Dämonen

In vielen Religionen des Altertums erklärten und veranschaulichten sich Menschen die ihnen drohenden Gefahren und Ereignisse wie Gewitter, Krankheit oder Tod als Werk von bösen Geistern und übernatürlichen Wesen (gute Geister kamen seltener vor). Sie rechneten also mit mehr, als sie erkennen und verstehen konnten.

Zur Zeit Jesu gab es Vorstellungen von einem Reich der Geister, in dem der Teufel herrscht. Das in den Evangelien erzählte Zurückweichen der Dämonen vor Jesus bei Heilungen soll dem Leser zeigen, daß Jesus im Auftrag und in der Vollmacht Gottes handelt.

Im Mittelalter stellte man sich Dämonen oft recht phantasievoll vor. Noch heute rechnen manche (und nicht nur Kinder!) mehr oder weniger ernsthaft mit Geistern und Gespenstern, die besonders nachts ihr Unwesen treiben.

Für das, was Paulus "Mächte" und "Gewalten" nannte (zum Beispiel Epheser 6,12): "Wir kämpfen gegen unsichtbare Mächte und Gewalten, gegen die bösen Geister zwischen Himmel und Erde, die jetzt diese dunkle Welt beherrschen"), bekommen wir angesichts der heutigen technischen, politischen und sozialen Entwicklung wieder neues Verständnis, auch wenn uns andere Worte dafür zur Verfügung stehen.

Dank

Dank ist für uns etwas so Elementares, daß eine Definition schwerfällt und manchen auch unnötig erscheint. Man könnte sagen: Dank ist das Gefühl und der Ausdruck für das, was mir zukommt, ohne daß ich es verdient oder ein Recht darauf habe. Dank richtet sich meist an andere Menschen, an Gott oder die Natur. Er wird ausgedrückt in Worten, Formeln, Gesten oder Taten; letztere übrigens nicht nur gegenüber einem Helfer oder Geber: Aus Dankbarkeit wird anderen weitergegeben, was man selbst empfangen hat.

Der Ausdruck von Dank ist für den Geber oder andere Beteiligte eine wichtige Information darüber, wie angenommen wurde, was jemand empfangen hat. Meist verstärkt Dank die Bereitschaft, etwas mitzuteilen, aufzuwenden oder zu opfern, füreinander dazusein und anderen zu helfen. Vielleicht wird auch deshalb in unserer Höflichkeit und Moral der Dank gefordert.

Trotzdem gibt es neben dem Sprichwort "Dank kostet nichts und gilt viel" auch das Gegenteil: "Undank ist der Welt Lohn." Woran liegt es, daß es oft mehr Forderungen als Dank gibt und vieles einfach als selbstverständlich angesehen wird?

Ob und wie ein Mensch dankbar ist, ergibt sich weniger aus seiner Situation als aus seinem Glauben. Die Voraussetzung für Dankbarkeit ist Feinfühligkeit und ein hohes Maß von Bewußtsein dafür, daß unser Leben insgesamt nicht unser Verdienst und alles andere als selbstverständlich ist. Der christliche Glaube empfindet und erfährt es bis in die Einzelheiten hinein als Geschenk Gottes und hat deshalb viel Anlaß, ihm dafür zu danken: für die Schöpfung, die eigenen Möglichkeiten, die Gemeinschaft mit anderen, insbesondere aber für die Befreiung von Schuld und die Eröffnung neuer Hoffnung.

Worte des Dankes enthalten vor allem die Psalmen (48; 66; 92;111;118;124). Wie in anderen Religionen gab es auch im jüdischen Gottesdienst Opfer als Ausdruck des Dankes an Gott.

Auch Jesus dankte Gott so, daß es für andere ein Zeugnis seines Glaubens war. Aber von zehn Kranken, die er heilte, kam nur einer zurück, um Gott die Ehre zu geben (d.h. ihm zu danken).

Deshalb gibt es im Neuen Testament oft die begründete Aufforderung zum

Dank. Paulus schreibt: "Saget Dank allezeit für alles", denn: "Was hast du, was du nicht empfangen hast?" (Epheser 5,20;1. Korinther 4,7). In Gottesdiensten und in Formen wie Lied, Gebet und Andacht ist Anlaß und Rahmen für den Dank des Glaubens gegeben, in die alles Persönliche mit hineinfließen kann. Das Danken wird dabei geübt und verstärkt, so daß es auch im Alltag empfunden und ausgedrückt werden kann; übrigens nicht nur für das Angenehme ("Ich danke dir, daß du mich demütigst und hilfst mir", Psalm 118,2 1 ) .

Welche Bedeutung das Danken für die Menschen hat, findet der am besten heraus, der sich fragt und überlegt: Wofür bin ich dankbar? Was und wie danken mir andere? Wie nehme ich das an? Möchte ich selbst dankbarer sein als ich bin? Welche Probleme habe ich mit dem Danken?

Demokratie in der Kirche

Demokratie (griechisch) bedeutet wörtlich "Herrschaft des Volkes". Alle Bürger haben grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten. Voraussetzung für eine demokratische Willensbildung sind ausreichende Information, Meinungsfreiheit und die Möglichkeit zur Kontrolle der Ausführung von Mehrheitsbeschlüssen.

Auch in der Kirche sind alle Christen gleichwertig und gleichberechtigt. Der bestimmende Einfluß liegt aber nach ihrem auf der Bibel beruhenden Selbstverständnis bei Gott und bei dem in der Kirche wirkenden Geist Jesu Christi (Matthäus 23, 10; Kolosser 1,18; Epheser 1, 22f). Weil daran alle Gemeindeglieder Anteil haben, können und sollen sie auch in Gemeinde und Kirche mitbestimmen.

Deshalb haben die meisten Organe der evangelischen Kirchen eine ähnliche Funktion wie die in einer Demokratie: Die Leitung der Gemeinden (Kirchengemeinderat, Presbyterium, Kirchenvorstand) setzt sich aus gewählten Gemeindegliedern und den Pfarrern zusammen. Sie bildet Fachausschüsse und kann zu wichtigen Fragen eine Gemeindeversammlung einberufen. Die Kirchenkreissynoden werden aus den gewählten Vertretern der Gemeindeleitungen gebildet, die ihre Delegierten in die Landessynoden entsenden. Dort werden die Kirchengesetze beschlossen und die Mitglieder der Kirchenleitung gewählt. Das gleiche gilt für Zusammenschlüsse wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK).

Damit die Theologen nicht durch ihre hauptamtliche Tätigkeit und theologischen Kenntnisse die Mitbestimmung der Laien einschränken, dürfen sie in der Regel in den genannten Gremien höchstens bis zu einem Drittel vertreten sein.

Zwar haben demokratische Verfahren auch in der Kirche einige Nachteile: Manche Entscheidungen dauern länger, als wenn sie von einzelnen getroffen werden. Es gibt Auseinandersetzungen über unterschiedliche Meinungen, und mangelnde Sachkenntnis kann zu falschen Entscheidungen führen. Trotzdem überwiegen aber auch in der Kirche die Vorteile demokratischen Verfahrens: Viele Christen sind daran aktiv beteiligt und können ihre Gaben und speziellen Kenntnisse einbringen. Der Gruppenvorteil verringert die Fehler und Auswirkungen menschlicher Schwächen einzelner Personen. Die getroffenen Entscheidungen haben mehr Aussicht auf Verwirklichung.

Wohl gab es in der christlichen Kirche schon früh Mehrheitsentscheidungen (z.B. in den Synoden). Aber die Wertschätzung der Demokratie als Staatsform hat sich in den christlichen Kirchen erst in neuerer Zeit durchgesetzt. Deshalb ist es auch ein Zeichen für die Einstellung von Christen zu ihrem Staat, ob und wie sie selbst Mitbestimmung und demokratische Leitung in der Kirche praktizieren und dabei doch Minderheiten so weit wie möglich berücksichtigen.

Demonstration

In einer Demokratie haben Bürger das Recht der Meinungs- und Versammlungsfreiheit (Artikel 5 und 8 des Grundgesetzes). In letzter Zeit nehmen sie es zunehmend auch in der Form von Massenzusammenkünften mit Kundgebungen, Protesten und Forderungen wahr, also bei Demonstrationen (von lateinisch demonstrare=etwas zeigen, sichtbar machen; abgekürzt auch "Demo" genannt). Manchmal sind daran mehrere Hunderttausend Menschen beteiligt; aber auch kleine Gruppen von Plakatträgern vor einem Rathaus oder einer Schule veranstalten eine Demonstration. Meist bringen die Teilnehmer ihre Meinung durch Spruchbänder, Flugblätter, Sprechchöre, Reden, Lieder oder durch Fasten und Schweigen zum Ausdruck.

Eine Demonstration muß spätestens 48 Stunden vor Beginn beim Ordnungsamt schriftlich und persönlich angemeldet werden. Im Antrag müssen Veranstalter, Verantwortliche, Ort, Beginn, Dauer, geschätzte Teilnehmerzahl, Redner und Angaben über Lautsprecher, Transparente, Ordner, Flugblätter und Informationsstände enthalten sein. Es gehört mit zu den Aufgaben der Polizei und Verwaltung, dafür zu sorgen, daß genehmigte Demonstrationen stattfinden können (u.a. durch Verkehrsregelung oder -umleitung und Abwehr von Störungen).

Auch viele Christen und kirchliche Gruppen sehen in einer Demonstration ein geeignetes Mittel, ihre Meinung wirksam zu vertreten. Nach der Zeit nationalsozialistischer Herrschaft und angesichts heute drohender Gefahren wollen sie sich nicht dem Vorwurf aussetzen, untätig und stumm geblieben zu sein. Sie nehmen oft erheblichen Aufwand an Zeit, Mühe und Kosten auf sich, um an Demonstrationen teilzunehmen oder diese (mit) zu organisieren, weil sie sich von Parteien, Verwaltung und öffentlicher Meinung nicht mehr vertreten fühlen und keine andere Möglichkeit sehen, etwas zu bewirken.

Zur Zeit gibt es besonders unter jungen Leuten einen starken Glauben an die Effektivität von Demonstrationen. Jedenfalls wurden damit beträchtliche Wirkungen erzielt (bis hin zu heftigen Diskussionen im Bundestag und Beachtung bei den Großmächten). In der Jugendarbeit werden Demonstrationen geradezu als Mittel der politischen Bildung angesehen, weil durch Handeln wirksamer gelernt wird als durch bloßes Zuhören. Das Erlebnis einer großen Masse kann Teilnehmer in ihrem Engagement stärken und neue Anhänger für eine gute Sache werben.

Allerdings gibt es gegenüber Demonstrationen auch Kritik: Viele würden dabei nur mitmachen, um etwas Aufregendes zu erleben, ohne sich wirklich mit den jeweils anliegenden Problemen genauer beschäftigt zu haben. Die politisch Verantwortlichen dürften nicht unter den Druck der "Straße" gesetzt werden. Verantwortliche und dauerhafte Mitarbeit in den zuständigen Gremien wäre besser.

Vor allem werden Demonstrationen dann abgelehnt, wenn sie Gewalt und Zerstörung auslösen. Auch wenn diese nur von einer Minderheit verursacht werden, seien doch alle Teilnehmer mit daran schuld (und sollen neuerdings auch für die Kosten eines Polizeieinsatzes bei nicht genehmigten Demonstrationen haftbar gemacht werden; worin viele eine Einschränkung der verfassungsmäßigen Grundrechte sehen).

Tatsächlich sind Gewalttätigkeiten bei Demonstrationen die Ausnahme; sie werden aber meist von den Massenmedien besonders herausgestellt und dadurch vielleicht sogar verstärkt. Beim Abwägen der Argumente für oder gegen Demonstration müssen jedenfalls auch für Christen die Grundrechte der Bürger und ihre Verantwortung für das politische Geschehen den Vorrang haben.

Demut

Das Wort wird heute nur noch wenig und wenn, dann meist in der negativen aktiven Form demütigen gebraucht. Es bezeichnet aber eine für den christlichen Glauben wichtige Einstellung.

Demütig ist, wer sich dessen bewußt ist, daß sein Leben von einer unendlich viel größeren Wirklichkeit abhängt, als er selbst ist: von

Gott. Demut bejaht die Abhängigkeit von ihm und ist offen für alles, was von Gott kommt. Jesus Christus ist das beste Beispiel und Vorbild dafür. Das Gegenteil ist Überheblichkeit, Stolz und Selbstzufriedenheit. Der Demut gegenüber Gott entspricht die Bereitschaft und Fähigkeit, vorrangig auf die Bedürfnisse und Wünsche anderer einzugehen. ("Durch Demut achte einer den anderen höher als sich selbst", Philipper 2,3). Die Bibel sagt, daß sich das lohnt. Wer das glaubt, wird froh sein, wenn (mit Gottes

Hilfe) immer wieder abgebaut wird, was dem entgegensteht ("Es ist mir lieb, daß du mich gedemütigt hast", Psalm 119,71). Demut vor Gott verhindert Untertänigkeit gegenüber anderen Menschen.

Die Bedeutung der mit Demut bezeichneten Haltung wird nicht nur von der Bibel und in der christlichen Kirche betont und gelehrt, sondern auch in anderen Religionen. Der Soziologe Karl Deutsch schreibt: "Die Bereitschaft, demütig zu sein angesichts experimenteller Sachverhalte und respektvoll gegenüber der Arbeit anderer, zugleich aber unbeeindruckt zu bleiben von jeder Anmaßung und Angeberei, hat in der modernen Naturwissenschaft eine bedeutende Rolle gespielt. Denn zur Demut gehört auch, nicht nur das eigene Selbst, sondern auch die nähere Umgebung nicht zu überschätzen; sie mag bisher die Quelle aller Erfahrung gewesen sein, aber sie ist winzig in jeder Hinsicht, wenn sie an der Idee Gottes oder an der Idee des Universums gemessen wird."

Demut ist also nicht Selbstverachtung, sondern Selbsterkenntnis in der Offenheit und Ahnung für eine größere Wirklichkeit.

Die Sorge, daß Christen zu wenig Selbstbewußtsein entwickeln könnten, wenn sie demütig sind, muß bei diesem Verständnis als unbegründet erscheinen. Nur schade, daß es für Demut kein besser eingeführtes Wort gibt. "Bescheidenheit" kommt dem Gemeinten zwar auch nahe, trifft es aber doch nicht ganz.

Denkschriften der EKD

Unter diesem Namen hat die ekd in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Stellungnahmen zu wichtigen Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung und des politischen Lebens veröffentlicht.

Im Bereich "Frieden, Versöhnung und Menschenrechte" wurden u.a. Themen wie "Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn" (1965) und "Menschenrechte im ökumenischen Gespräch" (1975) behandelt.

Mehrere Denkschriften befassen sich mit Fragen der sozialen Ordnung ("Eigentumsbildung in sozialer Verantwortung", "Eigentumspolitik", "Mitbestimmung", "Soziale Sicherung", "Erwerbstätigkeit der Frau") und mit dem Bereich Ehe, Familie, Sexualität und Jugend.

Nach den Denkschriften "Friedensaufgaben der Deutschen" (1968) und "Der Friedensdienst der Christen" (1969) ist 1981 eine weitere Denkschrift zu diesem Thema erschienen ("Frieden wahren, fördern und erneuern"). Denkschriften richten sich sowohl an die Mitglieder der Kirche als auch an die außerkirchliche Öffentlichkeit und sollen Beiträge zum Gespräch und Nachdenken, aber keine abschließenden, verbindlichen Lehräußerungen sein. Sie zeigen, daß sich der christliche Glaube nicht nur auf die Frömmigkeit des einzelnen beschränkt, sondern sich auch im politisch-gesellschaftlichen Bereich bewähren soll. Da sich hier ständig neue Probleme und auch theologische Erkenntnisse ergeben, werden in den Denkschriften die vorliegenden Informationen, Meinungen und Zielsetzungen zusammengefaßt und Vorschläge bzw. Forderungen formuliert, die in der evangelischen Kirche gemeinsam vertreten werden. Einige Denkschriften wurden auch gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche herausgegeben.

Die bisher erschienenen Denkschriften sind in fünf Taschenbüchern im Gütersloher Verlagshaus erschienen und eignen sich gut als Arbeitsmaterial für Gespräche und kirchliche Veranstaltungen. Auch in der Politik und Öffentlichkeit haben sie viel Beachtung gefunden.

Überschreitet die Kirche mit den Denkschriften ihre Zuständigkeit? Die Antwort auf diese Frage hängt letztlich vom Verständnis des christlichen Glaubens ab. Mit Hilfe von Fachleuten nimmt die Kirche nicht deshalb Stellung, weil sie es besser weiß, sondern weil sie sich mitverantwortlich fühlt für Frieden, Gerechtigkeit und Wohlergehen aller in unserer Gesellschaft. Ihre Mitglieder sollen durch Sachinformation und Problemdarstellung beteiligt und entscheidungsfähig werden.

Depressionen

Mit diesem Wort bezeichnet man langdauernde und tiefgehende traurige Stimmungen. Sie sind meist verbunden mit Lustlosigkeit, Pessimismus und Leistungsabfall. Körperliche Folgen sind u.a. Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Verlust des sexuellen Begehrens. In schweren Fällen können Depressionen zur Selbsttötung führen.

Die Ursachen dieser weitverbreiteten Krankheit sind nicht genau festzustellen. Neben vererbter Anfälligkeit können frühkindliche Fehlentwicklungen, Schicksalsschläge, Überforderung oder eigene Fehler Depressionen auslösen. Mehr Frauen werden davon betroffen als Männer; Jugendliche insbesondere während der Pubertät und in der Ausbildung.

Sicherlich tragen auch unsere heutigen Lebens- und Arbeitsbedingungen und ein zunehmender Verlust von Sinnerfahrung und Wertempfinden dazu bei, daß Depressionen entstehen; aber die Tatsache, daß nicht wenige überzeugte

Christen darunter zu leiden haben (Kierkegaard hat sie als einen "Pfahl im Fleisch" erlebt) und einige davon sogar in den Tod getrieben worden sind, läßt erkennen, daß sie nicht einfach als Folge einer ungläubigen Lebenshaltung angesehen werden dürfen. Es gehört mit zum Krankheitsbild, daß sie oft als Versagen und Schuld empfunden werden. Deshalb ist es falsch und wenig hilfreich, niedergeschlagene Menschen oder sich selbst dazu aufzufordern, sich zusammenzureißen und mit vermehrter Anstrengung einsam gegen seine Depressionen anzukämpfen.

Zweifel am Sinn des Lebens und zeitweise Hoffnungslosigkeit sind etwas durchaus Menschliches; Depressionen aber lassen sich in den meisten Fällen nur durch fachliche Beratung oder medizinische Behandlung lindern oder heilen. Depressive Menschen brauchen andere, die ohne Vorwurf zu ihnen stehen, auch wenn sich oft nicht mehr tun läßt, als mit ihnen diese Krankheit zu ertragen.

Diakon

Im Neuen Testament (Apostelgeschichte 6) und in der frühen Kirche war der Diakon (griechisch, =Diener) ein Mitarbeiter in der Armenpflege und Helfer im Gottesdienst mit einer besonderen kirchlichen Beauftragung (in der katholischen Kirche Weihe, die auch Durchgangsstufe zum Priesteramt ist). Heute bekommen Diakone für ihre Arbeit eine spezielle Ausbildung. Sie dauert in der Regel sechs Jahre und umfaßt neben theologischen Grundkenntnissen auch Fächer wie Religionspädagogik, Krankenpflege und Sozialarbeit sowie verschiedene Praktika. Danach können sie als Krankenpfleger, Erzieher, Jugend- oder Heimleiter und in der Kirchengemeinde oder auch außerhalb der Kirche tätig sein.

Diakone wählen ihren Beruf und Stand in der erklärten Absicht, ihre Arbeit als Dienst im Sinne des christlichen Glaubens auszuüben.

Diakonie

Das griechische Wort bedeutet Dienst. Bei den Mahlzeiten und Abendmahlsfeiern der ersten christlichen Gemeinden gab es Diakone, die das Amt des Tischdienstes hatten und darüber hinaus auch Helfer für die Armen waren. Von daher bekam das Wort seine bleibende Bedeutung: anderen Menschen das geben oder zu dem helfen, was sie für ihr Leben brauchen. In der Kirche wird dieser Dienst als Folge und Vollzug des Glaubens an Christus verstanden; er ist gleichzeitig Zeugnis für diesen Glauben. Jeder einzelne Christ sieht, zu welchem Dienst er gebraucht wird, und er empfängt daraus auch die Kräfte und Gaben dafür.

Darüber hinaus wurden in den Kirchengemeinden Einrichtungen notwendig, in denen Mitarbeiter diesen Dienst hauptamtlich wahrnehmen, z.B. Kindergärten, Krankenpflege, Besuchsdienst, Heime für Jugendliche und Alte. Da die Gemeinden und Landeskirchen viele spezielle Aufgaben wie Pflege von Behinderten, Fürsorge für Gefährdete, Strafgefangene bzw. -entlassene, Alkoholkranke im 19. Jahrhundert nicht erfüllten, gründeten einzelne wie J.H. Wichern in Hamburg und Fr.v.Bodelschwingh in Bethel aus eigener Initiative die dafür nötigen Einrichtungen, die seitdem immer zahlreicher und größer wurden und heute im Diakonischen Werk zusammengeschlossen sind (Zentrale in Stuttgart mit Landes- und örtlichen Stellen; im katholischen Bereich: Caritas). Auch Einrichtungen wie die Bahnhofsmission, Kinder-, Mütter-, Familien- und Altenerholung, Familienbildungsstätten, Diakonisches Jahr, Telefonseelsorge, Heilstätten für Suchtkranke, Ausländerberatung, Osthilfe und Entwicklungshilfe gehören dazu (um nur einige zu nennen). In der Diakonie sind heute etwa 240 000 hauptamtliche und Teilzeit-Mitarbeiter beschäftigt. Etwa ein Viertel aller Zivildienstleistenden (Kriegsdienstverweigerung) sind im Bereich der Diakonie eingesetzt.

Die christliche Diakonie war für die staatliche Sozialarbeit Anregung und Vorbild und wird vom Staat finanziell und auf andere Weise gefördert. Die Hilfe der Diakonie wird nicht nur Mitgliedern der Kirche geleistet und ist nicht auf das eigene Land begrenzt. Der Dienst soll nach Möglichkeit Hilfe zur Selbsthilfe sein und langfristig erreichen, daß Armut und Abhängig-keit vermieden werden.

Die Organisation diakonischer Hilfe in besonderen Einrichtungen hatte zur Folge, daß manche Christen und Gemeinden daran nur indirekt oder gar nicht mehr beteiligt sind. Dem wird durch Information, persönliche Kontakte und Angebote zur Mitarbeit entgegengewirkt, denn der Dienst für andere ist der ganzen Kirche aufgetragen.

Das Zeichen der Diakonie ist das Kreuz mit der Krone: Es bedeutet: Not und Tod sind durch die Auferstehung und die durch sie bewirkte Liebe überwunden.

Diakonisse

In der evangelischen Kirche wurde das schon in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche für unverheiratete Frauen eingeführte Amt (bzw. der Beruf) der Diakonisse (weibliche Entsprechung zum Diakon) 1836 durch Pfarrer Theodor Fliedner mit der Gründung eines Diakonissenmutterhauses in Kaiserswerth bei Düsseldorf wieder belebt. Danach entstanden weitere Diakonissenmutterhäuser in ganz Deutschland. Ihre Schwestern arbeiten u.a. in Kirchengemeinden, Krankenhäusern und Pflegeheimen. Sie tragen eine besondere Tracht mit einer weißen Haube. In neuerer Zeit finden sie wenig Nachwuchs und beschäftigen deshalb auch "freie Schwestern", die sich nicht an die für Diakonissen verbindlichen Regeln halten müssen. Auch im Zeitalter der Emanzipation der Frau ist der Entschluß zu achten, in einer festen Form das ganze Leben dem Dienst des Glaubens zu widmen.

Diaspora

Diaspora (griechisch) bedeutet "Zerstreutsein" und ist die Bezeichnung für ein Gebiet, in dem Christen oder die Glieder einer Kirche zerstreut leben und eine Minderheit darstellen. So ist z. B. in Deutschland das katholische Oberbayern für die evangelischen Christen Diaspora, während Hamburg dies für Katholiken ist.

Schwer haben es zerstreute Christen in Gebieten, in denen eine andere Religion vorherrscht. Ihre geringe Zahl, weite Wege und manchmal auch Feindseligkeit erschweren es ihnen, nach ihrem Glauben zu leben und Gemeinschaft zu halten. Aber die Erfahrungen in der Diaspora sind zunehmend auch in Gebieten wichtig, in denen das Christentum nur noch dem Namen nach mehrheitliche Religion ist.

Das Gustav-Adolf-Werk ist eine Einrichtung in der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Unterstützung evangelischer Minderheiten.

Dienste in Übersee

Die Arbeitsgemeinschaft Dienste in Übersee (DÜ) wurde 1959 gegründet.

Sie vermittelt Fachkräfte für eine in der Regel dreijährige Tätigkeit in Entwicklungsländern, u.a. mit handwerklich-technischer, medizinischer, landwirtschaftlicher, kaufmännischer oder sozialer Ausbildung. In ein "Überseeregister" können sich insbesondere jüngere Menschen eintragen lassen, die noch keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, um sich in Kursen und durch schriftliches Material rechtzeitig über einen Dienst in Übersee zu informieren und sich langfristig darauf vorzubereiten.

Die Auswahl und spezielle Vorbereitung für einen Dienst in Übersee geschieht durch die Geschäftsstelle dieser Organisation. Die Rückkehrer von einem solchen Dienst berichten meistens, daß sie nicht nur Pionierarbeit und Hilfe geleistet, sondern auch für sich persönlich und für unsere eigene Gesellschaft viel gelernt haben. "Dienste in Übersee" verfolgt das Ziel, den Rückkehrern inhaltliche, methodische, organisatorische und finanzielle Hilfestellung bei der Auswertung und Umsetzung ihrer Erfahrungen zu geben. (Adresse: Gerokstr. 17, 7000 Stuttgart l)

Dogma

Ursprünglich bedeutete das griechische Wort soviel wie Meinung, Lehrsatz oder auch Verordnung (wie z. B. Lukas 2,1, wo es für die Anordnung einer Steuerschätzung durch den römischen Kaiser Augustus gebraucht wird). Heute versteht man darunter verbindliche religiöse oder kirchliche Lehrsätze. Hauptsächlich für die Ausbildung der Theologen, aber auch für die praktische Arbeit der Kirche und zur Abgrenzung gegen andere Religionen und Konfessionen werden sie in der "Dogmatik" zusammengefaßt und systematisch dargestellt.

Die katholische Kirche sieht in Dogmen Offenbarungswahrheiten, die sich zwar in der Form, aber nicht im Inhalt ändern können. Was ein Dogma ist, entscheidet aufgrund der Bibel und der Tradition das höchste Lehramt der Kirche, also letztlich der Papst.

In der evangelischen Kirche spielen Dogmen nur eine untergeordnete Rolle, abgesehen etwa vom Glaubensbekenntnis, das als verbindliche Zusammenfassung der wichtigsten Glaubensinhalte angesehen wird. Zwar haben das Augsburger Bekenntnis von 1530, Luthers Kleiner und Großer oder der Heidelberger Katechismus praktisch die Bedeutung von verbindlichen Lehraussagen; aber die einzelnen Formulierungen zeigen schon, daß es unmöglich ist, Glaubensaussagen in eine allgemein und dauerhaft gültige Form zu bringen. Läßt sich aber durch Dogmatik oder das kirchliche Lehramt wenigstens ein gleichbleibender Inhalt garantieren? Warum genügt es nicht, einfach die Bibel als Grundlage der christlichen Lehre anzusehen?

Da die Bibel von Anfang an sehr unterschiedlich verstanden und ausgelegt worden ist, hat man in der Kirche immer wieder versucht, sich auf die gemeinsam anerkannten Glaubenslehren zu einigen. Der christliche Glaube selbst richtet sich aber nicht auf Lehrsätze, sondern auf Gott und Jesus Christus; er ist seinem Wesen nach Vertrauen und Offenheit und kann nicht durch die Verpflichtung auf Dogmen verstärkt oder kontrolliert werden. Dogmen können aber Hilfen für den persönlichen Glauben sein.

Dritte Welt

Das Wort wird heute als Sammelbezeichnung für alle Entwicklungsländer gebraucht, die keinem der beiden unter der Führung der USA und der UdSSR stehenden Machtblöcke angehören. Die Vertreter der betreffenden Länder bezeichnen sich aber selbst nicht so, weil sie das Wort als diskriminierend empfinden.

Die der "Dritten Welt" zugerechneten Länder spielen in der Weltgeschichte erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine bedeutende politische Rolle und stellen zunehmend mehr Mitglieder in der Organisation der Vereinten Nationen (UNO, eine Versammlung von Staaten zur Sicherung des Weltfriedens und zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit). Trotz großer Verschiedenheit haben sie viele gemeinsame Probleme und schlossen sich deshalb gegenüber den industrialisierten kapitalistischen und den sozialistischen Gesellschaften zum Verband der "blockfreien" Länder zusammen. Die besonders Armen unter ihnen (die z.B. keine eigenen Energiequellen wie Kohle, Erdgas und Öl haben), nennt man auch "Vierte Welt".

Die meisten Länder der "Dritten Welt" standen früher in kolonialer Abhängigkeit von europäischen Staaten, worin eine der Hauptursachen für ihre heutige mißliche Lage zu sehen ist. Auch aus diesem Grund sind die Länder der Dritten Welt für die westlichen Staaten neue, ernstzunehmende

Partner, denen Verständnis und Hilfe entgegengebracht werden müssen. Sie können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Gegeneinander der beiden Machtblöcke zu entspannen. Angesichts der Aufgaben und Möglichkeiten, die in der Dritten Welt gegeben sind, müßte der Kampf um die Vorherrschaft und um kleinere Vorteile eigentlich an Bedeutung verlieren. Mit Recht gewinnen die Probleme der Dritten Welt zunehmend an Bedeutung in der öffentlichen Meinung westlicher und östlicher Staaten. "Dritte-Welt-Läden", die Produkte aus Entwicklungsländern ohne Gewinn verkaufen, wollen nicht nur in diesen Ländern Verdienstmöglichkeiten schaffen und Selbsthilfegruppen unterstützen, sondern vor allem bei uns mehr Bewußtsein für die Partnerschaft mit den Ländern der Dritten Welt schaffen (Entwicklungshilfe).

Drittes Reich

Die Beziehung wurde im Mittelalter für die Utopie eines Idealreiches gebraucht.

1923 träumten viele Deutsche von einem einheitlichen Reich, das über den Parteien stehen sollte.

Hitler übernahm den Ausdruck. Er wollte damit seine Herrschaft in die Nachfolge des alten "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" (von 962 bis 1806) und des Kaiserreichs Bismarcks von 1871 bis 1918 stellen. Es ist erstaunlich, daß diese unzutreffende und größenwahnsinnige Selbstbezeichnung heute immer noch als Name für die Zeit von 1933 bis 1945 gebraucht wird, die von Krieg, Terror und Diktatur bestimmt war.

Drogen

Drogen sind Substanzen, die nach Einnahme eine oder mehrere Funktionen des lebenden Organismus verändern. Auf ärztliche Verordnung hin gezielt und richtig dosiert angewandt, können sie körperliche Schmerzen und seelische Leiden lindern. Bewußtseinsverändernde Drogen (und dazu gehören auch Kaffee, Tee, Nikotin und Alkohol) werden eingenommen, weil sie angenehme Gefühle erzeugen und andere erwünschte (Haupt-)Wirkungen haben wie z.B. kurzfristige Leistungssteigerung, Beruhigung oder Wachsein. Auch einige Medikamente werden zu diesem Zweck mißbraucht.

Der Konsum von Rauschdrogen ist in der westlichen Welt in den letzten Jahren, insbesondere bei Jugendlichen, sprunghaft angestiegen. Der Grund dafür dürfte in der "Sehnsucht nach dem ganz anderen", nach Freiheit vom Alltag oder (bei Jugendlichen am häufigsten) in Neugier, Nachahmung und vor allem im Mangel an tragenden menschlichen Beziehungen liegen. Haschisch und Marihuana wurden in den sechziger Jahren zu Modedrogen. Lieder der Hippies besangen sie als Mittel der Befreiung vom herrschenden System. Sie werden geraucht (oder geschluckt) und bewirken gehobene Stimmung und eine Veränderung des Raum-Zeit-Gefühls bis hin zu Sinnestäuschungen. Hauptsächlich letztere werden durch die härteren Drogen wie LSD, Meskalin, Kokain und Heroin erzeugt. In den länger dauernden Rauschzuständen (auch "trip"=Reise genannt) kommt es zu gefährlichen Fehlhandlungen bis hin zu Gewalttaten, Selbstmordversuchen und Vergiftung mit Todesfolge.

Der Konsum von Haschisch, Marihuana oder ähnlichen (irreführend als "leicht" bezeichneten) Drogen und von Medikamenten führt oft, der Konsum der anderen genannten Drogen fast immer zu Abhängigkeit und Sucht. Ein Drogenabhängiger leidet unter schweren Entzugserscheinungen, wenn er ohne seine gewohnten Mittel leben muß (Angst, Toben, Krämpfe, Schweiß, Übelkeit, Verhaltensstörungen). Sein ganzes Denken und Handeln dreht sich nur noch darum, den "Stoff" zu beschaffen.

Durch Information, Beratung und Vorbeugung sowie durch Verfolgung des unerlaubten und ausbeuterischen Handels mit Rauschdrogen versuchen der Staat und andere Institutionen, den Drogenmißbrauch zu bekämpfen. Kirchen und Diakonie beteiligen sich vor allem daran, den Drogenabhängigen durch Entziehungsmaßnahmen, soziale Veränderung, Begleitung und Beratung zu helfen. Alle Christen müssen sich angesichts dieser Probleme fragen, was sie selbst zu den Ursachen beigetragen haben und was sie tun können, um hier Abhilfe zu schaffen. Dazu kann auch die kritische Überprüfung des eigenen Konsums von bewußtseinsverändernden Drogen als "Genußmittel" gehören.