Abendmahl

Diese Hauptfeier der Christen geht zurück auf das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung. Es wurde nach der Überlieferung (Markus 14,12-25) als Passahmahl gefeiert, das die Juden einmal im Jahr zur Erinnerung an die Errettung durch Gott aus der Gefangenschaft in Ägypten begehen.

Die ersten Christen setzten dieses "Brotbrechen" im Gedenken an Jesus fort (Apostelgeschichte 2, 46). Bei den Worten "Das ist mein Leib. Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird" erlebten sie die Gegenwart Jesu als Stärkung ihrer Glaubens- und Lebensgemeinschaft. Sie erinnerten sich dabei an all das, was Jesus ihnen versprochen hatte, an seine Tischgemeinschaft mit seinen Jüngern und mit gesellschaftlich Verachteten. Im Mittelalter wurde das Abendmahl zum Sakrament erklärt, d. h. zu einer für die Kirche grundlegenden und typischen Form der Vermittlung göttlicher Gnade.

Nach katholischem Verständnis kann nur ein geweihter Priester durch das Sprechen der Einsetzungsworte Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu verwandeln (= Transsubstantiation). Damit wird vor Gott das Opfer wiederholt, das Jesus durch seinen Tod für die Menschen gebracht hat. Die Gläubigen nehmen es mit Danksagung an (=Eucharistie).

Auch für Luther ist Brot und Wein Christus selbst; aber nicht so, daß Christen ihn in einer geweihten Hostie anbeten, aufbewahren und in Prozessionen herumtragen.

In der evangelischen Kirche darf grundsätzlich jeder Christ die Einsetzungsworte sprechen, wenn es nach der Ordnung der Kirche geschieht.

Der Reformator Calvin sah die Besonderheit der Abendmahlsfeier im Glauben der Teilnehmer begründet. Für Zwingli war es hauptsächlich eine Gedächtnisfeier. Diese Unterschiede führten zu erheblichem Streit und sogar zur Aufhebung der Abendmahlsgemeinschaft zwischen den Konfessionen, die aus der Reformation hervorgingen.

Heute sehen viele Christen im Abendmahl mehr das Verbindende und feiern es deshalb trotz unterschiedlicher Auffassungen doch zusammen.

Die Einstellung eines Menschen zum Abendmahl hängt neben dem allgemeinen Glaubensverständnis auch von der Vorbereitung darauf ab. Sie findet u.a. in der Familie, im Religions- und Konfirmandenunterricht und in der Jugendarbeit statt. Viele Christen haben heute neuen Zugang zum Abendmahl gefunden, weil es nicht nur als ernste Feier (z.B. mit vorausgehender Beichte und ausdrücklicher Vergebung der Sünden) gestaltet wird, sondern immer häufiger als Teil eines Gottesdienstes, einer Tagung oder eines Gruppentreffens.

Damit ist manchmal auch eine Mahlzeit zum Sattessen verbunden (Agapefeier). In einigen Landeskirchen werden (nach entsprechender Vorbereitung) die Kinder mit zum Abendmahl eingeladen. Deshalb wird dann statt Wein Traubensaft gereicht. Gehbehinderte, Kranke und Sterbende können einen Pfarrer zu einer Abendmahlsfeier für sich und ihre Angehörigen bitten.

Aberglaube

Im Mittelalter verstand man darunter den verkehrten, vom richtigen (=christlichen) Glauben abweichenden "Afterglauben", der dann die Bezeichnung "Glauben" eigentlich gar nicht mehr verdient.

Heute ist damit auch ein Glaube an geistige Kräfte in der Natur und im Jenseits gemeint, der im Widerspruch zur allgemeinen Erfahrung und Wissenschaft steht, meist verbunden mit vielfältigen Versuchen, solche Kräfte und Wesen zu erkennen und zu beeinflussen (u.a. Astrologie, Magie, bestimmte Heil-Praktiken, Zauberei, Wahrsagen, Geisterglaube, Spiritismus und manche Formen des Okkultismus).

Noch heute sind Spuren früheren Aberglaubens weit verbreitet, z.B. die Angst vor der Zahl 13 oder vor einer den Weg kreuzenden schwarzen Katze. In manchen Fällen liegen auch krankhafte Störungen vor (z.B. bei Fetischismus oder fixen Ideen).

Im weiteren Sinn kann als Aberglaube auch das unbegrenzte Vertrauen auf Technik, Rüstung oder Wissenschaft bezeichnet werden; hier ist der Übergang zum Vorurteil fließend.

Den Grund für das Aufkommen von Aberglauben sehen viele in der Schwäche oder mangelnden Pflege des wahren Glaubens- oder der Sinngehalte einer Gesellschaft, zu der sicherlich wiederum diejenigen viel beigetragen haben, die sich über Aberglauben entrüsten oder amüsieren.

Dieser läßt sich jedenfalls durch vernünftige Argumente, Spott, Verbot oder Zwang kaum beeinflussen. Vielmehr muß der tiefere Mangel erkannt werden, der dahinter steht.

Manches, was für Aberglaube gehalten wird, kann der Richtung oder dem Inhalt nach gerade für Christen eine Herausforderung und Anlaß zu offenen Gesprächen sein. Sie sind dabei nach dem Wesentlichen ihres eigenen Glaubens gefragt, der auch hier ohne Verurteilung anderer Menschen zu vertreten ist.

Abhängigkeit

Sachlich und formal gesehen ist Abhängigkeit ein bestimmter Zusammenhang zwischen verschiedenen Größen, dessen Kenntnis für vernünftiges Verhalten sehr wichtig sein kann. So hängt zum Beispiel der Benzinverbrauch eines Autos nicht nur von der gefahrenen Strecke ab, sondern auch von der Fahrweise. Der Mensch hat die Fähigkeit, seine Abhängigkeit von Umweltbedingungen und Sachzwängen zu erkennen. In vielen Fällen wird er sie bejahen und sich entsprechend verhalten, oft aber auch sie verändern und aufheben wollen.

Abhängigkeit zwischen Menschen ergibt sich aus biologischer und gesellschaftlicher Ordnung und aus freier Entscheidung und gegenseitiger Zuwendung (Liebe, Ehe, Familie, Freundschaft). Wenn sie einseitig oder nur zum Vorteil eines Partners bzw. weniger Menschen ist, wirkt sie bedrückend und hemmend. Insbesondere Arbeitsteilung bringt vielfache Abhängigkeiten mit sich, die aber insgesamt der Gemeinschaft zugute kommen.

Manche nachteilige Abhängigkeit ist selbstverschuldet. Der Zwang zum Alkohol- oder Drogenkonsum ist im fortgeschrittenen Stadium offensichtlich lebenszerstörend; die Wirkungen mancher Gewohnheiten oder geistiger Abhängigkeit sind dagegen nicht so deutlich zu erkennen.

Auch Religion wird teils positiv (Schleiermacher: "... sie ist das Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit") oder negativ (Marx) als Abhängigkeit angesehen.

Die Abhängigkeit der Kinder von ihren Eltern wird normalerweise so früh wie möglich durch freie Zuwendung und Partnerschaft ersetzt.

Der christliche Glaube kann davon ausgehen, daß die Abhängigkeit des Menschen von Gott durch Liebe und Vergebung in eine bejahte Beziehung verwandelt worden ist. Darin liegt die Chance und Ermutigung, nachteilige Abhängigkeit in allen Bereichen des sozialen Lebens aufzuheben.

Abstammungslehre

Charles Darwin (1809-1882) begründete durch eigene Forschungen und eine Theorie die Erkenntnis, daß sich Leben in einem langen Zeitraum von etwa 1-2 Milliarden Jahren von niederen zu höheren Formen entwickelt hat (Evolution). Im "Kampf ums Dasein" überleben solche Organismen, die der Umwelt durch Zufall oder natürliche Zuchtwahl (=Selektion) am besten angepaßt sind.

Auch der Mensch ist in den letzten 60 Millionen Jahren aus dieser Entwicklung (Evolution) hervorgegangen.

In ihrer popularisierten Form ("Der Mensch stammt vom Affen ab") wurde diese Theorie zur Zeit Darwins und Anfang des 20. Jahrhunderts als Widerspruch zu den Schöpfungsberichten der Bibel und als Gegenbeweis zur Lehre der Kirche von der Erschaffung des Menschen durch Gott aufgefaßt und verwendet. Neuzeitliche Bibelauslegung hat jedoch mit ihren eigenen Methoden gezeigt, daß die Schöpfungsberichte gar nicht in Konkurrenz zur naturwissenschaftlichen Forschung treten wollen, sondern in der Form anschaulicher Erzählungen Glaubensaussagen über den Menschen, die Welt und das Leben enthalten, die zeitlos gültig sind, aber immer wieder neu aktualisiert werden können. Nach katholischer Lehre hat Gott bei der Erschaffung der Seele des Menschen in den Ablauf der Entwicklung eingegriffen.

Andere Theologen fassen es als das eigentlich Wunderbare auf, daß in der Materie von Anfang an alle Möglichkeiten für höheres Leben angelegt waren. Es bleibt eine offene Frage, welcher Gebrauch von den Ergebnissen der Abstammungslehre gemacht wird. Hilft sie zum Staunen und zur Ehrfurcht vor dem Leben, das auch nach Meinung vieler Naturwissenschaftler trotz günstiger Bedingungen das Unwahrscheinliche ist? Oder wird daraus die Hoffnung abgeleitet, daß sich die Entwicklung zum Höheren immer weiter fortsetzen wird? Die Problematik der Abstammungslehre wird deutlich, wenn daraus das Recht des Stärkeren begründet wird, der sich in Politik und Wirtschaft gegen Schwächere durchsetzt (auch Hitler berief sich für seinen Rassismus und die "Ausmerzung lebensunwerten Lebens" auf den Darwinismus).

Der christliche Glaube geht davon aus, daß der Mensch und die Welt Ursprung und Zukunft und damit Sinn und Bestimmung nicht in einer automatisch ablaufenden Entwicklung, sondern in Gott haben.

Advent

Advent heißt (lateinisch) Ankunft und bezeichnet die Zeit der vier Sonntage vor dem Weihnachtsfest. Im Zusammenhang des Kirchenjahres soll im Advent durch Stille, Warten und Sinnesänderung (=Buße; ursprünglich auch durch Fasten) Raum geschaffen werden, um Jesus als Gesandten Gottes erkennen und aufnehmen zu können. Adventslieder und die für Adventsgottesdienste ausgewählten Bibeltexte beziehen sich nicht nur auf das Kommen Jesu damals und heute, sondern auch auf seine Wiederkunft als Weltenrichter. Sie sind deshalb sowohl ernst und mahnend als auch freudig und erwartungsvoll.

Auch durch Adventskranz mit Kerzen, Besorgen von Geschenken, Vorweihnachtsfeiern und andere Bräuche wird das Erlebnis des Weihnachtsfestes vorbereitet und verstärkt.

Agape, Agapefeier

Das Wort kommt aus dem Griechischen und bezeichnet im Neuen Testament die Zuwendung Gottes zum Menschen, die diesen wiederum befähigt, andere auch zu lieben: ohne eigenen Vorteil und sogar dann, wenn sie es nicht "verdient" haben oder nicht zur Gegenliebe fähig oder willens sind. Eine schöne Beschreibung dieser Liebe gibt Paulus im 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes. Die ersten Christen feierten gemeinsame Mahlzeiten als symbolischen Ausdruck und Ermutigung für diese Liebe. Sie aßen und tranken dabei Brot und Wein und andere Speisen, sprachen Bibel- und Segensworte und erzählten sich von ihrem Leben und Glauben; so erinnerten sie sich daran, daß jeder nur das geben kann, was er vorher empfangen hat.

Auch heute werden solche Agapemahlzeiten gefeiert, um sich daraus Bereitschaft und Kraft für die Liebe zu holen, die anderen helfen will, weil sie es brauchen. Das kann besonders für Teilnehmer aus verschiedenen Konfessionen ein Erlebnis der Hoffnung und Gemeinschaft sein (Abendmahl).

Aggression

Aggression ist eine meist mit Aufregung verbundene feindselige Einstellung und Angriffshaltung, die das Durchsetzen eigener Ziele und dabei oft eine Schädigung von Menschen oder Sachen anstrebt.

Sie kann verschiedene Ursachen haben: Enttäuschung, Machtstreben oder Mangel an Liebe.

Manche Wissenschaftler meinen, daß der Mensch einen angeborenen Aggressionstrieb habe, der seiner Selbstbehauptung dient (Lorenz). Andere sind der Auffassung, daß aggressives Verhalten von Vorbildern gelernt wird (z.B. von Erwachsenen oder Filmhelden).

Die meisten Menschen sind der Überzeugung, daß sie selbst nur dann aggressiv werden, wenn ihnen andere dazu Anlaß geben.

Paulus schreibt, daß Streit, Geltungsdrang und Jähzorn ihre tiefste Wurzel in der Feindschaft des Menschen gegen Gott haben (Galater 5, l9f.). Gegenüber der Aggression gibt es verschiedene Einstellungen: Man kann versuchen, sie bei sich selbst und bei anderen zu vermeiden und zu unterdrük-ken. Dabei besteht allerdings die Gefahr, daß Feindseligkeit in anderer Form und an anderer Stelle auftritt. Manchmal richtet sich dann Aggression sogar gegen die eigene Person (auch die Selbsttötung ist ein Akt der Aggression). Deshalb wird auch versucht, Angriffslust in produktive Bahnen zu lenken oder im Spiel auf unschädliche Weise auszutreiben. Wenn es Anlaß zum Streit gibt, soll er offen und fair ausgetragen werden.

Manche finden sich einfach damit ab: "Streit und Kriege hat es immer gegeben". Man muß schon mal scharf werden und darf sich nicht alles gefallen lassen!"

In der Bibel werden die "Sanftmütigen" gelobt, die sich nicht erbittern lassen (Matthäus 5,5;1. Korinther 13,5).

Wer zu verstehen versucht, warum Aggressionen entstehen, kann sicherlich vernünftiger darauf reagieren.

Aktion Sühnezeichen

1958 gründete Lothar Kreyssig eine Organisation, die Möglichkeiten des Dienstes und der Begegnung im Zeichen der Sühne in Ländern vermitteln sollte, die unter dem von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieg gelitten haben, insbesondere Polen, Rußland und Israel, aber auch in anderen westeuropäischen Staaten, in Nordamerika und in letzter Zeit auch in Indien und Afrika.

Der Einsatz dauert in der Regel ein Jahr und kann auch von Kriegsdienstverweigerern als wirklicher Friedensdienst abgeleistet werden. Auch Frauen können mitarbeiten.

Die Projekte liegen größtenteils im sozialen, politischen und pädagogischen Bereich (68%); aber auch einfache Hand- und Büroarbeit wird geleistet, z.B. beim Bau von Jugendbegegnungsstätten, Gedenkstätten in ehemaligen Konzentrationslagern, Kirchen und Synagogen. Durch die Begegnung mit anderen Jugendlichen und mit der Bevölkerung des Landes lernen die Teilnehmer die Auswirkungen des Krieges und die heutigen Probleme der genannten Länder kennen und können davon zu Hause anderen etwas mitteilen.

Gründer, Mitarbeiter und Freiwillige wissen, daß Versöhnung und Friede nicht einfach dadurch zustande kommen oder erhalten bleiben, daß die schrecklichen Greuel des Krieges allmählich in Vergessenheit geraten, sondern nur durch aktive Sühnearbeit. Andere Motive für die Teilnahme sind: "Für die Entrechteten Partei ergreifen" (46%) und "durch diesen Dienst deutlich machen, wo die Kirche eigentlich stehen müßte" (40%). 63% der zurückgekehrten Freiwilligen verstehen ihren Dienst als zeichenhaften Vollzug christlicher Nächstenliebe.

In jüngster Zeit ist Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste e.V. zunehmend Sammelpunkt für andere nahestehende Gruppen von Bürgerinitiativen, insbesondere für Frieden und Entwicklungshilfe (1981 Organisation der ersten großen Friedensdemonstration in Bonn mit ca. 300000 Teilnehmern).

Die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift "Zeichen" und anderes schriftliches Material (Friedensliederbuch, Aktionshandbuch "Frieden schaffen ohne Waffen") enthalten Informationen und Hilfen für die praktische Arbeit.

Alkohol

Als Genußmittel in verschiedenen Formen und Verbindungen ist Alkohol je nach Geschmacksbildung etwas Besonderes: wohltuend, anregend, auflockernd, erhebend; im Zusammenhang mit Eß- und Trinksitten und Geselligkeitsformen fester Bestandteil der Kultur vieler Völker.

Im Übermaß konsumiert, führt Alkohol zu schweren körperlichen, seelischen und sozialen Schäden, in vielen Fällen zum Tode.

Besonders die Leber, aber auch Nieren, Herz, Magen, Gehirn und Blutgefäße werden durch Alkohol dauerhaft beeinträchtigt. Als seelische Auswirkungen sind besonders auffällig: Aggression, Selbsttäuschung, Depression, Passivität, Wahnzustände und Verlust des Wertbewußtseins.

Es ist eine bedrückende und eigentlich rätselhafte Tatsache, daß es trotz allgemein verbreiteter Kenntnis der Folgen von Alkoholabhängigkeit nicht möglich ist, diese zu vermeiden; im Gegenteil, sie nimmt sogar zu, insbesondere bei Frauen, Jugendlichen und Kindern.

Der Grund dafür ist, daß die Ursachen für Alkoholkonsum nicht erkannt oder unzureichend bekämpft werden. Sie liegen häufig in schweren materiellen und seelischen Entbehrungen bzw. in der Unfähigkeit, Lebensnot und Enttäuschungen auszuhalten. Auch Neugierde, Erlebnishunger, Angeberei, Anpassung an Trinksitten und leichte Verfügbarkeit von Alkohol können erste Schritte auf dem Weg zu krankhafter Abhängigkeit und Sucht sein, von der ca. 3-5% der deutschen Bevölkerung mehr oder weniger stark betroffen sind - ein Zeichen sicherlich auch für die Oberflächlichkeit der bei uns vorherrschenden Religion.

Schlechtes Gewissen und Schuldvorwurf von anderen führen immer tiefer in die Krankheit Alkoholismus hinein, so daß aus eigener Kraft keine Gesundung mehr möglich ist. Auch Medikamente und Entziehungskuren reichen für eine dauerhafte Heilung nicht aus; ausschlaggebend hierfür ist eine Veränderung der sozialen Situation und der Grundeinstellung.

Verbände wie Blaues Kreuz (ev.), Kreuzbund (kath.), Guttemplerorden, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen wie Anonyme Alkoholiker, bei denen zum großen Teil ehemalige Alkoholiker mitwirken, versuchen vorzubeugen und zu helfen (sie sind im Telefonbuch jeder größeren Stadt zu finden).

Wegen der katastrophalen Folgen des Alkoholkonsums verzichten zunehmend auch Menschen darauf, die selbst davon nicht gefährdet sind. In manchen Kirchengemeinden gibt es beim Abendmahl entweder wahlweise oder nur Traubensaft statt Wein (Fasten).

Altar

In den meisten Religionen ist der Altar ein Ort, an dem die Nähe Gottes besonders stark empfunden wird. Hier sprechen Beauftragte der Religionsgemeinschaften Gott und die Gläubigen an und verrichten Handlungen mit religiöser Bedeutung. Früher wurden an den tischartigen Altären aus Stein oder Holz Opfer dargebracht (z.B. Tiere oder Naturalien). Durch Andenken (Reliquien) aus der Geschichte des Glaubens wurde einem Altar eine besondere Bestimmung und Weihe gegeben. Brennende Kerzen, Bilder und Blumen auf oder an dem Altar können die Andacht und religiöse Stimmung fördern.

In der evangelischen Kirche dient der Altar hauptsächlich der Bereitstellung des Abendmahls und zum Ablegen der im Gottesdienst benötigten Bücher (Altarbibel). Mehr Gemeinschaftsgefühl entsteht, wenn die Gemeinde im Kreis oder Halbkreis um den Altar sitzt.

Alter

Objektiv gemessen ist Alter eine Zeitspanne, in der etwas existiert.

Wird das Wort auf das Leben des Menschen angewendet, so denken viele dabei an Ruhestand, Abbau, Krankheit, Tod; Jüngere versprechen sich von zunehmendem Alter die Gleichstellung mit den Erwachsenen und erweiterte Lebensmöglichkeiten.

Ein hohes Alter wird in der Bibel als Gabe Gottes angesehen und als Chance, Gottes Güte in Vergangenheit und Gegenwart dankbar zu erkennen. So kann je nach Einstellung und äußeren Umständen Alter und Altern etwas sehr Unterschiedliches bedeuten. Rechtlich gesehen ist der Bürger bis zum 7.Lebensjahr noch geschäfts- und schuldunfähig; ab dem 7.Lebensjahr hat er die beschränkte Geschäftsfähigkeit. Mit 12 können die Eltern nicht mehr gegen den Willen des Kindes die Religionszugehörigkeit ändern, ab 14 ist es strafmündig. 16jährigen kann das Jugendamt die Ehemündigkeit zusprechen, wenn der Partner 18 ist. Es ist auch das Alter für den Führerschein Klasse 4 und 5. Mit 18 tritt in der Bundesrepublik Deutschland die Volljährigkeit ein. Die "besten Jahre" werden zwischen 30 und 40 angesetzt - welche sind es wirklich?

"Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind's 80 Jahre, und das meiste daran ist Mühe und Arbeit gewesen; denn es vergeht schnell, als ob wir dahinflögen" (Psalm 90,10).

Da heute mehr Menschen alt werden und ein höheres Alter erreichen als früher, ist das Altern für viele zum Problem, andererseits aber auch zu einer eigenständigen Lebensphase geworden, die es zu gestalten gilt (Frauen werden gegenwärtig im Durchschnitt 73 Jahre alt, Männer 68). Der Austritt aus dem Berufsleben ist für manche ein Schock, weil sie nichts mit sich anzufangenwissen. Andererseits haben alte Menschen heute viele Möglichkeiten, die um so besser wahrgenommen werden können, wenn man sich darauf vorbereitet hat. Auch Kirchengemeinden bieten vielfältige Bildungs-, Begegnungs- und Betätigungsmöglichkeiten für ältere Gemeindemitglieder und Mitbürger an. Alleinstehenden Alten zu helfen ist nicht nur Aufgabe der Verwandten und Nachbarn, sondern der ganzen Gesellschaft und aller, die Zeit und Begabung dafür haben oder es lernen können.

Alternative Lebensformen

Das aus dem Lateinischen stammende Wort Alternative bedeutet die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten und wird häufig als Bezeichnung für eine andere Möglichkeit gegenüber dem Bestehenden und Gewohnten gebraucht. Ein "alternatives Adreßbuch" definiert es als "die jeden tag anstehende entscheidung für oder gegen bestehende wertsysteme, die schaffung neuer maßstäbe und verhaltensweisen, abkehr vom politischen wahn- und schwachsinn hin zum ökologisch-gesellschaftlich sinnvollen" .

Mehr oder weniger programmatische Versuche, anders zu leben als vorher oder als die Mehrzahl der Mitmenschen, hat es in der Geschichte schon oft gege ben. Johannes der Täufer lebte zur Zeit Jesu in der Wüste und predigte Umkehr. Jesus selbst forderte Menschen auf, ihren Sinn zu ändern, alles zurückzulassen und ihm nachzufolgen. Von den Urchristen erzählen die heidnischen Quellen als das Wichtigste nicht, welche Lehre oder Kulte sie hatten, sondern daß sie anders lebten. Einsiedler und Ordensgemeinschaften im Mittelalter, die Lebensreformbewegung um die Jahrhundertwende (aus ihr entstanden die Reformhäuser und Schrebergärten) und die Gammler der Nachkriegszeit praktizierten alternative Lebensformen, ohne daß sie damals schon so genannt worden sind.

Heute werden mit dem Wort "alternativ" unterschiedliche Versuche zusammengefaßt, einer zunehmenden Umwelt- und Lebenszerstörung entgegenzuwirken, u.a. durch einfache, naturnahe Lebens- und Ernährungsweise, kritischen Konsum, "sanfte" (d.h. umweltfreundliche und energiesparende) Technologien und religiöse Erneuerung. Die 4.Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen rief 1968 die Christen auf, "christliche Lebensweisen zu suchen, die ein menschlicheres und solidarisches Miteinander ermöglichen und zur Veränderung wirtschaftlicher, politischer und sozialer Strukturen beitragen sollten".

Angst

Angst ist eine für die Selbstbehauptung und das Überleben wichtige Empfindung, die Menschen dazu bewegt, Gefahren zu vermeiden, sich ihnen zu entziehen oder, wenn möglich, den Anlaß der Angst auszuschalten. Sie hat ihren tiefsten Grund in der Freiheit, aber auch in der unaufhebbaren Unsicherheit menschlichen Lebens und läßt deshalb dessen Wert oft besonders stark empfinden. Sie hat andererseits aber den Nachteil, daß sie unüberlegte Reaktionen und Zwangshandlungen auslöst, die Selbstentfaltung hemmt und nicht selten das befürchtete Ereignis mit herbeiführt (z.B. bei der Prüfungsangst).

Meist sind es frühere schlechte Erfahrungen und Mangel an Liebe, aber auch unbewußte Wünsche, die zu tiefsitzender allgemeiner oder spezieller Angstbereitschaft führen.

Angst haben Menschen offen oder verdeckt vor dem Tod, vor der Zukunft, vor Krankheit, Schmerzen, Blamagen, Enttäuschungen, Trennung und Zwang - vor dem Atomkrieg. In besonderen Fällen vor freien Plätzen, sexuellem Versagen oder vor dem Eingeschlossensein im Fahrstuhl. Angst wird auch dazu ausgenützt, um Menschen beherrschen zu können.

Kinder ängstigen sich in der Regel vor allem, was ihnen fremd, undurchschaubar und bedrohlich begegnet, z. B. Gewitter, Dunkelheit, Krankenhaus oder Schule.

Meist sind mit der Angst auch körperliche Veränderungen verbunden, wie Herzklopfen, Schweiß, Zittern, Erröten oder Schlafstörungen. Aktive Reaktionen aus Angst können sein: Schreien, Aggression, Flucht oder Vermeidung bestimmter Situationen (z.B. Schuleschwänzen). Angst kann nicht durch vernünftige Argumente, Spott oder Schimpfen verringert werden. Hilfreich ist es, sie zeigen und darüber reden zu können; die Psalmen der Bibel haben schon vielen die Worte dafür gegeben.

Im christlichen Glauben überwiegen letztlich Vertrauen, Hoffnung und Liebe die Lebensangst, weil mit Kreuz und Tod Jesu nicht alles zu Ende war, sondern neues Leben anfing. Er hat gesagt: "In der Welt habt ihr Angst. Aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt" (Johannes 16, 33).

Durch sein Leben hat Jesus gezeigt, daß Menschen auch vor Gott keine Angst zu haben brauchen, weil Gott sie liebt.

Anthroposophie

Die meist als Weltanschauung bezeichnete Anthroposophie wurde 1913 von Rudolf Steiner begründet. Sie bietet besondere Wege der Erkenntnis und Bewußtseinssteigerung an (insbesondere Hellsehen). Steiner entwickelte ein umfassendes spekulatives System einer Geistwelt, in das auch Inhalte anderer Religionen einbezogen sind (wie z.B. die Wiederverkörperung, Goethes Naturauffassung und Christus). Stoff und Geist werden zwar scharf unterschieden, aber doch wiederum aufeinander bezogen, so daß mancher in der Anthroposophie eine Zusammenführung von Religion und Naturwissenschaft sieht. Die Deutung biblischer Texte und christlicher Glaubensinhalte weicht erheblich vom kirchlichen Verständnis ab.

Einen bedeutenden pädagogischen Beitrag leisten die privaten Waldorfschulen (31 in der Bundesrepublik, ca. 100 in der ganzen Welt). Sie versuchen, auf der Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes (Entwicklung des Menschen in drei deutlich unterscheidbaren Abschnitten von sieben Jahren) in einem geschlossenen Bildungsgang von 12 Jahren durch musischen, künstlerischen, handwerklichen und gymnastischen Unterricht Schülern aller sozialen Schichten eine ganzheitliche Bildung zu vermitteln. Einseitiges Gedächtniswissen wird abgelehnt.

Das geistige Zentrum der Antroposophen ist die Freie Hochschule für Geisteswissenschaften (Goetheanum) in Dornach bei Basel. Anthroposophisch ausgerichtet ist auch die 1922 von dem ehemaligen Pfarrer Rittelmeyer gegründete "Christengemeinschaft".

Antiautoritäre Erziehung

Antiautoritäre Erziehung ist ein in den sechziger Jahren entwickeltes pädagogisches Programm mit dem Ziel einer möglichst zwangfreien Erziehung, praktiziert u.a. von dem englischen Pädagogen A. S. Neill in Summerhill und in Kinderläden freier Elterngruppen. Danach soll den Kindern durch partnerschaftliche Erziehungsmethoden so früh wie möglich Selbständigkeit, Kritikfähigkeit, Kreativität und eine freie Einstellung zur Sexualität vermittelt werden.

Antiautoritäre Erziehung richtet sich zwar nicht, wie man oft meint, gegen jegliche Autorität, sondern nur gegen die unnötige Unterdrückung der freien und natürlichen Selbstentfaltung des Kindes. Aber viele Eltern wurden durch die Kritik und Forderungen dieser Bewegung sehr verunsichert und verfielen in das andere Extrem, nämlich das Gewährenlassen ohne jegliche Einflußnahme. Der unfruchtbare Gegensatz ist inzwischen weitgehend überwunden.

Antichrist

Ein als Antichrist bezeichneter Widersacher Gottes und des Messias in der Endzeit wird in den Johannesbriefen (1.Johannes 2, 18 und 2. Johannes 7) erwähnt, ein "Feind Gottes" im 2.Thessalonicherbrief (2, 3-12). Gemeint ist dort nicht ein Mensch, sondern ein mythisch-dämonisches Wesen, in dem sich alles personifiziert und aufbäumt, was gegen Gott und seinen Sohn steht. Luther hat später die Institution des Papsttums als Antichrist bekämpft und wurde von diesem dafür als dessen schlimmster Vorläufer verketzert.

Zugrunde liegt dieser bildhaften Erwartung wohl der zur Wachsamkeit rufende Glaube, daß die Herrschaft Gottes in dieser Welt von organisierten Mächten auf Leben und Tod bekämpft wird und sich deshalb nicht einfach friedlich von selbst durchsetzen wird.

Antirassismus

Als Rassismus hat die UNESCO 1967 asoziale Einstellungen und Handlungen definiert, die auf der irrigen Überzeugung beruhen, die Diskriminierung anderer sei biologisch zu rechtfertigen. Nicht einmal Hitlers schreckliche Vernichtung von über 6 Millionen Juden konnte den Antisemitismus und anderen Rassismus beenden. Auch die Kirchen haben sich am Rassismus beteiligt. Männer wie Martin Luther King waren die Ausnahme. Erst 1968 stellte die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen fest: "Rassendiskriminierung ist eine klare Leugnung des christlichen Glaubens." Der Weltrat der Kirchen fordert und fördert seitdem die Erforschung rassistischer Verhaltensweisen, eine gegenüber dem Rassismus sensible Bewußtseinsbildung und Arbeitsprogramme zugunsten rassisch benachteiligter Menschen. Umstritten ist der "Sonderfonds" des ökumenischen Antirassismus-Programms, weil aus ihm auch Befreiungsbewegungen unterstützt werden können, die Gewaltanwendung gegen bestehende Unterdrückung nicht ausschließen. Sie erhalten nur dann Hilfe, wenn sie versichern, daß die Mittel aus dem Sonderfonds ausschließlich zu humanitären Zwecken verwendet werden (z.B. für Medikamente, Lebensmittel und Bildungsprogramme). Auch durch Boykott ("Kauft keine Früchte aus Südafrika", Kündigung von Bankkonten) wird Rassismus demonstrativ bekämpft.

Antisemitismus

Antisemitismus bedeutet starke Abneigung und Feindschaft gegen Juden oder das Judentum (obwohl z.B. auch die Araber Semiten sind).

Reinheitsvorschriften, Sabbatheiligung, Beschneidung) auch als Minderheit unter fremden Völkern,

Aber damit lassen sich Art, Ausmaß und Fortbestehen dieser Einstellung letztlich nicht verständlich machen, die durch Jahrhunderte immer wieder zu Judenverfolgungen und unter Hitler in Deutschland zur bestialischen Ermordung von mehreren Millionen Juden geführt hat.

Mit der Erklärung der Menschenrechte wurde 1948 auch der Antisemitismus weltweit verdammt. Doch gibt es immer noch Antisemitismus, nicht nur in der Sowjetunion und in arabischen Staaten, sondern auch in Deutschland.

Apartheid

Das Wort kommt aus einer afrikanischen Sprache und bedeutet Trennung: Weiße und Farbige sollten, nach Meinung und Gesetz der südafrikanischen Staatspartei, wegen ihrer großen Unterschiede in allen Lebensbereichen voneinander getrennt leben, führende Positionen und viele Vorteile aber den Weißen vorbehalten bleiben. Weil diese Politik schon 1961 von den Commonwealthstaaten abgelehnt wurde, trat die Südafrikanische Union aus diesem Verband aus und wurde seitdem von den meisten internationalen Organisationen und vom Weltkirchenrat verurteilt und z.T. mit politischem, wirtschaftlichem und sportlichem Boykott bekämpft.

Apokalypse

Apokalypse (deutsch: Offenbarung, Enthüllung) wird eine Literaturform genannt, in der Visionen von künftigen schrecklichen Ereignissen geschildertwerden. Auf eine "Endzeit" der ganzen Welt soll aber die Erschaffung einer neuen Welt folgen. Apokalypsen wurden um die Zeitwende von jüdischen und christlichen Menschen verfaßt, die sich und ihre Glaubensgefährten in politischer, sozialer und religiöser Unterdrückung erlebten. In verschlüsselter Sprache wurden auch Ursachen für die zu erwartenden Ereignisse genannt; viele Leser glaubten dann, daß alles so kommen müßte, wie es in den Apokalypsen geschildert war.

Ein Beispiel für apokalyptische Predigt findet sich im 13.Kapitel des Markusevangeliums. Auch die "Offenbarung des Johannes" (letzter Teil der Bibel) ist eine solche Apokalypse (und hat in der griechischen Sprache diese Überschrift).

Vergleichbar den damaligen Apokalypsen sind heute die (z.T. auf Computerberechnungen beruhenden) Vorhersagen mancher politischen Gruppen und Zukunftsforscher von bevorstehenden Katastrophen.

Arbeit

Arbeit ist jede zweckbestimmte Tätigkeit zur Befriedigung materieller oder geistiger Bedürfnisse des einzelnen oder der Gemeinschaft; auch das Ergebnis der Tätigkeit wird so bezeichnet.

Arbeit wird überwiegend als mühevoll und erzwungen empfunden, aber auch als Mittel der Selbstverwirklichung, Dienst für andere und Aufgabe Gottes (1.Mose 3, 18-19). Eltern und Lehrer sind in der Regel bemüht, Kindern die Fähigkeit und Lust zur Arbeit beizubringen, damit sie für sich selbst sorgen, sich etwas leisten und anderen helfen können. Am leichtesten ist das, wenn der Sinn einer Arbeit klar und ein Erfolgserlebnis damit verbunden ist.

Steigende Anforderungen durch Technik und Arbeitsteilung, aber auch Arbeitszeitverkürzung und Arbeitslosigkeit fordern uns dazu heraus, unsere Einstellung zur beruflichen Arbeit zu überprüfen. Eine befriedigende Arbeit zu haben kann als Vorzug angesehen werden, aus dem sich Verpflichtungen ergeben. Die langfristig oft gefährlichen Auswirkungen meiner Arbeit auf mich selbst und auf andere sind zu bedenken. Arbeitslosigkeit ist kein "Naturereignis", sondern etwas, wofür Menschen verantwortlich sind.

An der Bewertung von Arbeit durch Lohn und Anerkennung sind alle Bürger einer Gesellschaft beteiligt: Ist sie gerecht? Viele Vorurteile sind hier (immer noch) wirksam, zum Beispiel "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen", oder "Arbeitslose sind unfähig, selbst schuld oder arbeitsscheu". Nach christlichem Verständnis geschieht jede Arbeit in einem größeren Zusammenhang als zunächst bewußt und erkennbar ist, nämlich in der Schöpfung Gottes und mit den von ihm gegebenen Fähigkeiten. Auch unscheinbare, schwere oder vergebliche Arbeit kann daraus ihren Sinn erhalten und muß nicht nur nach Erfolg und Bezahlung bewertet werden.

Armut

Jesus sagt insbesondere den Armen das Reich Gottes zu und fordert dazu auf, Bedürftigen zu helfen (Lukas 6, 20; Matthäus 19, 21; 25, 31f). Auch im Alten Testament schützen zahlreiche Gesetzesbestimmungen den Armen, so das Verbot wucherischer Zinsen und das Gebot des Schulderlasses im Sabbatjahr (5.Mose 15, 1f).

Wirtschafts- und Sozialpolitik, Kranken-, Unfall-, Renten- und Arbeitslosenversicherung haben in unserer Gesellschaft Armut nahezu beseitigt. Wenn auch die Einkommens- und Besitzverhältnisse immer noch krasse Unterschiede aufweisen, so ist ein Armer bei uns immer noch reich im Vergleich zu vielen Menschen in den Entwicklungsländern, denen nicht einmal das Existenzminimum zur Verfügung steht. Millionen von ihnen verhungern oder kommen an den Folgen von Unterernährung und Armut um.

Gibt es also bei uns Arme, die angesichts des Elends in Indien, in Bangladesch oder im Sudan oder Tschad Hilfe beanspruchen können?

Armut ist ein relativer Begriff und bezieht sich nicht nur auf Lebensmittel, Kleidung, Wohnung und Geld; sie hat auch die Form der Krankheit, Einsamkeit, Behinderung oder Benachteiligung bei den Bildungschancen und läßt sich vielfach nicht durch Geld, sondern nur durch persönliche Hilfe lindern.

Eigener Besitz und Reichtum werden durch die Armut anderer in Frage gestellt und bekommen durch den Glauben ihren Wert als das, was erarbeitet wurde, damit ich dem Bedürftigen etwas zu geben habe (Epheser 4, 28) oder selbst niemandem zur Last fallen muß. Weil Armut oft als Makel und selbstverschuldet angesehen wird (oder letzteres z.T. auch tatsächlich ist), wird sie um so mehr als bedrückend empfunden: Jeder zweite unterversorgte Bürger in der Bundesrepublik verzichtet darauf, sich an das Sozialamt zu wenden.

In der christlichen Gemeinde wurde die Fürsorge für Arme in der Gemeinde schon früh organisiert (Apostelgeschichte 6,1-6). Aber nicht nur Freunde und Glaubensgenossen sollen bedacht werden (Galater 6,1-6), sondern auch NichtChristen. In der christlichen Kirche und auch in anderen Religionen wird Armut freiwillig als ein Weg gewählt, um der Abhängigkeit von Besitz und Reichtum zu entgehen, die der Nachfolge Jesu entgegensteht (Franz von Assisi). Sowohl im Alten Testament (5.Mose 15,4) als auch im Marxismus gibt es die Zielvorstellung, daß es eines Tages keine Armen mehr in der Gesellschaft geben wird; zeitweise war dies in der Urgemeinde auch erreicht worden (Apostelgeschichte 2, 45 und 4, 32-37).

Askese

Das Wort bedeutet in der griechischen Sprache Übung. In allen Religionen und auch im Christentum gibt es viele Arten von dauerhaftem oder zeitweisem Ver_ zicht auf Wohlstand, sexuelle Betätigung, Essen, Trinken, Schlaf, Vergnügen aller Art, soziale Beziehungen usw.

Die Motive hierfür sind verschieden. Sie können in Vorschriften liegen oder in bestimmten Zielen, die ein Gläubiger durch Askese besser zu erreichen hofft. Manche sehen darin einen Test für das Maß von Abhängigkeit von bestimmten Verhaltensweisen. Zeitweilige Askese läßt meist den Wert der mir gegebenen Lebensmöglichkeiten neu oder intensiver empfinden.

Manchmal ist Askese auch mehr oder weniger bewußt eine Selbstbestrafung. Auch im modernen Sport und Berufsleben sind asketische Züge festzustellen. Jesus war kein Asket (Matthäus 11, 19) und verlangte von seinen Jüngern keine Askese (Markus 2,19). Paulus hat leibfeindliche Askese abgelehnt (1.Timotheus 4, 3f). Das frühe Mönchtum war streng asketisch. Luther hat Askese in das freie Ermessen der Gläubigen gestellt, aber davor gewarnt, sich asketische "Leistungen" als Verdienst anzurechnen oder anrechnen zu lassen.

In der katholischen Theologie wird Askese (auch: Aszese geschrieben) nicht mehr als das Besondere, zusätzlich Erbrachte, sondern als die Gesamtheit einer geregelten christlichen Lebensführung aufgefaßt.

Askese hat auf andere Menschen meist eine herausfordernde Wirkung. Sie denken darüber nach, mit welchem Ziel und aus welcher Kraft sie geleistet wird.

Astrologie

Astrologie (griechisch: Sterndeutung) ist der Versuch, Veranlagung und Lebenslauf einzelner Menschen und Menschengruppen mit den Sternen und deren Positionen in Beziehung zu setzen.

In ihrem Ursprungsland Babylonien stand dabei weniger der Blick auf die im Kosmos herrschende Gesetzmäßigkeit im Vordergrund als die Tatsache, daß die Sterne als Gottheiten aufgefaßt wurden. Noch im Mittelalter wurde Astrologie als Wissenschaft an den Universitäten gelehrt. Thomas von Aquin und Philipp Melanchthon hatten viel dafür übrig und sahen darin ein Wunder der Weisheit Gottes; Luther dagegen lehnte sie ab.

Auch heute erwarten sich viele Menschen mehr oder weniger ernsthaft Aufschluß über sich selbst und ihre Zukunft aus Horoskopen. Diese werden auf der Grundlage einiger Daten (Geburtsstunde, möglichst -minute, Geburtsort, Gestirnstellung damals und heute) und der Deutung eines Astrologen erstellt. Die den Tierkreiszeichen zugeschriebenen Charakterprofile sind eine unwissenschaftliche Vorstufe heutiger Charakterkunde bzw. Typisierung von Menschen.

Die wöchentlichen Horoskope in lllustrierten und Zeitschriften (die nach Umfragen von 75% der Interessenten "zum Spaß" gelesen werden - aber es könnteja doch etwas daran sein!) haben wohl mehr die Funktion, angenehme, zuversichtliche Stimmungen zu schaffen und das Selbstbewußtsein zu heben (wenn das schon nicht durch soziale Beziehungen, Selbsterkenntnis und Erfolgserlebnisse vermittelt werden kann). Immerhin verstärkt sich das Gefühl, der Zukunft und den in ihr wirkenden Mächten nicht völlig unwissend und unvorbereitet ausgeliefert zu sein. Mancher weist demgegenüber darauf hin, daß die Prognosen der Zukunftsforscher bis jetzt auch nicht zuverlässiger waren als Horoskope; aber sie sind jedenfalls konkreter und realitätsbezogener.

Der Christ weiß, daß der Mensch zwar weltlichen Mächten und Gesetzmäßigkeiten unterliegt, aber im Glauben an Gott befreit wird zu einer eigenverantwortlichen Lebensgestaltung.

Asyl

Ein Asyl ist ein Zufluchtsort für Verfolgte. Im Altertum und noch im Mittelalter konnten Kirchen, Klöster oder auch Friedhöfe zum Asyl werden, weil sie weltlicher Gerichtsbarkeit nicht unterworfen waren.

In der Bundesrepublik Deutschland wird allen politisch Verfolgten nach Artikel 16 des Grundgesetzes Asyl gewährt, d.h., sie werden nicht an einen fremden Staat ausgeliefert oder dorthin abgeschoben.

Viele Deutsche haben in der Zeit der Hitlerherrschaft Asyl im Ausland gefunden und so ihr Leben retten können. Daran ist zu erinnern, wenn heute viele Ausländer auch aus wirtschaftlichen Gründen in der Bundesrepublik um Asyl nachsuchen.

Das Wort wird auch für die einfachen Unterkünfte der Obdachlosen gebraucht.

Auferstehung

Einen Glauben an die Auferstehung von Göttern und Menschen gibt es auch in anderen Religionen. Während im griechischen Bereich zur Zeit Jesu die Vorstellung von einem Weiterleben der Seele nach dem Tode verbreitet war, lehrten auch im jüdischen Volk die Pharisäer die Auferstehung der Toten (Markus 12, 18-27).

Aber es ist eine einmalige und im Grunde unerklärbare und unvergleichbare Tatsache der Geschichte, daß nach dem Tod Jesu am Kreuz der Glaube an ihn zu einer weltweiten und Jahrtausende dauernden Bewegung wurde. Die alles verändernde Grunderfahrung, daß Jesus lebt, wurde den Vorstellungen der damaligen Zeit entsprechend als Auferstehung oder Auferweckung bezeichnet. Das älteste Zeugnis (bei Paulus 1.Korinther 15, 3-5) spricht nur mit einer kurzen Formel davon, daß Jesus gemäß der Schrift am dritten Tag nach seinem Tod auferweckt worden und Petrus erschienen ist, danach auch anderen und Paulus selbst. Die erzählenden Darstellungen in den Evangelien sind späteren Datums. Was an ausgestaltenden Einzelheiten dazugekommen ist, enthält weitere Deutungen der Auferstehung. Zum Beispiel zeigt die Geschichte von den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, daß Jesus im Abendmahl als lebendig erlebt wird, und Worte des Alten Testamentes helfen, Jesus als den von Gott Gesandten zu erkennen (Lukas 24,13-35).

Der Glaube an die Auferstehung Jesu bedeutet, daß sein Tod nicht als ein Scheitern, sondern als Durchbruch und Anfang gewertet wird. Der Tod am Kreuz, der Tod des einen Menschen, Jesus, hat für alle etwas gebracht, die an ihn glauben. Seit der Auferstehung gibt es Hoffnung und neues Leben über menschliche Grenzen hinaus.

Der Glaube, daß sich dies erst im "Jenseits", also bei der Auferstehung aller von den Toten, voll zeigen wird, drückt die Gewißheit aus, daß in der Auferstehung Jesu qualitativ und quantitativ weit mehr enthalten ist, als wir jetzt sehen und ausschöpfen können. Das hat sich schon in der Vergangenheit bestätigt und gilt weiter, nicht nur für den einzelnen, sondern auch für die Kirchen.

Die Auferstehung Jesu ist nicht ein Wunder im biologischen Bereich oder ein Symbol für das "Stirb und Werde" der Natur, sondern die Beglaubigung und Weiterführung des Lebens und der Sache Jesu durch Gott selbst; deshalb wurde sie von den Jüngern als Sendung und Auftrag zur Verkündigung der frohen Botschaft (=Evangelium) erlebt.

Ob nun Jesu Grab leer war oder um welche Art von Erscheinungen es sich bei den Jüngern handelte, ist nicht das Wesentliche (darüber gibt es unter Christen unterschiedliche Auffassungen). Auferstehung wird vielmehr als neues, von Jesus bestimmtes Leben wirksam (Taufe).

Ausbeutung

Ausbeutung bedeutet zunächst materiell, das Letzte aus dem Boden oder einer Rohstoffquelle herauszuholen ohne Rücksicht auf die Folgen. Ausbeutung von Menschen ist eine durch einseitige Ausnutzung einer Machtstellung erzwungene wirtschaftliche Übervorteilung. Insbesondere Karl Marx hat auf die Ausbeutung der Arbeiter durch die Eigentümer der Produktionsmittel (Kapitalisten) hingewiesen, die den Mehrwert der Arbeit als Profit für sich selbst abschöpfen.

Es gibt aber auch Ausbeutung von Kindern, Frauen, Eltern und Alten und indirekte Ausbeutung durch Werbung, Gesetzgebung und Betrug. Mancher sieht schon im Zins auf geliehenes Kapital eine Ausbeutung, weil es Einkommen ohne Arbeit ist.

Gewerkschaften, Verbraucherverbände, Kartellamt und demokratische Kontrolle haben inzwischen vieles, was früher mit Recht Ausbeutung genannt wurde, abgestellt. Der Begriff verleitet heute auch leicht zu einer einseitigen Betrachtungsweise, die alle Schuld an der ungleichen Verteilung der knappen Güter den Unternehmern zuschieben will. Die Frage jedoch, ob nicht bestimmte Vorteile und Privilegien auf Kosten anderer gehen, die sich dagegen nicht wehren können, ist nach wie vor aktuell.

Ausbildung, kirchliche

Sowohl die evangelische wie die katholische Kirche gehören in der Bundesrepublik Deutschland mit zu den größten Arbeitgebern. In der evangelischen Kirche gibt es ca. 150000 Beschäftigte. Sie sind u.a. in den Gemeinden, im Religionsunterricht und Krankenhaus, in der Kinder-, Jugend-, Erwachsenen-, Alten- und Sozialarbeit, in der Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Volksmission, Hauswirtschaft und in Beratungsstellen tätig.

Die Ausbildung zum Pfarrer erfolgt an den theologischen Fakultäten der staatlichen Universitäten und an kirchlichen Hochschulen; durch berufsbegleitende Kurse können Prediger, Gemeindemissionare oder Pfarrverwalter eine vergleichbare Stellung erreichen.

Mitarbeiter in der Gemeindearbeit und in speziellen Diensten erhalten ihre Ausbildung an staatlichen oder kirchlichen Fachhochschulen und in anderen kirchlichen bzw. freien Ausbildungsstätten.

Zunehmend werden staatlich anerkannte und kirchliche Ausbildungsgänge miteinander verbunden (Doppelqualifikation, z.B. als Sozialarbeiter oder Krankenpfleger und Diakon), um die Berufstätigkeit nicht nur auf den kirchlichen Bereich zu beschränken und um die an staatlich anerkannte Ausbildungen geknüpften Zuschüsse in Anspruch nehmen zu können (z.B. für eine Tätigkeit in der Offenen Jugendarbeit).

Der Zulauf zu kirchlichen Ausbildungsgängen und Berufen hat in den letzten Jahren zugenommen, nicht nur wegen der geburtenstarken Jahrgänge und der Arbeitsmarktsituation, sondern wohl auch, weil die meisten kirchlichen Ausbildungen viel für die persönliche Entwicklung bringen und dazu befähigen, anderen Menschen zu helfen.

Als Voraussetzung wird neben allgemeiner und spezieller Begabung in der Regel auch kirchliches Engagement erwartet. Bei manchen freien Ausbildungsstätten wird christliche Überzeugung und das Bekehrtsein ebenso hoch bewertet wie ein Schulabschluß.

Zwei Hauptprobleme kirchlicher Ausbildung sind:

Auschwitz

Das Konzentrationslager in der Nähe der südpolnischen Stadt Auschwitz war das größte nationalsozialistische Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg. Hier und in Maidanek und Treblinka sind schätzungsweise 4-6 Millionen Menschen umgebracht worden, größtenteils durch Giftgas. Ausmaß und Art dieser organisierten Vernichtung sind nur annähernd vorstellbar, nachzuempfinden oder gar zu verstehen. Eine Filmreihe wie "Holocaust" (=totale Vernichtung) hat gezeigt, daß die Frage immer noch offen ist: Wie konnte so etwas geschehen? Wie konnte es von Menschen ausgeführt werden, die zivilisiert, kultiviert, Christen und unsere Vorfahren, Menschen wie du und ich waren und z.T. heute noch unter uns leben?

Viele Deutsche haben nach dem Krieg ihre Mitverantwortung und Schuld an diesem Unrecht erkannt und zugegeben; es gibt aber heute noch bzw. wieder einige, die trotz erdrückender Dokumentation von "Auschwitzlüge" sprechen. Zutiefst bewegend und befreiend war und ist es, daß sogar von Betroffenen und Menschen, die Auschwitz überlebt haben, Vergebung ausgesprochen wurde (Judenverfolgung).

Autorität

Autorität ist das Ansehen, das eine Person oder Institution hat und das bewirkt, daß sich andere in ihrem Denken und Handeln nach ihnen richten. Sie beruht u.a. auf vorausgehender Erfahrung von Macht, Fähigkeiten, Wissensvorsprung oder auf religiösen Überzeugungen.

Für Kinder haben zunächst die Eltern Autorität, dann Lehrer, später selbstgewählte Vorbilder oder einflußreiche Personen und Machthaber. Gläubige Menschen sind einerseits meist in hohem Maß bereit, die Autorität religiöser Führer und Inhaber kirchlicher Ämter anzuerkennen; andererseits aber auch dazu fähig, sich mit Berufung auf Gott auch einem mehrheitlich anerkannten Autoritätsanspruch zu entziehen (Apostelgeschichte 5, 29: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen").

Autorität wird zunehmend als Problem empfunden.

Ihr Nutzen für die Entwicklung und Selbstverwirklichung des einzelnen und für eine Gemeinschaft kann u.a. darin liegen, daß Sachkenntnisse und Fertigkeiten anderen auch dann vermittelt werden können, wenn ihnen die eigene Einsicht fehlt und für die Erklärung und Begründung von Forderungen oder Verboten keine Zeit oder keine Möglichkeit gegeben ist.

Gegenüber den zahlreichen äußeren Reizen schafft Autorität Ordnung und Abschirmung und motiviert auch bei inneren Stimmungsschwankungen zu gleichmäßigen Leistungen. Sie ist für viele Arten des Lernens und insbesondere für effektives gemeinsames Handeln in einer auf Arbeitsteilung und Spezialisierung angewiesenen Gesellschaft förderlich.

Nachteile der Autorität können der mögliche Mißbrauch, Abhängigkeit und die Hemmung einer freien Entfaltung sein. So werden z.B. autoritär erzogene Kinder leichter unsicher, wenn sie sich allein zurechtfinden müssen. Durch Autorität werden oft ungerechte Verhältnisse aufrechterhalten. Zwischen der Autorität eines Amtes und den Fähigkeiten seiner Inhaber können erhebliche Widersprüche bestehen.

Aufbau und Ausübung von Autorität und die Reaktion darauf sind nur schwer willkürlich zu beeinflussen. Auf jeden Fall ist damit eine weitreichende Verantwortung verbunden. Deshalb soll sie befragt und begründet werden können, um zu klären, ob sie wirklich das Wohl und die Mündigkeit der Abhängigen zum Ziel hat.

Die programmatisch geforderte Abschaffung von Autorität hat meist die Einrichtung oder den Einfluß anderer Autoritäten zur Folge, weil der Mensch nicht ohne Orientierung an anderen leben kann (Antiautoritäre Erziehung).