der Wortgottesdienst mit Lesung aus der Bibel und Predigt, Glaubensbekenntnis und Fürbitte. Nach der Abendmahlsfeier mit Vaterunser und Friedensgruß werden die Gläubigen mit dem Segen entlassen. Höhepunkt der Messe ist die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu durch einen Priester. Sie wird als unblutige Wiederholung des Opfers Jesu verstanden, das Lebenden und Verstorbenen zugute kommen kann. Durch das Sehen und Essen der Hostie erfahren die Gläubigen dankbar in der Nähe und Liebe Gottes ihre Glaubensgemeinschaft.

Damit nichts vom Wein verschüttet wird und damit es schneller geht, wenn viele "kommunizieren" wollen, wird (im Unterschied zu den evangelischen Kirchen) in der Messe nur das Brot (meist in Form einer Oblate) verteilt mit der Begründung, daß auch darin der ganze Leib Christi enthalten sei. Die Messe wurde früher in der ganzen Welt einheitlich in lateinischer

Sprache gefeiert, heute meist in der Landessprache.

Messias

Das Wort kommt aus dem Hebräischen und bedeutet der Gesalbte. Die griechische Übersetzung ist Christos. Im Alten Testament werden damit überwiegend die regierenden Könige, vereinzelt auch Hohepriester bezeichnet. Nach dem Zerfall und Niedergang des Reiches seit dem glanzvollen Königtum Davids erwarteten viele Juden in dem Messias einen von Gott gesandten Herrscher oder Helfer, der das Volk von Fremdherrschaft befreien und als Erlöser in einem endzeitlichen Reich Frieden und Heil bringen sollte (Jesaja 9,1-6). Auch Jesus sind solche Erwartungen entgegengebracht worden. Wahrscheinlich wollten ihn einige sogar dazu drängen, Anführer gegen die Römer zu sein, die Palästina beherrschten. Aber er sagte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Ob er sich selbst als Messias bezeichnet hat, ist nicht sicher. Er wurde jedenfalls von seinen Anhängern (z.B. Petrus, Markus 8,29) und von den ersten Christen als Messias für alle Menschen und Völker geglaubt. Mehr und mehr wurde später allerdings die griechische Übersetzung (Christus) als Eigenname gebraucht.

Das Wort Messianismus hat sich noch weiter von der ursprünglichen Bedeutung entfernt und bedeutet die schwärmerische Erwartung eines Heilszustandes, der durch einen Erlöser mit besonderem Sendungsbewußtsein herbeigeführt wird.

Metaphysik

Das Wort klingt für manche recht geheimnisvoll, ist aber auf ganz einfache Weise entstanden: Es ist Titel eines Buches des Philosophen Aristoteles (384-322 v. Chr.), das auf sein Buch über die Physik folgte (meta=nach). Später und im Mittelalter verstand man unter Metaphysik eine philosophische "Wissenschaft", die sich mit Grund und Ursache allen Seins beschäftigte und durch Denken über die Grenzen menschlicher Erfahrung hinausstrebte. So fragte man in der Metaphysik nach der Einheit der vielfältigen Erscheinungen ("Ontologie"), nach dem Aufbau und Zusammenhang der gesamten Wirklichkeit ("Kosmologie") und nach einem höheren Wesen bzw. Gott, soweit darüber mit dem Verstand etwas herauszufinden war (Gottesbeweise).

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) unterzog das metaphysische Denken einer Kritik und gelangte zu dem Ergebnis: Es hat keine zwingende Beweiskraft; aber der darin liegende Erkenntnisdrang ist anerkennenswert.

Metaphysik als Philosophie hat heute gegenüber der Natur und Geisteswissenschaft ihre Bedeutung für die Erkenntnisgewinnung fast ganz verloren; der Materialismus lehnt sie radikal ab.

Der christliche Glaube kommt ohne Metaphysik aus, weil Gott sich in dem Menschen Jesus mitten in dieser Welt gezeigt hat (Jenseits).

Militärseelsorge

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantiert jedem Bürger freie Religionsausübung. Damit sie auch für Soldaten und ihre Angehörigen gewährleistet ist, wurde durch Verträge zwischen dem Staat und der evangelischen bzw. katholischen Kirche die Militärseelsorge geschaffen. Hierfür werden Pfarrer (auf Zeit) abgestellt, die im Unterschied zu Militärpfarrern anderer Staaten keinen Offiziersrang haben und keine Uniform tragen. Sie unterstehen einem Militärbischof, der von der Kirche eingesetzt wird und nur dieser verantwortlich ist. Für die Organisation und Bezahlung der Militärseelsorge ist nach den Verträgen der Staat zuständig.

Außer Gottesdienst bietet die Militärseelsorge lebenskundlichen Unterricht, Rüstzeiten und Einzelberatung an (z. B. auch für Soldaten, die sich erst nach der Einberufung für die Wehrdienstverweigerung entscheiden). Die Teilnahme am Gottesdienst und an Rüstzeiten ist für die Soldaten freiwillig; jeder hat außerhalb seines Urlaubs Anspruch auf jährlich 7 Tage

Dienstbefreiung zur Teilnahme an Tagungen, die von der Militärseelsorge zu aktuellen Themen durchgeführt werden.

Die Militärseelsorge soll mit den militärischen Kommandeuren zusammenarbeiten, ist aber kein Instrument der "Inneren Führung", d.h. nicht zur Stärkung des Wehrwillens da. Der Auftrag eines Militärpfarrers ist im Grunde der gleiche wie der jedes anderen Pfarrers, nämlich dazu beizutragen, daß der christliche Glaube vermittelt und praktisch verwirklicht wird. Das bedeutet, daß gerade im Bereich der Streitkräfte die christliche Friedensbotschaft ausgerichtet wird.

Von Anfang an war die Einrichtung und Arbeit der Militärseelsorge innerhalb der evangelischen Kirche heftiger Kritik ausgesetzt, weil sie, ohne es zu wollen, die Meinung unterstütze, der Friede lasse sich durch Waffengewalt und militärische Blockbildung sichern. Die Führung der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik sah darin einen Beweis für die Abhängigkeit der Kirche von den westlichen Mächten, lehnt es aber ab, ihrerseits eine Militärseelsorge zuzulassen. (Der Militärseelsorgevertrag war mit ein Grund dafür, daß es 1969 zur Trennung der Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik von der Evangelischen Kirche in Deutschland kam.)

Die schwere Gewissensbelastung, an der Bereithaltung und möglicherweise Anwendung von Waffen beteiligt zu sein, die zwangsläufig das zerstören würden, was sie verteidigen sollen, haben aber nicht nur Soldaten und Militärpfarrer zu tragen. Es ist eine Frage, die sich auch den Politikern und darüber hinaus der ganzen Gesellschaft stellt. Wie der Dienst der Kirche für den Soldaten geleistet wird, hängt u.a. auch davon ab, wie er von diesen in Anspruch genommen und von der ganzen Kirche getragen wird.

Minderheiten

Eine Minderheit ist eine Anzahl von Menschen, die sich freiwillig oder unfreiwillig von einer Mehrheit anderer Menschen unterscheiden, z.B. durch ihre Religion, Zugehörigkeit zu einem anderen Volk oder einer anderen Rasse, durch ihre Veranlagung oder ihre Ansichten. Minderheiten sind in unserer Gesellschaft z.B. Zigeuner (Sinti), Gastarbeiter, Homosexuelle, Kriegsdienstverweigerer und Anhänger von religiösen Sekten. In vielen Berufen sind Frauen in der Minderheit.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß Mehrheiten dazu neigen, Minderheiten als minderwertig anzusehen, sie zu benachteiligen und sie zu verfolgen. Einige Gründe dafür:

Das schlimmste Beispiel der Verfolgung einer Minderheit ist die Ermordung von sechs Millionen Juden durch Deutsche während der nationalsozialistischen Herrschaft (Judenverfolgung).

Zwar gibt es in den durch die Vereinten Nationen erklärten Menschenrechten und in den Verfassungen der meisten Staaten die Forderung, Minderheiten zu achten und nicht zu benachteiligen; aber die tiefsitzenden Vorurteile und ablehnenden Gefühle gegenüber Minderheiten werden dadurch nicht beseitigt. Wir alle haben Anlaß, uns immer wieder selbst zu prüfen, wie wir auf Minderheiten reagieren.

Christen gehen davon aus, daß alle Menschen Geschöpfe Gottes sind und Unterschiede deshalb nicht so stark ins Gewicht fallen, wie wir das gerade bei Minderheiten oft empfinden. Christen waren und sind selbst oft Minderheit und werden es, wenn sie mit ihrem Glauben Ernst machen ("Die Tür, die zum Leben führt, ist eng, und der Weg dorthin ist anstrengend. Nur wenige gehen ihn", Matthäus 7,13). Auch deshalb werden sie Verständnis für andere Minderheiten haben und mit ihnen solidarisch sein können.

Jesus sagte zu seinen Jüngern, daß sie sich als Minderheit nicht zu fürchten brauchen ("Sei ohne Angst, du kleine Herde! Euer Vater will euch seine neue Welt schenken", Lukas 12,32). Christen sollen sich aber auch nicht (wie manche Angehörige exklusiver Gruppen) gegenüber der "breiten Masse" als etwas Besonderes fühlen.

Minderwertigkeitsgefühle

Viele Menschen fühlen sich zeitweise oder dauernd wegen eines bestimmten Mangels oder als ganze Person anderen unterlegen und deshalb minderwertig. Das verursacht häufig Hemmungen, Verlegenheit und Angst. Wer sich selbst nichts zutraut, leistet auch weniger und kann sich nicht voll entfalten. Manche werden deshalb krank.

Minderwertigkeitsgefühle haben nur selten ihren Grund in tatsächlichen körperlichen oder geistigen Mängeln, sondern sie sind seelisch bedingt. Psychologen sehen ihre Ursache darin, daß Erwachsene Kindern zu wenig Anerkennung zeigen und ihnen oft das Gefühl vermitteln, zu klein, zu schwach oder hilfsbedürftig zu sein. Sowohl durch große Strenge wie auch durch Verwöhnung gelangen Kinder selten zu Erfolgserlebnissen und entwickeln deshalb nur ein geringes Selbstwertgefühl, obwohl sie ganz normale Fähigkeiten haben.

Minderwertigkeitsgefühle werden außerdem verstärkt oder entstehen durch die Orientierung an den Wertmaßstäben und Zielsetzungen anderer Menschen (z.B. der Eltern) oder an den Idealen, die in bestimmten Gruppen und in der Öffentlichkeit gelten (z. B. was Besitz, Schönheit oder sexuelles Verhalten betrifft).

Da Minderwertigkeitsgefühle ihre Wurzeln im Unbewußten haben, ist selbst dann schwer etwas dagegen zu machen, wenn sie offensichtlich unberechtigt sind. Mancher versucht (ebenfalls unbewußt), sie dadurch auszugleichen, daß er seine Mitmenschen herabsetzt oder besondere Anstrengungen auf einem Gebiet unternimmt, wo er sich stärker fühlt. Psychologische Beratung kann hier viel helfen.

Manche Minderwertigkeitsgefühle sind wohl auch durch die christliche Kirche entstanden, weil sie schwer zu erfüllende Forderungen aufstellt und den Menschen ihre Sünde und Schuld vorhält.

Hauptinhalt christlicher Verkündigung ist aber, daß jeder Mensch und ganz besonders Schwache, Benachteiligte und Kinder von Gott so geliebt werden, wie sie sind. Das müßte eigentlich die Entstehung von Minderwertigkeitsgefühlen überall dort verhindern, wo Menschen das glauben und danach leben. Wenn wir uns gegenseitig mehr Anerkennung zeigen, wird es auch gelingen, bestehende Minderwertigkeitsgefühle abzubauen oder wenigstens damit leben zu können.

Mischehe

Das Wort wird bei uns meist nur für eine Ehe zwischen Katholiken und Protestanten gebraucht (= konfessionsverschiedene Ehe). Es gilt aber auch für Ehen zwischen Angehörigen verschiedener Rassen, Religionen und Nationalitäten. Unter den Nationalsozialisten und im Süden der USA waren rassische Mischehen noch vor einigen Jahrzehnten verboten, in Südafrika sind sie es heute noch.

Etwa die Hälfte der Protestanten und etwas weniger Katholiken sind laut Umfragen der Meinung, daß eine konfessionsverschiedene Ehe genauso gut ist wie eine rein evangelische bzw. katholische. Sie kann die Möglichkeit bieten, eine andere Konfession als Bereicherung des eigenen Glaubens besser kennenzulernen und konfessionelle Grenzen zu überwinden.

Tatsache ist aber auch, daß in jeder Mischehe die Beziehungen der Partner zu ihren Kirchen im allgemeinen nachlassen, soweit man das äußerlich feststellen kann.

Es ist eben auch bei gutem Willen schwer, in einer Familie die Zugehörigkeit zu zwei Kirchen zu pflegen, und für Eltern, bei der religiösen

Erziehung ihrer Kinder zusammenzuwirken.

Obwohl es die Möglichkeit einer sogenannten "ökumenischen Trauung" (d.h. Mitwirkung eines Geistlichen der anderen Konfession) gibt, werden Mischehen öfter als konfessionsgleiche Ehen nur standesamtlich getraut. Katholische Ehepartner brauchen eine Ausnahmeerlaubnis (Dispens), wenn ihre Mischehe kirchlich gültig sein soll. Diese wurde bisher von dem Versprechen (jetzt nur noch des katholischen Ehepartners) abhängig gemacht, die Kinder so weit wie möglich katholisch zu erziehen.

Bei Pfarrern, Religionslehrern und kirchlichen Mitarbeitern kann eine konfessionsverschiedene Ehe eine Anstellung erschweren.

So ist die konfessionelle Verschiedenheit vor dem Eingehen einer Ehe ernsthaft zu bedenken, zumal sich die Kirchen noch nicht ausreichend darauf eingestellt haben, daß immerhin jede vierte Ehe eine Mischehe ist. Bei beabsichtigter Eheschließung mit Angehörigen nichtchristlicher Religionen (insbesondere aus dem nichteuropäischen Ausland) gibt es besondere Beratung, z. B. beim Verein für internationale Jugendarbeit.

Mission

Das Wort bedeutet Sendung und bezeichnet im christlichen Glauben die auftragsgemäße Bemühung, die Botschaft von Jesus und die Einladung zu einem christlichen Leben in der ganzen Welt zu verbreiten ("Gehet hin zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe", sagt Jesus vor seiner Himmelfahrt im Matthäusevangelium, Kapitel 28,19).

Von Anfang an haben einzelne Christen, Gemeinden und Kirchen Mission betrieben: zuerst unter den Juden, dann im ganzen damaligen Römischen Reich. Wenn auch von einzelnen Märtyrern und Missionaren wie Bonifatius (754 getötet) eine große Überzeugungskraft ausging, so war die Bekehrung ganzer Volksstämme wie z. B. der Germanen und Slawen doch auch mit Zwang verbunden, der dem christlichen Glauben widerspricht.

Während der Kreuzzüge und später drangen römisch-katholische Missionare bis in die Mongolei und nach China vor. Seit 1500 wurden die neuen Kolonialgebiete der Spanier und Portugiesen (in Süd- und Mittelamerika, Afrika und in der Südsee) missioniert. Insbesondere im 19. Jahrhundert erhielt die Mission auch in den evangelischen Kirchen durch die Gründung von Missionsgesellschaften einen großen Aufschwung. Sie war immer auch mit Bildungsarbeit, medizinischem Dienst und Entwicklungshilfe verbunden, vielfach auch mit dem Einsatz für notwendige soziale Veränderungen (z.B. Aufhebung des Sklavenhandels und der Rassentrennung). Aus der missionarischen Arbeit sind inzwischen in vielen Ländern selbständige Kirchen entstanden.

Die Mission der christlichen Kirchen ist heute folgender Kritik ausgesetzt:

Diese Vorwürfe sind zum Teil anerkannt und im neueren Selbstverständnis der Mission berücksichtigt worden:

Glauben z. T. bekämpfen (wie z. B. dem Kommunismus), das Feld zu

überlassen (Jugendreligionen).

Um die Aufgabe und Chance, aber auch die Probleme der Mission in der heutigen Welt verstehen zu können, sollte sich jeder Christ fragen, ob und wie er selbst sich bemüht, andere für den christlichen Glauben zu gewinnen. Im Grunde gelten hierfür die gleichen Argumente, wie sie für die Mission angeführt wurden. Hemmungen und Einwände sind u.a.:

Mitbestimmung

Das Wort wird heute im speziellen Sinn für die Beteiligung der Arbeitnehmer an Entscheidungen der Unternehmensleitung gebraucht, von denen sie selbst betroffen sind. Das Betriebsverfassungsgesetz (in der Bundesrepublik Deutschland) bestimmt, daß dies bei personellen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen durch eine Betriebsversammlung, den von Arbeitnehmern gewählten Betriebsrat oder ihre in den Aufsichtsrat entsandten Vertreter geschehen soll. Die Gewerkschaften streben an, in allen größeren Betrieben die im Bergbau und in der eisenschaffenden Industrie schon verwirklichte "paritätische Mitbestimmung" einzuführen, bei der im Aufsichtsrat die Arbeitnehmer ebenso viele Sitze wie die Eigentümer haben. (Bei Stimmengleichheit kann ein neutrales Mitglied den Ausschlag geben.)

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat es in einer Studie als den Sinn der Mitbestimmung bezeichnet, "das bloße Lohnarbeitsverhältnis zu überwinden und den Arbeiter als Menschen und Mitarbeiter ernst zu nehmen. Christen verstehen ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen den sozialen Gruppen als Ausdruck der gegenseitigen Achtung und des gemeinsamen Dienstes. Die Wirtschaft soll als Lebensbereich gestaltet werden, in dem der Mensch seine ihm von Gott gegebenen Anlagen entfalten kann. Wo Menschen sich nicht als Mitmenschen annehmen, wo den Mitarbeitern nicht das rechte Maß persönlicher Teilnahme an den sie betreffenden Entscheidungen eingeräumt ist, wird die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens auf lange Sicht mehr gestört als gefördert." Allerdings soll Mitbestimmung auch nicht verhindern, daß marktgemäße und schnelle Entscheidungen getroffen werden.

Auf kirchliche Dienststellen findet das Betriebsverfassungsgesetz keine Anwendung, weil sie zu den "Tendenzbetrieben" gehören (das sind solche, die überwiegend politischen, konfessionellen, karitativen, erzieherischen, wissenschaftlichen oder künstlerischen Bestimmungen oder Zwecken der Berichterstattung oder Meinungsäußerung dienen); es gibt aber Mitwirkung durch Mitarbeitervertretungen.

Wenn Mitbestimmung im einzelnen auch schwer zu organisieren und zu verwirklichen ist, so lohnt es sich doch, sie in allen Bereichen anzustreben, wo Menschen von der Entscheidung anderer abhängig sind: in Familie, Schule, Kirchengemeinde, bei den Massenmedien und in der Bundeswehr. Letzteres mag manchem als völlig unmöglich erscheinen; aber auch hier kann ein Vorgesetzter freiwillig eine Entscheidung vorher (oder wenigstens danach) zur Diskussion stellen, sie erklären und die Kritik der Befehlsempfänger berücksichtigen.

Konstruktive Mitbestimmung und Mitwirkung kann es nur geben, wenn bei allen Beteiligten Verantwortung und Interesse für das Ganze da sind und gelernt wurde, mit anderen auch bei unterschiedlichen Standpunkten zusammenzuarbeiten.

Monotheismus

Monotheistisch nennt man eine Religion oder Philosophie, die eine Existenz anderer Götter neben Gott oder einem höheren Wesen ausschließt. Gegensätze dazu sind der Pantheismus (d.h. der Glaube, daß Gott alles und überall ist) und der Polytheismus (d.h. der Glaube an viele Götter). Die erste monotheistische Religion war die jüdische. In ihrer Frühzeit war zunächst nur die Verehrung anderer Götter als Jahwe verboten; später wurde deren Existenz völlig bestritten (im Jesajabuch werden sie z.B. als "Nichtse" bezeichnet, Kapitel 41,24).

Auch die in Persien um etwa 600 v. Chr. entstandene Religion des Zarathustra (heute "Parsismus" genannt) ist monotheistisch. Manche Juden und viele Anhänger des ebenfalls streng monotheistischen Islam sehen in der christlichen Religion wegen ihres Glaubens an Jesus als den Sohn Gottes und an den Heiligen Geist schon eine Abweichung vom Monotheismus (Trinität, Judentum).

Wer in einer monotheistischen Religion aufgewachsen ist, kann sich schwer vorstellen, wie ungewöhnlich der Glaube an nur einen einzigen Gott für Anhänger polytheistischer Religionen im Altertum war und heute noch ist. Im Vergleich zum Polytheismus kann man im Monotheismus einen Verlust der Vielfalt und Anschaulichkeit, aber auch eine Befreiung und Vereinfachung sehen. Es ist allerdings nach bisheriger Erfahrung durchaus nicht so, daß sich polytheistische Religionen allmählich von selbst auf den Monotheismus hin entwickeln (etwa auch deshalb, weil dieser dem heutigen einheitlichen Weltverständnis mehr zu entsprechen scheint). Man darf auch nicht übersehen, daß für Christen andere Menschen, Dinge oder Lebensinhalte die Bedeutung bekommen können, die früher eine Vielzahl von Göttern hatte (z.B. ein religiöser Führer, das Geld, die Technik oder die Arbeit). Luther sagte: "Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott."

Moral

Eine Moral ist das System von Empfindungen, Erwartungen, Vorschriften und Verboten, das in einer Gemeinschaft bestimmt, wie gehandelt werden soll und wie nicht. Manche kleineren Gruppen entwickeln in bestimmten Bereichen eine eigene Moral (z. B. was die Kleidung, Umgangsformen, Arbeitsweise oder das sexuelle Verhalten betrifft; Konventionen). Die Entstehung von Moral beruht wahrscheinlich auf kollektiver und langfristiger Erfahrung mit dem, was dem Leben und der Gemeinschaft unter bestimmten Umständen nützt oder schadet. Zum Teil sind die geltenden Regeln aber auch willkürlich festgesetzt worden, um zu einem einheitlichen Verhalten zu gelangen (z.B. ist es im Grunde gleichgültig, ob auf der Straße rechts oder links gefahren wird; wichtig ist nur, daß es alle in der vorgeschriebenen Weise tun).

Autoritären Führern kann es gelingen, größeren Gruppen und sogar einem ganzen Volk eine Moral aufzuzwingen, die ihren Zielsetzungen entspricht. Nach marxistischer Lehre ist die herrschende Moral die Moral der herrschenden Klasse, wurde also eingeführt, um die Vorrechte der Besitzenden zu sichern.

In den Zehn Geboten werden Vorschriften für das Verhalten aus dem Glauben an Gott abgeleitet.

Die Erfahrung zeigt, daß auch Christen Moral sehr unterschiedlich bewertet und beachtet haben. Die einen leiteten sie direkt und bis in die Einzelheiten aus Gottes Willen und Offenbarung ab; andere betonen mehr die Freiheit des Glaubens und die Liebe, die keine Vorschriften mehr braucht. Manchen ist gar nicht bewußt, in welchem Umfang sie sich an der geltenden Moral orientieren - und sei es nur in einer Abwehrreaktion.

Der christliche Glaube richtet sich nicht nach der Moral, sondern macht davon auf seine Weise Gebrauch:

Musik

Musik ist Ausdruck und Erlebnis menschlicher Freiheit. Wir empfinden darin Schönheit, Form, Gleichmaß und Spannung.

Gefühle wie Freude, Trauer, Sehnsucht oder Zuneigung werden durch Musik verstärkt. Sie ist Medium für Fest und Feier, insbesondere auch im religiösen Bereich.

Das Hören von Musik verschafft vielen Menschen das Erlebnis einer Hingabe an Größeres, als sie selbst sind, manchmal bis hin zur Ekstase ("Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie", Beethoven). Andererseits kann Musik auch die Wahrnehmung der Wirklichkeit beeinträchtigen (Lieder der nationalsozialistischen Bewegung; Schlager; Filmmusik). Für den christlichen Glauben hat Musik einen hohen Wert. In Liedern lassen sich Dank, Lob und Bitte gemeinsam und stärker als nur mit Worten ausdrücken. Musik trägt viel zur Ausgestaltung von Gottesdiensten bei (Liturgie). Neu entstehende Lieder und Musikformen geben dem jeweiligen Glaubensverständnis einen eigenen Ausdruck. Sie können so auch Glaubensinhalte an Außenstehende vermitteln (Mission).

Mutter

Biologisch gesehen wird und ist eine Frau Mutter, wenn sie ein Kind (oder mehrere) zur Welt gebracht hat. Geburt und Kind verändern aber auch die persönliche und soziale Existenz einer Frau so tiefgehend, daß viele darin den Hauptunterschied zum Mann sehen. Durch Zuwendung und Zärtlichkeit beim Stillen, Füttern, Pflegen und Spielen entsteht meist eine starke geistige und emotionale Beziehung zwischen Mutter und Kind, von der auch das spätere Verhältnis des Erwachsenen zu seiner Umwelt bestimmt ist (Urvertrauen). Viele Funktionen einer Mutter können allerdings auch von einer anderen Frau oder vom Mann erfüllt werden.

Mutterschaft wurde lange als wesentliche Bestimmung der Frau und zusammen mit der Sorge für den Haushalt als optimale Arbeitsteilung in der Familie angesehen. Heute suchen zahlreiche Frauen in der Berufstätigkeit eine gleichwertige Möglichkeit der Selbstverwirklichung und größere Unabhängigkeit. Deshalb fällt die Entscheidung für oder gegen eine Mutterschaft schwer: Auf der einen Seite Risiko und Sorge, auf der anderen das Glück der Entstehung und Entfaltung neuen Lebens.

Es bestehen Bestrebungen, die Arbeit einer Mutter rechtlich und finanziell anderen Diensten in der Gesellschaft gleichzustellen. Mütterschulen, Zeitschriften und Beratungsstellen können Müttern und ihren Ehepartnern Hilfe bieten.

Mystik

Das ursprünglich griechische Wort bedeutet schließen, nämlich die Augen, um sich nach innen zu wenden, aber auch die Lippen, um still zu werden. Verwandt ist das Wort Mysterium, d.h. Geheimnis, Verborgenes.

Mystik war im Christentum früherer Jahrhunderte eine bedeutende Frömmigkeitsrichtung und ist wesentlicher Bestandteil anderer Religionen, z.B. in Hinduismus und Buddhismus. Sie geht von der Erfahrung aus, daß der Mensch in seinem oberflächlichen alltäglichen Handeln und Denken zutiefst von Gott (oder auch von der Natur; philosophisch: vom Sein) entfremdet ist. Durch Abkehr von der Außenwelt, Konzentration und meditative Versenkung wird versucht, Gott im eigenen Bewußtsein zu erkennen und zu empfinden. Dabei kann es zu einer Art stillen Ekstase und zu einem Gefühl des Einswerdens mit Gott kommen ("Ich bin so groß wie Gott, er ist wie ich so klein; er kann nicht über mir, ich unter ihm nicht sein", Angelus Silesius, gest. 1677).

Im Christentum war und ist mystische Frömmigkeit meist mit der Betrachtung der Person oder des Leidens Jesu oder von Bibelworten und Symbolen des Glaubens verbunden.

Gegen diese Art von Frömmigkeit wurden von evangelischen Theologen u.a. folgende Bedenken erhoben:

Der Grundansatz mystischer Glaubenserfahrung gewinnt heute für viele wieder an Bedeutung, die sich nach mehr innerem Erleben (Meditation) des Wesentlichen sehnen. Rainer Maria Rilke, dessen "Stundenbuch" (1906) ein gutes Beispiel für mystisches Empfinden ist, hat das in einem Gedicht so ausgedrückt:

"Wenn es nur einmal so ganz stille wäre

Wenn das Zufällige und Ungefähreverstummte und das nachbarliche Lachen, wenn das Geräusch, das meine Sinne machen, mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -: Dann könnte ich in einem tausendfachen Gedanken bis an deinen Rand dich denken

und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),

um dich an alles Leben zu verschenken

wie einen Dank."

Mythos

Mythen sind Erzählungen von Göttern, übernatürlichen Mächten und Helden, die sich in fast allen Religionen finden. Sie enthalten anschauliche Erklärungen für die Entstehung der Welt, der Götter und der Menschen. Das Geschehen auf dieser Erde wird in den Mythen durch Eingreifen von Göttern, Geistern und Dämonen bestimmt, die im Himmel oder in der Unterwelt wohnen. Diese phantasievollen Geschichten waren für die Menschen früherer Zeiten Ausdruck ihres Lebensgefühls und Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und der Welt.

Auch die Bibel enthält mythische Erzählungen und Denkformen, z.B. die Schöpfungs- und Paradiesgeschichte, die Ausgestaltung der Geburt Jesu, seine Himmelfahrt und die Ankündigung seiner Wiederkunft. Diese Geschichten sind keine historischen Berichte; aber sie können anschaulich und symbolkräftig erklären und vermitteln, wie der Mensch sich selbst und seine Welt im Glauben als Geschöpf Gottes versteht und wer Jesus für ihn ist (Symbol).

Manche, die im wörtlichen Verständnis dieser Geschichten ihren eigentlichen Sinn sahen, kamen allerdings in den Konflikt, entweder an der "Wahrheit" der mythischen Form einiger biblischer Aussagen gegen Ergebnisse der Naturwissenschaft festzuhalten oder sie als überholt anzusehen. Das von dem Theologieprofessor Rudolf Bultmann entwickelte und seinerzeit heftig umstrittene Programm der "Entmythologisierung" will keineswegs alle Geschichten und Aussagen dieser Art aus der Bibel entfernen; denn ohne Vergleiche und Bilder können wir gar nicht von Gott reden. Vielmehr bietet es Möglichkeiten an, mythische Geschichten und Aussagen in der Bibel so zu erklären, daß sie auch der heutige Mensch verstehen und sich betroffen fühlen kann. Auf diese Weise ist manchem der dauerhafte Wert dieser Aussageform erst richtig zum Bewußtsein gekommen (Bibelwissenschaft).